reuth machen? Wenn er siegt, wie wird er's uns gedenken? Wenn die Alliirten siegen, wie werden sie uns Buxhövdens Abweisung nachtragen?"
Der Minister sagte lächelnd: "Bernadotte lassen wir nicht durch Franken und Kutusow nicht durch Schlesien. Voila, das hebt sich, und wir bleiben im Equilibrium."
Man schwieg.
"Wozu sich Sorgen machen, mein Herr Ge¬ heimrath? Haben Dinge genug, die uns kümmern"
"Wenn aber Napoleon unsre Neutralität nicht respectirte!"
"Lassen wir die Russen durch. Sie sind doch sonst ein so ruhiger Mann. Alteriren Sie die Vor¬ würfe, die man Herrn Lombard macht? Oder küm¬ mert Sie Ihr Sohn? Das ist ja nun auch abge¬ macht."
"Ich weiß nicht, Excellenz, es ist mir zuweilen wie in einer Gewitterluft."
"Gehn Sie nach Karlsbad, sag ich Ihnen. Hilft von Allem. Pure Hypochondrie."
"Ich muß gestehen, daß ich sonst nicht zur, Hypochondrie neige. Indessen diese Stimmen im Publicum --"
"Da höre ich nie drauf. Ist reine Magenver¬ stimmung. Sprechen Sie doch mit Hufeland."
"Lombard, das gebe ich zu, -- in vertrauten Stunden giebt er es selbst zu, -- hat sich durch Na¬ poleons enchantirendes Wesen, ich will nicht sagen,
reuth machen? Wenn er ſiegt, wie wird er's uns gedenken? Wenn die Alliirten ſiegen, wie werden ſie uns Buxhövdens Abweiſung nachtragen?“
Der Miniſter ſagte lächelnd: „Bernadotte laſſen wir nicht durch Franken und Kutuſow nicht durch Schleſien. Voilà, das hebt ſich, und wir bleiben im Equilibrium.“
Man ſchwieg.
„Wozu ſich Sorgen machen, mein Herr Ge¬ heimrath? Haben Dinge genug, die uns kümmern“
„Wenn aber Napoleon unſre Neutralität nicht reſpectirte!“
„Laſſen wir die Ruſſen durch. Sie ſind doch ſonſt ein ſo ruhiger Mann. Alteriren Sie die Vor¬ würfe, die man Herrn Lombard macht? Oder küm¬ mert Sie Ihr Sohn? Das iſt ja nun auch abge¬ macht.“
„Ich weiß nicht, Excellenz, es iſt mir zuweilen wie in einer Gewitterluft.“
„Gehn Sie nach Karlsbad, ſag ich Ihnen. Hilft von Allem. Pure Hypochondrie.“
„Ich muß geſtehen, daß ich ſonſt nicht zur, Hypochondrie neige. Indeſſen dieſe Stimmen im Publicum —“
„Da höre ich nie drauf. Iſt reine Magenver¬ ſtimmung. Sprechen Sie doch mit Hufeland.“
„Lombard, das gebe ich zu, — in vertrauten Stunden giebt er es ſelbſt zu, — hat ſich durch Na¬ poleons enchantirendes Weſen, ich will nicht ſagen,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0281"n="271"/>
reuth machen? Wenn er ſiegt, wie wird er's uns<lb/>
gedenken? Wenn die Alliirten ſiegen, wie werden ſie<lb/>
uns Buxhövdens Abweiſung nachtragen?“</p><lb/><p>Der Miniſter ſagte lächelnd: „Bernadotte laſſen<lb/>
wir nicht durch Franken und Kutuſow nicht durch<lb/>
Schleſien. <hirendition="#aq">Voilà</hi>, das hebt ſich, und wir bleiben im<lb/>
Equilibrium.“</p><lb/><p>Man ſchwieg.</p><lb/><p>„Wozu ſich Sorgen machen, mein Herr Ge¬<lb/>
heimrath? Haben Dinge genug, die uns kümmern“</p><lb/><p>„Wenn aber Napoleon unſre Neutralität nicht<lb/>
reſpectirte!“</p><lb/><p>„Laſſen wir die Ruſſen durch. Sie ſind doch<lb/>ſonſt ein ſo ruhiger Mann. Alteriren Sie die Vor¬<lb/>
würfe, die man Herrn Lombard macht? Oder küm¬<lb/>
mert Sie Ihr Sohn? Das iſt ja nun auch abge¬<lb/>
macht.“</p><lb/><p>„Ich weiß nicht, Excellenz, es iſt mir zuweilen<lb/>
wie in einer Gewitterluft.“</p><lb/><p>„Gehn Sie nach Karlsbad, ſag ich Ihnen. Hilft<lb/>
von Allem. Pure Hypochondrie.“</p><lb/><p>„Ich muß geſtehen, daß ich ſonſt nicht zur,<lb/>
Hypochondrie neige. Indeſſen dieſe Stimmen im<lb/>
Publicum —“</p><lb/><p>„Da höre ich nie drauf. Iſt reine Magenver¬<lb/>ſtimmung. Sprechen Sie doch mit Hufeland.“</p><lb/><p>„Lombard, das gebe ich zu, — in vertrauten<lb/>
Stunden giebt er es ſelbſt zu, — hat ſich durch Na¬<lb/>
poleons enchantirendes Weſen, ich will nicht ſagen,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[271/0281]
reuth machen? Wenn er ſiegt, wie wird er's uns
gedenken? Wenn die Alliirten ſiegen, wie werden ſie
uns Buxhövdens Abweiſung nachtragen?“
Der Miniſter ſagte lächelnd: „Bernadotte laſſen
wir nicht durch Franken und Kutuſow nicht durch
Schleſien. Voilà, das hebt ſich, und wir bleiben im
Equilibrium.“
Man ſchwieg.
„Wozu ſich Sorgen machen, mein Herr Ge¬
heimrath? Haben Dinge genug, die uns kümmern“
„Wenn aber Napoleon unſre Neutralität nicht
reſpectirte!“
„Laſſen wir die Ruſſen durch. Sie ſind doch
ſonſt ein ſo ruhiger Mann. Alteriren Sie die Vor¬
würfe, die man Herrn Lombard macht? Oder küm¬
mert Sie Ihr Sohn? Das iſt ja nun auch abge¬
macht.“
„Ich weiß nicht, Excellenz, es iſt mir zuweilen
wie in einer Gewitterluft.“
„Gehn Sie nach Karlsbad, ſag ich Ihnen. Hilft
von Allem. Pure Hypochondrie.“
„Ich muß geſtehen, daß ich ſonſt nicht zur,
Hypochondrie neige. Indeſſen dieſe Stimmen im
Publicum —“
„Da höre ich nie drauf. Iſt reine Magenver¬
ſtimmung. Sprechen Sie doch mit Hufeland.“
„Lombard, das gebe ich zu, — in vertrauten
Stunden giebt er es ſelbſt zu, — hat ſich durch Na¬
poleons enchantirendes Weſen, ich will nicht ſagen,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/281>, abgerufen am 08.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.