Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100.Jetzt standen wir an einem steilen Felsrande, unter Mathieu war hinzugesprungen, und hob den Kopf "Ein Thor, der funfzig Jahre unter Menschen "Jst Rettung möglich?" "Nein, aber Rache. -- Wer seyd Jhr? Jch kann "Der Capitain Delabelle und das Fräulein von A." Jetzt ſtanden wir an einem ſteilen Felsrande, unter Mathieu war hinzugeſprungen, und hob den Kopf „Ein Thor, der funfzig Jahre unter Menſchen „Jſt Rettung möglich?“ „Nein, aber Rache. — Wer ſeyd Jhr? Jch kann „Der Capitain Delabelle und das Fräulein von A.“ <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0094"/> Jetzt ſtanden wir an einem ſteilen Felsrande, unter<lb/> uns floß die Maas, die Klagelaute kamen aus der<lb/> Tiefe. Der Capitain leitete uns durch das Felſenbett<lb/> des Baches über einen beſchwerlichen Weg hinab. Aber<lb/> der Nebel, welcher noch jede Felskuppe im Dämmer-<lb/> licht umhüllte, vereitelte das Suchen, bis ein neuer<lb/> Ausruf, halb Schmerzgeſtöhn, halb Fluch, zu einer ent-<lb/> ſetzlichen Entdeckung führte. Von einer Steinplatte<lb/> kam das Wimmern her. Ein zerſchellter Körper lag,<lb/> faſt regungslos, darauf. Adelaide umfaßte, halb ihn<lb/> zurückhaltend, den Capitain, und ein Schrei des Ent-<lb/> ſetzens entfuhr ihren Lippen. Der Röchelnde hörte<lb/> ihn, man ſah die Anſtrengung des Körpers, ſich auf-<lb/> zurichten. Es kam wie ein halbes Gelächter heraus,<lb/> als er „Victoria!“ ſtöhnte.</p><lb/> <p>Mathieu war hinzugeſprungen, und hob den Kopf<lb/> dem Unglücklichen auf. Er ſchien Luft und Kraft zu<lb/> gewinnen, und nach einem langen Röcheln konnte er<lb/> auf die Frage: wer er ſey? antworten:</p><lb/> <p>„Ein Thor, der funfzig Jahre unter Menſchen<lb/> lebte, und doch noch am Grabe den Narrenſtreich be-<lb/> ging, einem zu trauen.“</p><lb/> <p>„Jſt Rettung möglich?“</p><lb/> <p>„Nein, aber Rache. — Wer ſeyd Jhr? Jch kann<lb/> nicht mehr ſehen.“</p><lb/> <p>„Der Capitain Delabelle und das Fräulein von A.“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0094]
Jetzt ſtanden wir an einem ſteilen Felsrande, unter
uns floß die Maas, die Klagelaute kamen aus der
Tiefe. Der Capitain leitete uns durch das Felſenbett
des Baches über einen beſchwerlichen Weg hinab. Aber
der Nebel, welcher noch jede Felskuppe im Dämmer-
licht umhüllte, vereitelte das Suchen, bis ein neuer
Ausruf, halb Schmerzgeſtöhn, halb Fluch, zu einer ent-
ſetzlichen Entdeckung führte. Von einer Steinplatte
kam das Wimmern her. Ein zerſchellter Körper lag,
faſt regungslos, darauf. Adelaide umfaßte, halb ihn
zurückhaltend, den Capitain, und ein Schrei des Ent-
ſetzens entfuhr ihren Lippen. Der Röchelnde hörte
ihn, man ſah die Anſtrengung des Körpers, ſich auf-
zurichten. Es kam wie ein halbes Gelächter heraus,
als er „Victoria!“ ſtöhnte.
Mathieu war hinzugeſprungen, und hob den Kopf
dem Unglücklichen auf. Er ſchien Luft und Kraft zu
gewinnen, und nach einem langen Röcheln konnte er
auf die Frage: wer er ſey? antworten:
„Ein Thor, der funfzig Jahre unter Menſchen
lebte, und doch noch am Grabe den Narrenſtreich be-
ging, einem zu trauen.“
„Jſt Rettung möglich?“
„Nein, aber Rache. — Wer ſeyd Jhr? Jch kann
nicht mehr ſehen.“
„Der Capitain Delabelle und das Fräulein von A.“
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Zitationshilfe: | Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100, hier S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_iblou_1830/94>, abgerufen am 07.07.2024. |