"Ich bin ein stiller Civilist, Herr Geheimrath," war die Antwort.
"Wozu beschweren Sie sich denn aber da mit dem Hugo Grotius? Sein de jure gentium gehört doch sonst nicht zu Ihren Studien."
Wenn der Geheimrath so weit sehen können, würde er eine leichte Röthe auf des jungen Mannes Gesicht bemerkt haben.
"Nehmen Sie's nur runter, fuhr er fort. Sie können's auch mit nach Hause nehmen, wenn's Ihnen nicht zu schwer ist, die Edition ist nicht selten, man kann sie bei den Antiquaren bekommen. Der Mon¬ tesquieu steht auch noch angeschrieben."
Der junge Mann war von der Leiter gestiegen, den Folianten im Arm: "Wenn Sie mir also erlauben --"
"Aber nehmen Sie sich in Acht, Ihr blauer Frack ist von dem Grotius ganz staubig. Der hat zwar auch mal in einer Kiste gesteckt, wenn ich mich recht entsinne, einer Bücherkiste, und da wird er noch stau¬ biger rausgekrochen sein, aber er wollte nur in Frei¬ heit kommen, nicht zu einer jungen schönen Demoi¬ selle. Aber Sie wollen doch nicht der Mamsell Alltag aus dem Hugo Grotius Vorlesungen halten? Das Kind ist zwar gescheit, aber ich zweifle doch, daß ihr die Lectüre sehr plaisant sein wird."
Der Geheimrath war in ungewöhnlich guter Laune, der junge Mann schien außer Gewohnheit befangen. Indessen hatte er sich schnell gesammelt, während er den Staub vom Rock abklopfte.
„Ich bin ein ſtiller Civiliſt, Herr Geheimrath,“ war die Antwort.
„Wozu beſchweren Sie ſich denn aber da mit dem Hugo Grotius? Sein de jure gentium gehört doch ſonſt nicht zu Ihren Studien.“
Wenn der Geheimrath ſo weit ſehen können, würde er eine leichte Röthe auf des jungen Mannes Geſicht bemerkt haben.
„Nehmen Sie's nur runter, fuhr er fort. Sie können's auch mit nach Hauſe nehmen, wenn's Ihnen nicht zu ſchwer iſt, die Edition iſt nicht ſelten, man kann ſie bei den Antiquaren bekommen. Der Mon¬ tesquieu ſteht auch noch angeſchrieben.“
Der junge Mann war von der Leiter geſtiegen, den Folianten im Arm: „Wenn Sie mir alſo erlauben —“
„Aber nehmen Sie ſich in Acht, Ihr blauer Frack iſt von dem Grotius ganz ſtaubig. Der hat zwar auch mal in einer Kiſte geſteckt, wenn ich mich recht entſinne, einer Bücherkiſte, und da wird er noch ſtau¬ biger rausgekrochen ſein, aber er wollte nur in Frei¬ heit kommen, nicht zu einer jungen ſchönen Demoi¬ ſelle. Aber Sie wollen doch nicht der Mamſell Alltag aus dem Hugo Grotius Vorleſungen halten? Das Kind iſt zwar geſcheit, aber ich zweifle doch, daß ihr die Lectüre ſehr plaiſant ſein wird.“
Der Geheimrath war in ungewöhnlich guter Laune, der junge Mann ſchien außer Gewohnheit befangen. Indeſſen hatte er ſich ſchnell geſammelt, während er den Staub vom Rock abklopfte.
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„Ich bin ein ſtiller Civiliſt, Herr Geheimrath,“
war die Antwort.
„Wozu beſchweren Sie ſich denn aber da mit
dem Hugo Grotius? Sein de jure gentium gehört
doch ſonſt nicht zu Ihren Studien.“
Wenn der Geheimrath ſo weit ſehen können,
würde er eine leichte Röthe auf des jungen Mannes
Geſicht bemerkt haben.
„Nehmen Sie's nur runter, fuhr er fort. Sie
können's auch mit nach Hauſe nehmen, wenn's Ihnen
nicht zu ſchwer iſt, die Edition iſt nicht ſelten, man
kann ſie bei den Antiquaren bekommen. Der Mon¬
tesquieu ſteht auch noch angeſchrieben.“
Der junge Mann war von der Leiter geſtiegen, den
Folianten im Arm: „Wenn Sie mir alſo erlauben —“
„Aber nehmen Sie ſich in Acht, Ihr blauer Frack
iſt von dem Grotius ganz ſtaubig. Der hat zwar
auch mal in einer Kiſte geſteckt, wenn ich mich recht
entſinne, einer Bücherkiſte, und da wird er noch ſtau¬
biger rausgekrochen ſein, aber er wollte nur in Frei¬
heit kommen, nicht zu einer jungen ſchönen Demoi¬
ſelle. Aber Sie wollen doch nicht der Mamſell
Alltag aus dem Hugo Grotius Vorleſungen halten?
Das Kind iſt zwar geſcheit, aber ich zweifle doch,
daß ihr die Lectüre ſehr plaiſant ſein wird.“
Der Geheimrath war in ungewöhnlich guter
Laune, der junge Mann ſchien außer Gewohnheit
befangen. Indeſſen hatte er ſich ſchnell geſammelt,
während er den Staub vom Rock abklopfte.
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/17>, abgerufen am 01.08.2024.
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