Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

ist, daraus macht er Schlüsse, zum Etonnement. Sein
Kopf ist voll Verbesserungspläne für unsere Land¬
wirthschaft."

"Um so mehr zu bedauern, daß Haugwitz einen
Degout gegen ihn hat. Was könnte er im Staats¬
dienst nützen!"

"Hat er denn Gout dafür?"

"Der kommt von selbst, wenn man unter Mi¬
nistern wie Excellenz arbeitet."

"Ich ästimire ihn sehr. Hat geniale Gedanken,
zum Beispiel über Schaafzüchterei. Wie ich mich mit
meinen Bauern separirt habe, das möchte er allen
Gutsbesitzern zum Exempel hinstellen. Hat mir eine
Rechnung aufgemacht, wie viel der Gutsherr eigent¬
lich Schaden hat bei den Frohndiensten. Ich ver¬
sichre Sie, die Augen gingen mir über --"

"Vor Freude, daß Ihr Genie ein so glückliches
Arrangement getroffen. Die Bauern sind gewiß auch
zufrieden. --"

"Sie wissen, wie Bauern sind."

"Aber das Publikum verehrt Excellenz als einen
Wohlthäter der unterdrückten Menschenklasse, und als
der Staat für Ihre Verdienste Ihnen Schöneichen
schenkte, hat er nicht daran gedacht, daß es so viel
mehr werth war, als Excellenz daraus gemacht. In
der Taxe, die Seiner Majestät damals vorgelegt
wurde, war es ja wohl nur geschätzt auf --"

Der Minister unterbrach ihn: "Ich ästimire,
wie gesagt, Herrn von Wandel sehr, indessen --"

iſt, daraus macht er Schlüſſe, zum Etonnement. Sein
Kopf iſt voll Verbeſſerungspläne für unſere Land¬
wirthſchaft.“

„Um ſo mehr zu bedauern, daß Haugwitz einen
Degout gegen ihn hat. Was könnte er im Staats¬
dienſt nützen!“

„Hat er denn Gout dafür?“

„Der kommt von ſelbſt, wenn man unter Mi¬
niſtern wie Excellenz arbeitet.“

„Ich äſtimire ihn ſehr. Hat geniale Gedanken,
zum Beiſpiel über Schaafzüchterei. Wie ich mich mit
meinen Bauern ſeparirt habe, das möchte er allen
Gutsbeſitzern zum Exempel hinſtellen. Hat mir eine
Rechnung aufgemacht, wie viel der Gutsherr eigent¬
lich Schaden hat bei den Frohndienſten. Ich ver¬
ſichre Sie, die Augen gingen mir über —“

„Vor Freude, daß Ihr Genie ein ſo glückliches
Arrangement getroffen. Die Bauern ſind gewiß auch
zufrieden. —“

„Sie wiſſen, wie Bauern ſind.“

„Aber das Publikum verehrt Excellenz als einen
Wohlthäter der unterdrückten Menſchenklaſſe, und als
der Staat für Ihre Verdienſte Ihnen Schöneichen
ſchenkte, hat er nicht daran gedacht, daß es ſo viel
mehr werth war, als Excellenz daraus gemacht. In
der Taxe, die Seiner Majeſtät damals vorgelegt
wurde, war es ja wohl nur geſchätzt auf —“

Der Miniſter unterbrach ihn: „Ich äſtimire,
wie geſagt, Herrn von Wandel ſehr, indeſſen —“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0286" n="276"/>
i&#x017F;t, daraus macht er Schlü&#x017F;&#x017F;e, zum Etonnement. Sein<lb/>
Kopf i&#x017F;t voll Verbe&#x017F;&#x017F;erungspläne für un&#x017F;ere Land¬<lb/>
wirth&#x017F;chaft.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Um &#x017F;o mehr zu bedauern, daß Haugwitz einen<lb/>
Degout gegen ihn hat. Was könnte er im Staats¬<lb/>
dien&#x017F;t nützen!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Hat <hi rendition="#g">er</hi> denn Gout dafür?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Der kommt von &#x017F;elb&#x017F;t, wenn man unter Mi¬<lb/>
ni&#x017F;tern wie Excellenz arbeitet.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ich ä&#x017F;timire ihn &#x017F;ehr. Hat geniale Gedanken,<lb/>
zum Bei&#x017F;piel über Schaafzüchterei. Wie ich mich mit<lb/>
meinen Bauern &#x017F;eparirt habe, das möchte er allen<lb/>
Gutsbe&#x017F;itzern zum Exempel hin&#x017F;tellen. Hat mir eine<lb/>
Rechnung aufgemacht, wie viel der Gutsherr eigent¬<lb/>
lich Schaden hat bei den Frohndien&#x017F;ten. Ich ver¬<lb/>
&#x017F;ichre Sie, die Augen gingen mir über &#x2014;&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Vor Freude, daß Ihr Genie ein &#x017F;o glückliches<lb/>
Arrangement getroffen. Die Bauern &#x017F;ind gewiß auch<lb/>
zufrieden. &#x2014;&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Sie wi&#x017F;&#x017F;en, wie Bauern &#x017F;ind.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Aber das Publikum verehrt Excellenz als einen<lb/>
Wohlthäter der unterdrückten Men&#x017F;chenkla&#x017F;&#x017F;e, und als<lb/>
der Staat für Ihre Verdien&#x017F;te Ihnen Schöneichen<lb/>
&#x017F;chenkte, hat er nicht daran gedacht, daß es &#x017F;o viel<lb/>
mehr werth war, als Excellenz daraus gemacht. In<lb/>
der Taxe, die Seiner Maje&#x017F;tät damals vorgelegt<lb/>
wurde, war es ja wohl nur ge&#x017F;chätzt auf &#x2014;&#x201C;</p><lb/>
        <p>Der Mini&#x017F;ter unterbrach ihn: &#x201E;Ich ä&#x017F;timire,<lb/>
wie ge&#x017F;agt, Herrn von Wandel &#x017F;ehr, inde&#x017F;&#x017F;en &#x2014;&#x201C;</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[276/0286] iſt, daraus macht er Schlüſſe, zum Etonnement. Sein Kopf iſt voll Verbeſſerungspläne für unſere Land¬ wirthſchaft.“ „Um ſo mehr zu bedauern, daß Haugwitz einen Degout gegen ihn hat. Was könnte er im Staats¬ dienſt nützen!“ „Hat er denn Gout dafür?“ „Der kommt von ſelbſt, wenn man unter Mi¬ niſtern wie Excellenz arbeitet.“ „Ich äſtimire ihn ſehr. Hat geniale Gedanken, zum Beiſpiel über Schaafzüchterei. Wie ich mich mit meinen Bauern ſeparirt habe, das möchte er allen Gutsbeſitzern zum Exempel hinſtellen. Hat mir eine Rechnung aufgemacht, wie viel der Gutsherr eigent¬ lich Schaden hat bei den Frohndienſten. Ich ver¬ ſichre Sie, die Augen gingen mir über —“ „Vor Freude, daß Ihr Genie ein ſo glückliches Arrangement getroffen. Die Bauern ſind gewiß auch zufrieden. —“ „Sie wiſſen, wie Bauern ſind.“ „Aber das Publikum verehrt Excellenz als einen Wohlthäter der unterdrückten Menſchenklaſſe, und als der Staat für Ihre Verdienſte Ihnen Schöneichen ſchenkte, hat er nicht daran gedacht, daß es ſo viel mehr werth war, als Excellenz daraus gemacht. In der Taxe, die Seiner Majeſtät damals vorgelegt wurde, war es ja wohl nur geſchätzt auf —“ Der Miniſter unterbrach ihn: „Ich äſtimire, wie geſagt, Herrn von Wandel ſehr, indeſſen —“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/286
Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/286>, abgerufen am 17.05.2024.