"Herr Geheimrath sind heiterer, seit Mamsell Alltag hier ist. Ihr Haus ward belebter. Stören Sie aber die vielen Gesellschaften nicht?"
"Au contraire! Was so jetzt die Menschen allar¬ mirt und sonst auch wohl bis zu mir drang, bleibt nun außer meinem Rayon. Die Herrschaften können das nun bequemer unter sich und mit meiner Frau ab¬ machen."
"Sollte es nie in Ihren Rayon dringen!" sagte van Asten sehr ernst.
"Wenn ich mich einschließe, das wollte ich doch mal sehen. Aber ei, ei, Herr van Asten, will die Romantik Sie nicht verlassen! Sie sehen da wieder eine Geistererscheinung."
"Die, welche ich sehe, Herr Geheimrath, sehen viele mit mir. Dieser Herbst wird die Fluren, wo fröhliche Saaten gereift, mit Leichen und Blut decken."
"Sehn Sie mal, sagte der Geheimrath, was Sie nicht alles sehen!" und wischte mit dem Läppchen die Dinte aus der Feder, die er dann sorgsam vor sich auf das Papier legte. Sein Gesicht bekam dabei einen immer, was man nennt, glaueren Ausdruck, wie ein kluger Mann, wenn er einen, der sich auch für klug hält, auf eine Sandbank abgesetzt zu haben glaubt. "Und diese Vielen, die mit Ihnen diese er¬ schreckliche Geistererscheinung sehen, sind, curios genug, dieselben, die vor Freude damals zitterten, als der Herr General Bonaparte, wie sie es nannten, die
„Herr Geheimrath ſind heiterer, ſeit Mamſell Alltag hier iſt. Ihr Haus ward belebter. Stören Sie aber die vielen Geſellſchaften nicht?“
„Au contraire! Was ſo jetzt die Menſchen allar¬ mirt und ſonſt auch wohl bis zu mir drang, bleibt nun außer meinem Rayon. Die Herrſchaften können das nun bequemer unter ſich und mit meiner Frau ab¬ machen.“
„Sollte es nie in Ihren Rayon dringen!“ ſagte van Aſten ſehr ernſt.
„Wenn ich mich einſchließe, das wollte ich doch mal ſehen. Aber ei, ei, Herr van Aſten, will die Romantik Sie nicht verlaſſen! Sie ſehen da wieder eine Geiſtererſcheinung.“
„Die, welche ich ſehe, Herr Geheimrath, ſehen viele mit mir. Dieſer Herbſt wird die Fluren, wo fröhliche Saaten gereift, mit Leichen und Blut decken.“
„Sehn Sie mal, ſagte der Geheimrath, was Sie nicht alles ſehen!“ und wiſchte mit dem Läppchen die Dinte aus der Feder, die er dann ſorgſam vor ſich auf das Papier legte. Sein Geſicht bekam dabei einen immer, was man nennt, glaueren Ausdruck, wie ein kluger Mann, wenn er einen, der ſich auch für klug hält, auf eine Sandbank abgeſetzt zu haben glaubt. „Und dieſe Vielen, die mit Ihnen dieſe er¬ ſchreckliche Geiſtererſcheinung ſehen, ſind, curios genug, dieſelben, die vor Freude damals zitterten, als der Herr General Bonaparte, wie ſie es nannten, die
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„Herr Geheimrath ſind heiterer, ſeit Mamſell
Alltag hier iſt. Ihr Haus ward belebter. Stören
Sie aber die vielen Geſellſchaften nicht?“
„Au contraire! Was ſo jetzt die Menſchen allar¬
mirt und ſonſt auch wohl bis zu mir drang, bleibt nun
außer meinem Rayon. Die Herrſchaften können das
nun bequemer unter ſich und mit meiner Frau ab¬
machen.“
„Sollte es nie in Ihren Rayon dringen!“
ſagte van Aſten ſehr ernſt.
„Wenn ich mich einſchließe, das wollte ich doch
mal ſehen. Aber ei, ei, Herr van Aſten, will die
Romantik Sie nicht verlaſſen! Sie ſehen da wieder
eine Geiſtererſcheinung.“
„Die, welche ich ſehe, Herr Geheimrath, ſehen
viele mit mir. Dieſer Herbſt wird die Fluren, wo
fröhliche Saaten gereift, mit Leichen und Blut
decken.“
„Sehn Sie mal, ſagte der Geheimrath, was
Sie nicht alles ſehen!“ und wiſchte mit dem Läppchen
die Dinte aus der Feder, die er dann ſorgſam vor
ſich auf das Papier legte. Sein Geſicht bekam dabei
einen immer, was man nennt, glaueren Ausdruck,
wie ein kluger Mann, wenn er einen, der ſich auch
für klug hält, auf eine Sandbank abgeſetzt zu haben
glaubt. „Und dieſe Vielen, die mit Ihnen dieſe er¬
ſchreckliche Geiſtererſcheinung ſehen, ſind, curios genug,
dieſelben, die vor Freude damals zitterten, als der
Herr General Bonaparte, wie ſie es nannten, die
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/18>, abgerufen am 01.08.2024.
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