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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.

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seine Hand aus der des jungen Mädchens losreißen
müssen, so fest hielt er sie gefaßt. Sie war darauf
-- von der Anstrengung und dem physischen Schmerz,
sagten die Verständigen, zu Boden gesunken. Ob
in einer Ohnmacht oder einem Starrkrampf, darüber
stritt man; die zum letzteren hinneigten, behaupteten,
sie sei schon vorhin, als sie noch aufrecht saß, in
einem Starrkrampf gewesen. Andere vermutheten
noch Anderes, und Iffland flüsterte zu Bethmann:
"Ich besorge, daß man uns auf unserem Grund
und Boden eine Komödie aufgeführt hat, während wir
hier dem Publikum einen Ernst vorspielen wollten."

Während er lauter als nöthig Anordnungen
gab, den Vorhang fallen zu lassen, und deutliche
Winke, daß es Zeit wäre das Schauspielhaus zu
räumen, erhob sich ein neuer Lärm im Orchester.

"Als hätte sich heut Alles gegen unsere Ord¬
nung verschworen!" rief Iffland, von daher zurück¬
kehrend.

"Gönnen Sie der Freude etwas Tumult, Herr
Director."

"Ein Civilist hat sich gegen einen Officier ver¬
gangen. Sie arretiren ihn eben. Als ob ein Tag,
der in Allen nur einen Gedanken hervorrufen sollte,
zur Aufwärmung dieser leidigen Streitigkeiten zwi¬
schen den Ständen geeignet wäre."

"Es soll sonst ein ganz anständiger Mensch sein."

"Desto schlimmer, rief Iffland. Wenn die
Vernünftigen nicht einmal ihre Affecte am Altar des

ſeine Hand aus der des jungen Mädchens losreißen
müſſen, ſo feſt hielt er ſie gefaßt. Sie war darauf
— von der Anſtrengung und dem phyſiſchen Schmerz,
ſagten die Verſtändigen, zu Boden geſunken. Ob
in einer Ohnmacht oder einem Starrkrampf, darüber
ſtritt man; die zum letzteren hinneigten, behaupteten,
ſie ſei ſchon vorhin, als ſie noch aufrecht ſaß, in
einem Starrkrampf geweſen. Andere vermutheten
noch Anderes, und Iffland flüſterte zu Bethmann:
„Ich beſorge, daß man uns auf unſerem Grund
und Boden eine Komödie aufgeführt hat, während wir
hier dem Publikum einen Ernſt vorſpielen wollten.“

Während er lauter als nöthig Anordnungen
gab, den Vorhang fallen zu laſſen, und deutliche
Winke, daß es Zeit wäre das Schauſpielhaus zu
räumen, erhob ſich ein neuer Lärm im Orcheſter.

„Als hätte ſich heut Alles gegen unſere Ord¬
nung verſchworen!“ rief Iffland, von daher zurück¬
kehrend.

„Gönnen Sie der Freude etwas Tumult, Herr
Director.“

„Ein Civiliſt hat ſich gegen einen Officier ver¬
gangen. Sie arretiren ihn eben. Als ob ein Tag,
der in Allen nur einen Gedanken hervorrufen ſollte,
zur Aufwärmung dieſer leidigen Streitigkeiten zwi¬
ſchen den Ständen geeignet wäre.“

„Es ſoll ſonſt ein ganz anſtändiger Menſch ſein.“

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[279/0289] ſeine Hand aus der des jungen Mädchens losreißen müſſen, ſo feſt hielt er ſie gefaßt. Sie war darauf — von der Anſtrengung und dem phyſiſchen Schmerz, ſagten die Verſtändigen, zu Boden geſunken. Ob in einer Ohnmacht oder einem Starrkrampf, darüber ſtritt man; die zum letzteren hinneigten, behaupteten, ſie ſei ſchon vorhin, als ſie noch aufrecht ſaß, in einem Starrkrampf geweſen. Andere vermutheten noch Anderes, und Iffland flüſterte zu Bethmann: „Ich beſorge, daß man uns auf unſerem Grund und Boden eine Komödie aufgeführt hat, während wir hier dem Publikum einen Ernſt vorſpielen wollten.“ Während er lauter als nöthig Anordnungen gab, den Vorhang fallen zu laſſen, und deutliche Winke, daß es Zeit wäre das Schauſpielhaus zu räumen, erhob ſich ein neuer Lärm im Orcheſter. „Als hätte ſich heut Alles gegen unſere Ord¬ nung verſchworen!“ rief Iffland, von daher zurück¬ kehrend. „Gönnen Sie der Freude etwas Tumult, Herr Director.“ „Ein Civiliſt hat ſich gegen einen Officier ver¬ gangen. Sie arretiren ihn eben. Als ob ein Tag, der in Allen nur einen Gedanken hervorrufen ſollte, zur Aufwärmung dieſer leidigen Streitigkeiten zwi¬ ſchen den Ständen geeignet wäre.“ „Es ſoll ſonſt ein ganz anſtändiger Menſch ſein.“ „Deſto ſchlimmer, rief Iffland. Wenn die Vernünftigen nicht einmal ihre Affecte am Altar des

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/289>, abgerufen am 24.11.2024.