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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852.

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stützung von ihm an, sondern er habe sich vorgesetzt,
sich selbst fortzuhelfen. So knapp es ihm gehe, schlage
er sich durch, und es könne ihm Niemand etwas
nachsagen, als daß er stolz sei und Andere nicht in
seine Angelegenheiten blicken lasse.

Die Kriegsräthin sah den jungen Mann schon
ganz anders an, als er zur ersten Stunde kam. Er
hatte neben dem feinen Rock auch ein feines Wesen.
Nur gefiel es ihr auch heute nicht, daß er die Adel¬
heid so viel sprechen ließ und selbst wenig sprach.
Sie nahm sich vor, nachher ihre Tochter zu rügen,
daß sie ihre Unwissenheit so blos gegeben, aber wie
war sie verwundert, als van Asten sie beim Fort¬
gehen versicherte, daß Adelheid weit mehr aus sich
heraus wisse, als er geglaubt, und daß sie sich selbst
am besten unterrichten werde. Der Lehrer brauche nur
wenig hinzuzuthun.

Und wie unbefangen reichte sie ihm beim Ab¬
schied die Hand: "Auf Wiedersehn, Herr van Asten."
Das schien der Mutter gegen den Respect und nicht
schicklich. Adelheid sah sie aber groß an: "Wenn ich
ihm nun gut bin, soll es sich nicht schicken, daß ich
ihm die Hand schüttele!"

Die Stunden hatten ihren Fortgang und Adel¬
heid reichte jedes Mal beim Abschied dem Lehrer die
Hand, als an einem schönen Tage die Obristin mit
ihren Nichten vorfuhr, und die Mutter oder Adelheid
auffordern ließ, mit ihnen einen kleinen Abstecher in's
Freie zu machen. Die Kriegsräthin entschied auf der

ſtützung von ihm an, ſondern er habe ſich vorgeſetzt,
ſich ſelbſt fortzuhelfen. So knapp es ihm gehe, ſchlage
er ſich durch, und es könne ihm Niemand etwas
nachſagen, als daß er ſtolz ſei und Andere nicht in
ſeine Angelegenheiten blicken laſſe.

Die Kriegsräthin ſah den jungen Mann ſchon
ganz anders an, als er zur erſten Stunde kam. Er
hatte neben dem feinen Rock auch ein feines Weſen.
Nur gefiel es ihr auch heute nicht, daß er die Adel¬
heid ſo viel ſprechen ließ und ſelbſt wenig ſprach.
Sie nahm ſich vor, nachher ihre Tochter zu rügen,
daß ſie ihre Unwiſſenheit ſo blos gegeben, aber wie
war ſie verwundert, als van Aſten ſie beim Fort¬
gehen verſicherte, daß Adelheid weit mehr aus ſich
heraus wiſſe, als er geglaubt, und daß ſie ſich ſelbſt
am beſten unterrichten werde. Der Lehrer brauche nur
wenig hinzuzuthun.

Und wie unbefangen reichte ſie ihm beim Ab¬
ſchied die Hand: „Auf Wiederſehn, Herr van Aſten.“
Das ſchien der Mutter gegen den Reſpect und nicht
ſchicklich. Adelheid ſah ſie aber groß an: „Wenn ich
ihm nun gut bin, ſoll es ſich nicht ſchicken, daß ich
ihm die Hand ſchüttele!“

Die Stunden hatten ihren Fortgang und Adel¬
heid reichte jedes Mal beim Abſchied dem Lehrer die
Hand, als an einem ſchönen Tage die Obriſtin mit
ihren Nichten vorfuhr, und die Mutter oder Adelheid
auffordern ließ, mit ihnen einen kleinen Abſtecher in's
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[210/0224] ſtützung von ihm an, ſondern er habe ſich vorgeſetzt, ſich ſelbſt fortzuhelfen. So knapp es ihm gehe, ſchlage er ſich durch, und es könne ihm Niemand etwas nachſagen, als daß er ſtolz ſei und Andere nicht in ſeine Angelegenheiten blicken laſſe. Die Kriegsräthin ſah den jungen Mann ſchon ganz anders an, als er zur erſten Stunde kam. Er hatte neben dem feinen Rock auch ein feines Weſen. Nur gefiel es ihr auch heute nicht, daß er die Adel¬ heid ſo viel ſprechen ließ und ſelbſt wenig ſprach. Sie nahm ſich vor, nachher ihre Tochter zu rügen, daß ſie ihre Unwiſſenheit ſo blos gegeben, aber wie war ſie verwundert, als van Aſten ſie beim Fort¬ gehen verſicherte, daß Adelheid weit mehr aus ſich heraus wiſſe, als er geglaubt, und daß ſie ſich ſelbſt am beſten unterrichten werde. Der Lehrer brauche nur wenig hinzuzuthun. Und wie unbefangen reichte ſie ihm beim Ab¬ ſchied die Hand: „Auf Wiederſehn, Herr van Aſten.“ Das ſchien der Mutter gegen den Reſpect und nicht ſchicklich. Adelheid ſah ſie aber groß an: „Wenn ich ihm nun gut bin, ſoll es ſich nicht ſchicken, daß ich ihm die Hand ſchüttele!“ Die Stunden hatten ihren Fortgang und Adel¬ heid reichte jedes Mal beim Abſchied dem Lehrer die Hand, als an einem ſchönen Tage die Obriſtin mit ihren Nichten vorfuhr, und die Mutter oder Adelheid auffordern ließ, mit ihnen einen kleinen Abſtecher in's Freie zu machen. Die Kriegsräthin entſchied auf der

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/224>, abgerufen am 24.11.2024.