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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852.

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Hause hätte sein können. Mein Gott, wenn auch sie
Jemand dahin geführt hätte um das Bild zu sehn,
und dann der Feuerlärm, die Polizei! Es drückte sie
centnerschwer. Die Bilder an der Wand schielten
sie so seltsam an, so herausfordernd, fast alles mytho¬
logische Darstellungen; sie hatte sie früher nicht genau
betrachtet, jetzt schlug sie die Augen nieder. Wenn
sie nur erst hinaus wäre, wollte sie die Mutter bit¬
ten, sie nie wieder in das Haus zu lassen.

"Ich kam in der Absicht, sagte der Kammerherr,
das Fräulein um die Ehre zu ersuchen, Sie in meinem
Wagen zu Ihren Eltern zurückfahren zu dürfen. Vor¬
hin begegnete ich Ihrem Herrn Vater, dem Kriegs¬
rath, und er erlaubte mir diese Bitte an Sie zu
richten. Wenn ich Ihre Zustimmung habe, vergön¬
nen Sie mir nur einige Momente mit Ihrer würdi¬
gen Wirthin."

Das Zwiegespräch in der Fensternische ward sehr
leise geführt. Mit der süßesten Miene flötete St.
Real der Frau ins Ohr: "Sie unverantwortliches
Plappermaul! Jetzt auf der Stelle, wiederhole ich
Ihr, schaff Sie die Predigerfamilie fort!" Wie zu¬
traulich drückte er dabei ihre Hand, und wie war
sie erfreut über dies Zeichen von Vertrauen, und bat
ihn, ihr ja diese gütige Gesinnung zu bewahren.
"Weiß Sie, was der König thut, wenn er's erfährt?"
Dabei klopfte er ihr zutraulich auf die Schultern. --
"Nur bis morgen, gnädigster Herr, ich kann sie ja
doch nicht auf die Straße schmeißen." -- "Durch den

Hauſe hätte ſein können. Mein Gott, wenn auch ſie
Jemand dahin geführt hätte um das Bild zu ſehn,
und dann der Feuerlärm, die Polizei! Es drückte ſie
centnerſchwer. Die Bilder an der Wand ſchielten
ſie ſo ſeltſam an, ſo herausfordernd, faſt alles mytho¬
logiſche Darſtellungen; ſie hatte ſie früher nicht genau
betrachtet, jetzt ſchlug ſie die Augen nieder. Wenn
ſie nur erſt hinaus wäre, wollte ſie die Mutter bit¬
ten, ſie nie wieder in das Haus zu laſſen.

„Ich kam in der Abſicht, ſagte der Kammerherr,
das Fräulein um die Ehre zu erſuchen, Sie in meinem
Wagen zu Ihren Eltern zurückfahren zu dürfen. Vor¬
hin begegnete ich Ihrem Herrn Vater, dem Kriegs¬
rath, und er erlaubte mir dieſe Bitte an Sie zu
richten. Wenn ich Ihre Zuſtimmung habe, vergön¬
nen Sie mir nur einige Momente mit Ihrer würdi¬
gen Wirthin.“

Das Zwiegeſpräch in der Fenſterniſche ward ſehr
leiſe geführt. Mit der ſüßeſten Miene flötete St.
Real der Frau ins Ohr: „Sie unverantwortliches
Plappermaul! Jetzt auf der Stelle, wiederhole ich
Ihr, ſchaff Sie die Predigerfamilie fort!“ Wie zu¬
traulich drückte er dabei ihre Hand, und wie war
ſie erfreut über dies Zeichen von Vertrauen, und bat
ihn, ihr ja dieſe gütige Geſinnung zu bewahren.
„Weiß Sie, was der König thut, wenn er's erfährt?“
Dabei klopfte er ihr zutraulich auf die Schultern. —
„Nur bis morgen, gnädigſter Herr, ich kann ſie ja
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[292/0306] Hauſe hätte ſein können. Mein Gott, wenn auch ſie Jemand dahin geführt hätte um das Bild zu ſehn, und dann der Feuerlärm, die Polizei! Es drückte ſie centnerſchwer. Die Bilder an der Wand ſchielten ſie ſo ſeltſam an, ſo herausfordernd, faſt alles mytho¬ logiſche Darſtellungen; ſie hatte ſie früher nicht genau betrachtet, jetzt ſchlug ſie die Augen nieder. Wenn ſie nur erſt hinaus wäre, wollte ſie die Mutter bit¬ ten, ſie nie wieder in das Haus zu laſſen. „Ich kam in der Abſicht, ſagte der Kammerherr, das Fräulein um die Ehre zu erſuchen, Sie in meinem Wagen zu Ihren Eltern zurückfahren zu dürfen. Vor¬ hin begegnete ich Ihrem Herrn Vater, dem Kriegs¬ rath, und er erlaubte mir dieſe Bitte an Sie zu richten. Wenn ich Ihre Zuſtimmung habe, vergön¬ nen Sie mir nur einige Momente mit Ihrer würdi¬ gen Wirthin.“ Das Zwiegeſpräch in der Fenſterniſche ward ſehr leiſe geführt. Mit der ſüßeſten Miene flötete St. Real der Frau ins Ohr: „Sie unverantwortliches Plappermaul! Jetzt auf der Stelle, wiederhole ich Ihr, ſchaff Sie die Predigerfamilie fort!“ Wie zu¬ traulich drückte er dabei ihre Hand, und wie war ſie erfreut über dies Zeichen von Vertrauen, und bat ihn, ihr ja dieſe gütige Geſinnung zu bewahren. „Weiß Sie, was der König thut, wenn er's erfährt?“ Dabei klopfte er ihr zutraulich auf die Schultern. — „Nur bis morgen, gnädigſter Herr, ich kann ſie ja doch nicht auf die Straße ſchmeißen.“ — „Durch den

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/306>, abgerufen am 24.11.2024.