Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852."Ich bin ein stiller Civilist, Herr Geheimrath," "Wozu beschweren Sie sich denn aber da mit Wenn der Geheimrath so weit sehen können, "Nehmen Sie's nur runter, fuhr er fort. Sie Der junge Mann war von der Leiter gestiegen, den "Aber nehmen Sie sich in Acht, Ihr blauer Frack Der Geheimrath war in ungewöhnlich guter „Ich bin ein ſtiller Civiliſt, Herr Geheimrath,“ „Wozu beſchweren Sie ſich denn aber da mit Wenn der Geheimrath ſo weit ſehen können, „Nehmen Sie's nur runter, fuhr er fort. Sie Der junge Mann war von der Leiter geſtiegen, den „Aber nehmen Sie ſich in Acht, Ihr blauer Frack Der Geheimrath war in ungewöhnlich guter <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0017" n="7"/> <p>„Ich bin ein ſtiller Civiliſt, Herr Geheimrath,“<lb/> war die Antwort.</p><lb/> <p>„Wozu beſchweren Sie ſich denn aber da mit<lb/> dem Hugo Grotius? Sein <hi rendition="#aq">de jure gentium</hi> gehört<lb/> doch ſonſt nicht zu Ihren Studien.“</p><lb/> <p>Wenn der Geheimrath ſo weit ſehen können,<lb/> würde er eine leichte Röthe auf des jungen Mannes<lb/> Geſicht bemerkt haben.</p><lb/> <p>„Nehmen Sie's nur runter, fuhr er fort. Sie<lb/> können's auch mit nach Hauſe nehmen, wenn's Ihnen<lb/> nicht zu ſchwer iſt, die Edition iſt nicht ſelten, man<lb/> kann ſie bei den Antiquaren bekommen. Der Mon¬<lb/> tesquieu ſteht auch noch angeſchrieben.“</p><lb/> <p>Der junge Mann war von der Leiter geſtiegen, den<lb/> Folianten im Arm: „Wenn Sie mir alſo erlauben —“</p><lb/> <p>„Aber nehmen Sie ſich in Acht, Ihr blauer Frack<lb/> iſt von dem Grotius ganz ſtaubig. Der hat zwar<lb/> auch mal in einer Kiſte geſteckt, wenn ich mich recht<lb/> entſinne, einer Bücherkiſte, und da wird er noch ſtau¬<lb/> biger rausgekrochen ſein, aber er wollte nur in Frei¬<lb/> heit kommen, nicht zu einer jungen ſchönen Demoi¬<lb/> ſelle. Aber Sie wollen doch nicht der Mamſell<lb/> Alltag aus dem Hugo Grotius Vorleſungen halten?<lb/> Das Kind iſt zwar geſcheit, aber ich zweifle doch,<lb/> daß ihr die Lectüre ſehr plaiſant ſein wird.“</p><lb/> <p>Der Geheimrath war in ungewöhnlich guter<lb/> Laune, der junge Mann ſchien außer Gewohnheit<lb/> befangen. Indeſſen hatte er ſich ſchnell geſammelt,<lb/> während er den Staub vom Rock abklopfte.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [7/0017]
„Ich bin ein ſtiller Civiliſt, Herr Geheimrath,“
war die Antwort.
„Wozu beſchweren Sie ſich denn aber da mit
dem Hugo Grotius? Sein de jure gentium gehört
doch ſonſt nicht zu Ihren Studien.“
Wenn der Geheimrath ſo weit ſehen können,
würde er eine leichte Röthe auf des jungen Mannes
Geſicht bemerkt haben.
„Nehmen Sie's nur runter, fuhr er fort. Sie
können's auch mit nach Hauſe nehmen, wenn's Ihnen
nicht zu ſchwer iſt, die Edition iſt nicht ſelten, man
kann ſie bei den Antiquaren bekommen. Der Mon¬
tesquieu ſteht auch noch angeſchrieben.“
Der junge Mann war von der Leiter geſtiegen, den
Folianten im Arm: „Wenn Sie mir alſo erlauben —“
„Aber nehmen Sie ſich in Acht, Ihr blauer Frack
iſt von dem Grotius ganz ſtaubig. Der hat zwar
auch mal in einer Kiſte geſteckt, wenn ich mich recht
entſinne, einer Bücherkiſte, und da wird er noch ſtau¬
biger rausgekrochen ſein, aber er wollte nur in Frei¬
heit kommen, nicht zu einer jungen ſchönen Demoi¬
ſelle. Aber Sie wollen doch nicht der Mamſell
Alltag aus dem Hugo Grotius Vorleſungen halten?
Das Kind iſt zwar geſcheit, aber ich zweifle doch,
daß ihr die Lectüre ſehr plaiſant ſein wird.“
Der Geheimrath war in ungewöhnlich guter
Laune, der junge Mann ſchien außer Gewohnheit
befangen. Indeſſen hatte er ſich ſchnell geſammelt,
während er den Staub vom Rock abklopfte.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |