eisernen Volke, Glanz und Elasticität diesem Herr¬ schergeschlechte, jene Wunderkraft, die dies Reich aus einem Nichts geschaffen, wäre lungenkrank im letzten Stadium!"
"Sei unser Genius wach!"
"Und wir auf sein Commando! Darauf kommt es an."
"Stein ist fest. Er wird auf Hardenbergs eben so feste Unterstützung rechnen dürfen."
"Keiner darf ruhen, wir alle müssen einheizen, schüren, jeder an seiner Stelle. Brandstifter sein wird jetzt zur Tugend und Pflicht. Keine Parteimeinungen mehr, Civil und Militair, die traurige Spaltung muß verschwinden. Die Prinzen unterstützt! Die Königin! Vor allem Prinz Louis! Die Regimenter angejubelt auf der Parade beim Marsch. Haben wir denn keine Kriegslieder, keine Dichter! Auf dem Theater Stücke, die das Blut entzünden! Wozu ha¬ ben wir Federn, Papier, Druckerschwärze, Zeitungen, wenn sie nur da sind, um Räthsel und Anektoten zu drucken. Das wäre das Mittel um Blitze --"
"Sie vergessen --"
"Die für die Gebildeten schreiben! Ins Volk die Blitze geschleudert! Das gilt es. Haß, Grimm muß die Massen durchwühlen, die Rachewuth zum Opfermuth werden. Erfinde man Gräuelgeschichten, wenn die wirklichen noch nicht zünden vom Franzosen¬ übermuth, von Schande und Schändungen, Er¬ pressungen, Hohn und Höllenlust; diese Dichtung ist
eiſernen Volke, Glanz und Elaſticität dieſem Herr¬ ſchergeſchlechte, jene Wunderkraft, die dies Reich aus einem Nichts geſchaffen, wäre lungenkrank im letzten Stadium!“
„Sei unſer Genius wach!“
„Und wir auf ſein Commando! Darauf kommt es an.“
„Stein iſt feſt. Er wird auf Hardenbergs eben ſo feſte Unterſtützung rechnen dürfen.“
„Keiner darf ruhen, wir alle müſſen einheizen, ſchüren, jeder an ſeiner Stelle. Brandſtifter ſein wird jetzt zur Tugend und Pflicht. Keine Parteimeinungen mehr, Civil und Militair, die traurige Spaltung muß verſchwinden. Die Prinzen unterſtützt! Die Königin! Vor allem Prinz Louis! Die Regimenter angejubelt auf der Parade beim Marſch. Haben wir denn keine Kriegslieder, keine Dichter! Auf dem Theater Stücke, die das Blut entzünden! Wozu ha¬ ben wir Federn, Papier, Druckerſchwärze, Zeitungen, wenn ſie nur da ſind, um Räthſel und Anektoten zu drucken. Das wäre das Mittel um Blitze —“
„Sie vergeſſen —“
„Die für die Gebildeten ſchreiben! Ins Volk die Blitze geſchleudert! Das gilt es. Haß, Grimm muß die Maſſen durchwühlen, die Rachewuth zum Opfermuth werden. Erfinde man Gräuelgeſchichten, wenn die wirklichen noch nicht zünden vom Franzoſen¬ übermuth, von Schande und Schändungen, Er¬ preſſungen, Hohn und Höllenluſt; dieſe Dichtung iſt
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eiſernen Volke, Glanz und Elaſticität dieſem Herr¬
ſchergeſchlechte, jene Wunderkraft, die dies Reich aus
einem Nichts geſchaffen, wäre lungenkrank im letzten
Stadium!“
„Sei unſer Genius wach!“
„Und wir auf ſein Commando! Darauf kommt
es an.“
„Stein iſt feſt. Er wird auf Hardenbergs eben
ſo feſte Unterſtützung rechnen dürfen.“
„Keiner darf ruhen, wir alle müſſen einheizen,
ſchüren, jeder an ſeiner Stelle. Brandſtifter ſein wird
jetzt zur Tugend und Pflicht. Keine Parteimeinungen
mehr, Civil und Militair, die traurige Spaltung
muß verſchwinden. Die Prinzen unterſtützt! Die
Königin! Vor allem Prinz Louis! Die Regimenter
angejubelt auf der Parade beim Marſch. Haben wir
denn keine Kriegslieder, keine Dichter! Auf dem
Theater Stücke, die das Blut entzünden! Wozu ha¬
ben wir Federn, Papier, Druckerſchwärze, Zeitungen,
wenn ſie nur da ſind, um Räthſel und Anektoten zu
drucken. Das wäre das Mittel um Blitze —“
„Sie vergeſſen —“
„Die für die Gebildeten ſchreiben! Ins Volk
die Blitze geſchleudert! Das gilt es. Haß, Grimm
muß die Maſſen durchwühlen, die Rachewuth zum
Opfermuth werden. Erfinde man Gräuelgeſchichten,
wenn die wirklichen noch nicht zünden vom Franzoſen¬
übermuth, von Schande und Schändungen, Er¬
preſſungen, Hohn und Höllenluſt; dieſe Dichtung iſt
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/292>, abgerufen am 16.07.2024.
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