die verpesteten Winkel. Fragen Sie sich, die Hand auf der Brust, ob's die Winkel allein sind, ob das Miasma nicht auf den Heerstraßen weht, in den Schlössern und Städten, ob's in den Schreibestuben und Wachtstuben die Brust dem Redlichen nicht zu¬ sammenschnürt. Draußen im Reiche ist es zusam¬ mengebrochen. Was da liegt, faul und morsch, je¬ dem Kinde ist's klar. Hier ist noch ein gleißender Firniß darum. Aber reißt die Schale ab, Herr, Sie zittern selbst, Sie ahnen oder Sie wissen, was dar¬ unter, ich will nicht noch einmal Ihren Schmerz sta¬ cheln. Ich aber sehe vor mir, wenn auch dieses letzte stolze, thurmreiche Schloß zusammenstürzt, nur Ver¬ wesung, eine unermeßliche Leichenwüste. -- Herr Ma¬ jor, ein letztes Wort: wenn der Tod seine Fackel über uns Alle schwingt, wenn Deutschlands, Preu¬ ßens, Oestreichs Name ausgelöscht ist, dann ist auch unser Streit begraben -- ein Höherer mag richten, wer mehr gefehlt. Wenn aber Gott entschieden hat, daß es in Deutschland noch ein Volk giebt, nicht reif zum Helotenstamm, und Preußen ist dies einzige Volk -- dann, mein Herr -- stehe ich Ihrer Kugel."
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die verpeſteten Winkel. Fragen Sie ſich, die Hand auf der Bruſt, ob's die Winkel allein ſind, ob das Miasma nicht auf den Heerſtraßen weht, in den Schlöſſern und Städten, ob's in den Schreibeſtuben und Wachtſtuben die Bruſt dem Redlichen nicht zu¬ ſammenſchnürt. Draußen im Reiche iſt es zuſam¬ mengebrochen. Was da liegt, faul und morſch, je¬ dem Kinde iſt's klar. Hier iſt noch ein gleißender Firniß darum. Aber reißt die Schale ab, Herr, Sie zittern ſelbſt, Sie ahnen oder Sie wiſſen, was dar¬ unter, ich will nicht noch einmal Ihren Schmerz ſta¬ cheln. Ich aber ſehe vor mir, wenn auch dieſes letzte ſtolze, thurmreiche Schloß zuſammenſtürzt, nur Ver¬ weſung, eine unermeßliche Leichenwüſte. — Herr Ma¬ jor, ein letztes Wort: wenn der Tod ſeine Fackel über uns Alle ſchwingt, wenn Deutſchlands, Preu¬ ßens, Oeſtreichs Name ausgelöſcht iſt, dann iſt auch unſer Streit begraben — ein Höherer mag richten, wer mehr gefehlt. Wenn aber Gott entſchieden hat, daß es in Deutſchland noch ein Volk giebt, nicht reif zum Helotenſtamm, und Preußen iſt dies einzige Volk — dann, mein Herr — ſtehe ich Ihrer Kugel.“
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die verpeſteten Winkel. Fragen Sie ſich, die Hand
auf der Bruſt, ob's die Winkel allein ſind, ob das
Miasma nicht auf den Heerſtraßen weht, in den
Schlöſſern und Städten, ob's in den Schreibeſtuben
und Wachtſtuben die Bruſt dem Redlichen nicht zu¬
ſammenſchnürt. Draußen im Reiche iſt es zuſam¬
mengebrochen. Was da liegt, faul und morſch, je¬
dem Kinde iſt's klar. Hier iſt noch ein gleißender
Firniß darum. Aber reißt die Schale ab, Herr, Sie
zittern ſelbſt, Sie ahnen oder Sie wiſſen, was dar¬
unter, ich will nicht noch einmal Ihren Schmerz ſta¬
cheln. Ich aber ſehe vor mir, wenn auch dieſes letzte
ſtolze, thurmreiche Schloß zuſammenſtürzt, nur Ver¬
weſung, eine unermeßliche Leichenwüſte. — Herr Ma¬
jor, ein letztes Wort: wenn der Tod ſeine Fackel
über uns Alle ſchwingt, wenn Deutſchlands, Preu¬
ßens, Oeſtreichs Name ausgelöſcht iſt, dann iſt auch
unſer Streit begraben — ein Höherer mag richten,
wer mehr gefehlt. Wenn aber Gott entſchieden hat,
daß es in Deutſchland noch ein Volk giebt, nicht reif
zum Helotenſtamm, und Preußen iſt dies einzige
Volk — dann, mein Herr — ſtehe ich Ihrer Kugel.“
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/317>, abgerufen am 25.11.2024.
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