bestechen lassen, aber, er hat mit zu günstiger Stim¬ mung für seine Persönlichkeit die Dinge betrachtet. Napoleon ist undurchdringlich, er ist auch gefährlich. Mein Gott, wer leugnet das! Jetzt nun überall diese Stimme hören, diese Blicke ertragen zu müssen, als wären wir an alle dem schuld, was sich nicht än¬ dern ließ!"
"Was ist's denn, mon ami! Werden die Inte¬ ressen der Pfandbriefe nicht mehr gezahlt? Ist Hungers¬ noth? Die Weber in Schlesien fangen an etwas zu lamentiren. Können wir dafür, daß sie nicht mehr mit Ducaten Kegel schieben? Es geht ja sonst bei uns alles in seinem Geleise fort."
"Und mir ist, als drehte sich Alles im Wirbel."
"Gehn Sie nach Karlsbad. Zwei Becher Sprudel täglich, nachher drei. Drei Wochen lang. Ist alles vorbei, ist alles nur Imagination."
"Excellenz mögen recht haben, sagte Bovillard, sich zum Gehen anschickend. Nochmals meinen Dank, daß Sie sich meines fils perdu angenommen."
"Nicht der Rede werth. Aber, wie gesagt, fort muß er, wenn er abgesessen hat. Leidet auch an Imaginationen. Die Reden, die er führt, sollen ja execrabel sein."
"Er hat sie nicht von mir."
"Assurement! Aber eben darum. Ist für Sie selbst am besten."
"Gewiß! Aber wie?"
"Ihr Herr Sohn, sagte Fuchsius, benimmt sich
beſtechen laſſen, aber, er hat mit zu günſtiger Stim¬ mung für ſeine Perſönlichkeit die Dinge betrachtet. Napoleon iſt undurchdringlich, er iſt auch gefährlich. Mein Gott, wer leugnet das! Jetzt nun überall dieſe Stimme hören, dieſe Blicke ertragen zu müſſen, als wären wir an alle dem ſchuld, was ſich nicht än¬ dern ließ!“
„Was iſt's denn, mon ami! Werden die Inte¬ reſſen der Pfandbriefe nicht mehr gezahlt? Iſt Hungers¬ noth? Die Weber in Schleſien fangen an etwas zu lamentiren. Können wir dafür, daß ſie nicht mehr mit Ducaten Kegel ſchieben? Es geht ja ſonſt bei uns alles in ſeinem Geleiſe fort.“
„Und mir iſt, als drehte ſich Alles im Wirbel.“
„Gehn Sie nach Karlsbad. Zwei Becher Sprudel täglich, nachher drei. Drei Wochen lang. Iſt alles vorbei, iſt alles nur Imagination.“
„Excellenz mögen recht haben, ſagte Bovillard, ſich zum Gehen anſchickend. Nochmals meinen Dank, daß Sie ſich meines fils perdu angenommen.“
„Nicht der Rede werth. Aber, wie geſagt, fort muß er, wenn er abgeſeſſen hat. Leidet auch an Imaginationen. Die Reden, die er führt, ſollen ja execrabel ſein.“
„Er hat ſie nicht von mir.“
„Assurément! Aber eben darum. Iſt für Sie ſelbſt am beſten.“
„Gewiß! Aber wie?“
„Ihr Herr Sohn, ſagte Fuchſius, benimmt ſich
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beſtechen laſſen, aber, er hat mit zu günſtiger Stim¬
mung für ſeine Perſönlichkeit die Dinge betrachtet.
Napoleon iſt undurchdringlich, er iſt auch gefährlich.
Mein Gott, wer leugnet das! Jetzt nun überall dieſe
Stimme hören, dieſe Blicke ertragen zu müſſen, als
wären wir an alle dem ſchuld, was ſich nicht än¬
dern ließ!“
„Was iſt's denn, mon ami! Werden die Inte¬
reſſen der Pfandbriefe nicht mehr gezahlt? Iſt Hungers¬
noth? Die Weber in Schleſien fangen an etwas zu
lamentiren. Können wir dafür, daß ſie nicht mehr
mit Ducaten Kegel ſchieben? Es geht ja ſonſt bei
uns alles in ſeinem Geleiſe fort.“
„Und mir iſt, als drehte ſich Alles im Wirbel.“
„Gehn Sie nach Karlsbad. Zwei Becher Sprudel
täglich, nachher drei. Drei Wochen lang. Iſt alles
vorbei, iſt alles nur Imagination.“
„Excellenz mögen recht haben, ſagte Bovillard,
ſich zum Gehen anſchickend. Nochmals meinen Dank,
daß Sie ſich meines fils perdu angenommen.“
„Nicht der Rede werth. Aber, wie geſagt, fort
muß er, wenn er abgeſeſſen hat. Leidet auch an
Imaginationen. Die Reden, die er führt, ſollen
ja execrabel ſein.“
„Er hat ſie nicht von mir.“
„Assurément! Aber eben darum. Iſt für Sie
ſelbſt am beſten.“
„Gewiß! Aber wie?“
„Ihr Herr Sohn, ſagte Fuchſius, benimmt ſich
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/282>, abgerufen am 08.07.2024.
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