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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852.

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mich nicht mehr, kurzum sie ist nicht mehr was sie
ist, und darum müßte mich ja der -- Excüs! wenn
ich meine gute Charlotte aufgäbe, um eine schlechte
Geheimräthin draus zu machen. -- Man wirft so
gemüthliche Redensarten hin, möglich, es könnte sein
-- wenn nur nicht das und das wäre, wünscht ihr
den besten Mann, aber klopft ihr auf die Schulter,
sich nicht zu übereilen, es würde sich wohl noch alles an¬
ders und besser finden, als mancher denkt. Et caetera."

Nach einer Pause während sie auf ihre spitzen
Finger gesehen, sagte die Geheimeräthin: "Aber die
Person ist auch klug. Sie merkt es. Lieber Schwa¬
ger, kein Mann ist so klug, daß nicht eine Frau, die
er beständig um sich hat, ihm die schwache Stunde
abmerkt. Schlingen sind nun einmal die Waffen
unserer Schwäche; es ist in der Natur. Entweder
entschließen Sie sich und heirathen sie, oder brechen
Sie schnell."

"Das kann ich nicht, c'est absolument impos¬
sible
! 'S ist wahr, Corsika kocht gut, 's kocht keiner
so in Berlin. Das heißt en general -- mais -- !
Was hilft mir das, wenn die Gäste fortgehen und
sagen: es war alles recht fein, aber man weiß von
nichts besonderm zu sprechen, nichts hat einen Ein¬
druck hinterlassen. Das ist gleichsam ein verlorner
Tag. In der Charlotte, verzeihen Sie mir, ist ein
Genie. 'S ist nicht zu leugnen, Manches verdirbt
sie, aber plötzlich mit einem Elan hat sie eine Com¬
position gefunden, parbleu. Erinnern Sie sich noch

mich nicht mehr, kurzum ſie iſt nicht mehr was ſie
iſt, und darum müßte mich ja der — Excüs! wenn
ich meine gute Charlotte aufgäbe, um eine ſchlechte
Geheimräthin draus zu machen. — Man wirft ſo
gemüthliche Redensarten hin, möglich, es könnte ſein
— wenn nur nicht das und das wäre, wünſcht ihr
den beſten Mann, aber klopft ihr auf die Schulter,
ſich nicht zu übereilen, es würde ſich wohl noch alles an¬
ders und beſſer finden, als mancher denkt. Et caetera.“

Nach einer Pauſe während ſie auf ihre ſpitzen
Finger geſehen, ſagte die Geheimeräthin: „Aber die
Perſon iſt auch klug. Sie merkt es. Lieber Schwa¬
ger, kein Mann iſt ſo klug, daß nicht eine Frau, die
er beſtändig um ſich hat, ihm die ſchwache Stunde
abmerkt. Schlingen ſind nun einmal die Waffen
unſerer Schwäche; es iſt in der Natur. Entweder
entſchließen Sie ſich und heirathen ſie, oder brechen
Sie ſchnell.“

„Das kann ich nicht, c'est absolument impos¬
sible
! 'S iſt wahr, Corſika kocht gut, 's kocht keiner
ſo in Berlin. Das heißt en generalmais — !
Was hilft mir das, wenn die Gäſte fortgehen und
ſagen: es war alles recht fein, aber man weiß von
nichts beſonderm zu ſprechen, nichts hat einen Ein¬
druck hinterlaſſen. Das iſt gleichſam ein verlorner
Tag. In der Charlotte, verzeihen Sie mir, iſt ein
Genie. 'S iſt nicht zu leugnen, Manches verdirbt
ſie, aber plötzlich mit einem Elan hat ſie eine Com¬
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[21/0035] mich nicht mehr, kurzum ſie iſt nicht mehr was ſie iſt, und darum müßte mich ja der — Excüs! wenn ich meine gute Charlotte aufgäbe, um eine ſchlechte Geheimräthin draus zu machen. — Man wirft ſo gemüthliche Redensarten hin, möglich, es könnte ſein — wenn nur nicht das und das wäre, wünſcht ihr den beſten Mann, aber klopft ihr auf die Schulter, ſich nicht zu übereilen, es würde ſich wohl noch alles an¬ ders und beſſer finden, als mancher denkt. Et caetera.“ Nach einer Pauſe während ſie auf ihre ſpitzen Finger geſehen, ſagte die Geheimeräthin: „Aber die Perſon iſt auch klug. Sie merkt es. Lieber Schwa¬ ger, kein Mann iſt ſo klug, daß nicht eine Frau, die er beſtändig um ſich hat, ihm die ſchwache Stunde abmerkt. Schlingen ſind nun einmal die Waffen unſerer Schwäche; es iſt in der Natur. Entweder entſchließen Sie ſich und heirathen ſie, oder brechen Sie ſchnell.“ „Das kann ich nicht, c'est absolument impos¬ sible! 'S iſt wahr, Corſika kocht gut, 's kocht keiner ſo in Berlin. Das heißt en general — mais — ! Was hilft mir das, wenn die Gäſte fortgehen und ſagen: es war alles recht fein, aber man weiß von nichts beſonderm zu ſprechen, nichts hat einen Ein¬ druck hinterlaſſen. Das iſt gleichſam ein verlorner Tag. In der Charlotte, verzeihen Sie mir, iſt ein Genie. 'S iſt nicht zu leugnen, Manches verdirbt ſie, aber plötzlich mit einem Elan hat ſie eine Com¬ poſition gefunden, parbleu. Erinnern Sie ſich noch

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/35>, abgerufen am 23.11.2024.