Als die Polizei die Thüren der Wohnung ver¬ schlossen hatte, war manches in derselben nicht mehr, wie es vorher gewesen. Die Volksjustiz hatte geglaubt, auch ihrerseits für die gekränkte Sitte Rache nehmen zu müssen. Die Polizei hatte ihr Auge auf andere Dinge ge¬ habt, um ihren ungebetenen Helfershelfern überall auf die Finger sehen zu können, und diesem Umstande darf man es zuschreiben, daß, als sie die Wohnung räumte, eine Person, ganz von ihr übersehen, zurückgeblieben war.
Die Hände fest auf die Stirn gespannt, den Kopf auf die Stuhllehne gedrückt, saß, ob schlafend, träumend, in einen ohnmachtartigen Starrkrampf versunken, wir wissen es nicht, der junge Bovillard. Die Ruhe um ihn her mochte ihn wecken. Er sprang auf. Sein dunkles Auge stierte nach der Stelle, wo der Legationsrath zuletzt stand, wo er seinen Blick aushalten mußte, und mehr als das, wo der Mann, der ihn tödtlich beleidigt, als sein Fürsprecher auf¬ trat. Ihm verdankte er seine Freiheit und -- doch
Neunzehntes Kapitel. Abälino der große Bandit.
Als die Polizei die Thüren der Wohnung ver¬ ſchloſſen hatte, war manches in derſelben nicht mehr, wie es vorher geweſen. Die Volksjuſtiz hatte geglaubt, auch ihrerſeits für die gekränkte Sitte Rache nehmen zu müſſen. Die Polizei hatte ihr Auge auf andere Dinge ge¬ habt, um ihren ungebetenen Helfershelfern überall auf die Finger ſehen zu können, und dieſem Umſtande darf man es zuſchreiben, daß, als ſie die Wohnung räumte, eine Perſon, ganz von ihr überſehen, zurückgeblieben war.
Die Hände feſt auf die Stirn geſpannt, den Kopf auf die Stuhllehne gedrückt, ſaß, ob ſchlafend, träumend, in einen ohnmachtartigen Starrkrampf verſunken, wir wiſſen es nicht, der junge Bovillard. Die Ruhe um ihn her mochte ihn wecken. Er ſprang auf. Sein dunkles Auge ſtierte nach der Stelle, wo der Legationsrath zuletzt ſtand, wo er ſeinen Blick aushalten mußte, und mehr als das, wo der Mann, der ihn tödtlich beleidigt, als ſein Fürſprecher auf¬ trat. Ihm verdankte er ſeine Freiheit und — doch
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[0334]
Neunzehntes Kapitel.
Abälino der große Bandit.
Als die Polizei die Thüren der Wohnung ver¬
ſchloſſen hatte, war manches in derſelben nicht mehr,
wie es vorher geweſen. Die Volksjuſtiz hatte geglaubt,
auch ihrerſeits für die gekränkte Sitte Rache nehmen zu
müſſen. Die Polizei hatte ihr Auge auf andere Dinge ge¬
habt, um ihren ungebetenen Helfershelfern überall auf
die Finger ſehen zu können, und dieſem Umſtande darf
man es zuſchreiben, daß, als ſie die Wohnung räumte, eine
Perſon, ganz von ihr überſehen, zurückgeblieben war.
Die Hände feſt auf die Stirn geſpannt, den
Kopf auf die Stuhllehne gedrückt, ſaß, ob ſchlafend,
träumend, in einen ohnmachtartigen Starrkrampf
verſunken, wir wiſſen es nicht, der junge Bovillard.
Die Ruhe um ihn her mochte ihn wecken. Er ſprang
auf. Sein dunkles Auge ſtierte nach der Stelle, wo
der Legationsrath zuletzt ſtand, wo er ſeinen Blick
aushalten mußte, und mehr als das, wo der Mann,
der ihn tödtlich beleidigt, als ſein Fürſprecher auf¬
trat. Ihm verdankte er ſeine Freiheit und — doch
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/334>, abgerufen am 24.11.2024.
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