heute, ein menschliches Mitwesen, eine irrende Schwe¬ ster, gewaltsam aus dieser Welt gerissen werden sollte, wollten sie den Abend nicht ohne stille, ich möchte sagen sympathetische Betrachtung hingehen lassen. Ich war wirklich gerührt über dieses Zeichen edler Empfindung unter meinen Kindern, wie ich sie gern nenne."
"Sie waren also selbst bei dem -- sogenannten Festin?"
"Sie erzeigten mir die Ehre, mich einzuladen. Ach aber so bescheiden. Und ich versichere Sie, ich fand eine Stimmung, die einer Kirche Ehre gemacht. Und die Arrangements so sinnreich und einfach. Der Regimentsquartiermeister, der bei der Lichtenau da im Marmorpalais als Decorateur und Maschinist gearbeitet hatte -- ein unglücklicher Mensch, er mag geirrt haben, wer irrt nicht! -- konnte um lumpige 10,000 Thaler die Quittungen nicht aufweisen! -- Lieber Gott, wenn man für Alles Quittungen ver¬ langte, was zur Zeit der Comteß Lichtenau ausge¬ geben ist! Ein charmanter Mann sonst, sage ich Ih¬ nen, von so philosophischer Ruhe. -- Das kleine Zimmer war griechisch drappirt, et aussi un peu gothique. Hinten ein Opferaltar; in Spiritus brann¬ ten die Flammen empor zu dem Triangel, aus wel¬ chem das Auge der Allwissenheit auf uns herabblickte. Der Rendant vom Salzsteueramt --"
"Der in Hamburg ergriffen ward, als er sich einschiffen wollte?"
heute, ein menſchliches Mitweſen, eine irrende Schwe¬ ſter, gewaltſam aus dieſer Welt geriſſen werden ſollte, wollten ſie den Abend nicht ohne ſtille, ich möchte ſagen ſympathetiſche Betrachtung hingehen laſſen. Ich war wirklich gerührt über dieſes Zeichen edler Empfindung unter meinen Kindern, wie ich ſie gern nenne.“
„Sie waren alſo ſelbſt bei dem — ſogenannten Feſtin?“
„Sie erzeigten mir die Ehre, mich einzuladen. Ach aber ſo beſcheiden. Und ich verſichere Sie, ich fand eine Stimmung, die einer Kirche Ehre gemacht. Und die Arrangements ſo ſinnreich und einfach. Der Regimentsquartiermeiſter, der bei der Lichtenau da im Marmorpalais als Decorateur und Maſchiniſt gearbeitet hatte — ein unglücklicher Menſch, er mag geirrt haben, wer irrt nicht! — konnte um lumpige 10,000 Thaler die Quittungen nicht aufweiſen! — Lieber Gott, wenn man für Alles Quittungen ver¬ langte, was zur Zeit der Comteß Lichtenau ausge¬ geben iſt! Ein charmanter Mann ſonſt, ſage ich Ih¬ nen, von ſo philoſophiſcher Ruhe. — Das kleine Zimmer war griechiſch drappirt, et aussi un peu gothique. Hinten ein Opferaltar; in Spiritus brann¬ ten die Flammen empor zu dem Triangel, aus wel¬ chem das Auge der Allwiſſenheit auf uns herabblickte. Der Rendant vom Salzſteueramt —“
„Der in Hamburg ergriffen ward, als er ſich einſchiffen wollte?“
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heute, ein menſchliches Mitweſen, eine irrende Schwe¬
ſter, gewaltſam aus dieſer Welt geriſſen werden
ſollte, wollten ſie den Abend nicht ohne ſtille, ich
möchte ſagen ſympathetiſche Betrachtung hingehen laſſen.
Ich war wirklich gerührt über dieſes Zeichen edler
Empfindung unter meinen Kindern, wie ich ſie gern
nenne.“
„Sie waren alſo ſelbſt bei dem — ſogenannten
Feſtin?“
„Sie erzeigten mir die Ehre, mich einzuladen.
Ach aber ſo beſcheiden. Und ich verſichere Sie, ich
fand eine Stimmung, die einer Kirche Ehre gemacht.
Und die Arrangements ſo ſinnreich und einfach. Der
Regimentsquartiermeiſter, der bei der Lichtenau da
im Marmorpalais als Decorateur und Maſchiniſt
gearbeitet hatte — ein unglücklicher Menſch, er mag
geirrt haben, wer irrt nicht! — konnte um lumpige
10,000 Thaler die Quittungen nicht aufweiſen! —
Lieber Gott, wenn man für Alles Quittungen ver¬
langte, was zur Zeit der Comteß Lichtenau ausge¬
geben iſt! Ein charmanter Mann ſonſt, ſage ich Ih¬
nen, von ſo philoſophiſcher Ruhe. — Das kleine
Zimmer war griechiſch drappirt, et aussi un peu
gothique. Hinten ein Opferaltar; in Spiritus brann¬
ten die Flammen empor zu dem Triangel, aus wel¬
chem das Auge der Allwiſſenheit auf uns herabblickte.
Der Rendant vom Salzſteueramt —“
„Der in Hamburg ergriffen ward, als er ſich
einſchiffen wollte?“
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/38>, abgerufen am 23.11.2024.
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