des Rebhühnerfricasse's mit farcirten Trüffeln! Da war doch nur eine Stimme. Noch acht Tage drauf, als wir bei Excellenz Schulenburg Kehnert am Tisch saßen, sprach Lombard davon. Sein Koch hats ver¬ sucht, der Englische Gesandte auch, es schickten noch mehre ihre Köche. Warten Sie -- ca ne fait rien. Es hat's keiner rausgekriegt. Und wärs auch nur um Lom¬ bards Willen. Es war ein glücklicher Tag als er mir beim Abschied die Hand drückte. Ich weiß es, Lombard hat viele Feinde, aber in der Freundschaft und -- und in gewissen Ideen hat er eine gewisse constance, perseverance. Man kann wohl sagen, 's ist ein Mann von einem nobeln Esprit, ein Mann comme il faut."
"Schade, daß Lombard verreist ist, sagte die Ge¬ heimeräthin, ich meine schade für Sie."
Es war wieder ein so eigner Ton, eiskalt und bitter wie der Blick, der den Geheimerath traf -- und sie brach so scharf ab, daß die Wärme und Ge¬ müthlichkeit, welche die Erinnerung der Trüffeln und Rebhühner angeregt, plötzlich gedämpft war.
"Mein Gott, belle-soeur, sie kommen --"
"Von meinem Mann geschickt. Was ist denn das mit den Gefangenen in der Vogtei, und den eingeschmissenen Fensterscheiben? Mein Mann hofft, daß Sie dabei außer dem Spiele sind."
Wir wissen, daß diese Erinnerung für den Ge¬ heimrath zu den unangenehmen gehörte. Die Ro¬ senlinien der Freude verzogen sich auf seinem Gesicht
des Rebhühnerfricaſſé's mit farcirten Trüffeln! Da war doch nur eine Stimme. Noch acht Tage drauf, als wir bei Excellenz Schulenburg Kehnert am Tiſch ſaßen, ſprach Lombard davon. Sein Koch hats ver¬ ſucht, der Engliſche Geſandte auch, es ſchickten noch mehre ihre Köche. Warten Sie — ça ne fait rien. Es hat's keiner rausgekriegt. Und wärs auch nur um Lom¬ bards Willen. Es war ein glücklicher Tag als er mir beim Abſchied die Hand drückte. Ich weiß es, Lombard hat viele Feinde, aber in der Freundſchaft und — und in gewiſſen Ideen hat er eine gewiſſe constance, persévérance. Man kann wohl ſagen, 's iſt ein Mann von einem nobeln Esprit, ein Mann comme il faut.“
„Schade, daß Lombard verreiſt iſt, ſagte die Ge¬ heimeräthin, ich meine ſchade für Sie.“
Es war wieder ein ſo eigner Ton, eiskalt und bitter wie der Blick, der den Geheimerath traf — und ſie brach ſo ſcharf ab, daß die Wärme und Ge¬ müthlichkeit, welche die Erinnerung der Trüffeln und Rebhühner angeregt, plötzlich gedämpft war.
„Mein Gott, belle-soeur, ſie kommen —“
„Von meinem Mann geſchickt. Was iſt denn das mit den Gefangenen in der Vogtei, und den eingeſchmiſſenen Fenſterſcheiben? Mein Mann hofft, daß Sie dabei außer dem Spiele ſind.“
Wir wiſſen, daß dieſe Erinnerung für den Ge¬ heimrath zu den unangenehmen gehörte. Die Ro¬ ſenlinien der Freude verzogen ſich auf ſeinem Geſicht
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des Rebhühnerfricaſſé's mit farcirten Trüffeln! Da
war doch nur eine Stimme. Noch acht Tage drauf,
als wir bei Excellenz Schulenburg Kehnert am Tiſch
ſaßen, ſprach Lombard davon. Sein Koch hats ver¬
ſucht, der Engliſche Geſandte auch, es ſchickten noch
mehre ihre Köche. Warten Sie — ça ne fait rien. Es
hat's keiner rausgekriegt. Und wärs auch nur um Lom¬
bards Willen. Es war ein glücklicher Tag als er
mir beim Abſchied die Hand drückte. Ich weiß es,
Lombard hat viele Feinde, aber in der Freundſchaft
und — und in gewiſſen Ideen hat er eine gewiſſe
constance, persévérance. Man kann wohl ſagen,
's iſt ein Mann von einem nobeln Esprit, ein Mann
comme il faut.“
„Schade, daß Lombard verreiſt iſt, ſagte die Ge¬
heimeräthin, ich meine ſchade für Sie.“
Es war wieder ein ſo eigner Ton, eiskalt und
bitter wie der Blick, der den Geheimerath traf —
und ſie brach ſo ſcharf ab, daß die Wärme und Ge¬
müthlichkeit, welche die Erinnerung der Trüffeln und
Rebhühner angeregt, plötzlich gedämpft war.
„Mein Gott, belle-soeur, ſie kommen —“
„Von meinem Mann geſchickt. Was iſt denn
das mit den Gefangenen in der Vogtei, und den
eingeſchmiſſenen Fenſterſcheiben? Mein Mann hofft,
daß Sie dabei außer dem Spiele ſind.“
Wir wiſſen, daß dieſe Erinnerung für den Ge¬
heimrath zu den unangenehmen gehörte. Die Ro¬
ſenlinien der Freude verzogen ſich auf ſeinem Geſicht
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/36>, abgerufen am 16.07.2024.
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