um den Simms prangte eine Reihe der schönsten Aep- fel. Es diente zur Unterhaltung, wenn einer aufsiedete. Man wettete wohl und die Zeigefinger deuteten drauf hin, aber mir erwies man die Ehre die besten für mich auszuwählen.
Der Capitain theilte das trüb unthätige Leben der Familie. Er war nicht glücklich, das konnte man auf den ersten Blick sehen. Doch mochte ihn noch An- deres drücken außer dem allgemeinen Schicksal seiner Standes- und Meinungsgenossen. Ueber seinen schwar- zen Brauen brütete etwas, und die Mutter sprach oft mit ihm geheim. Mit der Leichtigkeit des Franzosen sich in alle Verhältnisse zu finden, ertrug auch er die Beschränkung. Napoleon's Officier konnte dem Preu- ßischen Volontair helfen seine Büchse putzen, sein Ban- delier poliren, er konnte scherzen über sein Glück von sonst und über das Hemde und die hölzernen Sabots, die er heute trug; aber plötzlich fachte es in ihm auf, die ganze Gluth des Südens stieg in sein Gesicht und die Faust ballte sich. Ein leises Wort konnte diese Verwandlung hervorbringen. Er ging mit etwas Ge- heimem um. Jn der Nacht hörte ich einmal ein Pfei- fen vor der Thüre, es rief: "Delabelle!" Der Capi- tain fuhr aus der Bodenkammer über mir hinunter. Eine sehr ernste Berathung schien draußen im Gange; wiewohl ich nur wenig davon verstand, hörte ich doch
um den Simms prangte eine Reihe der ſchönſten Aep- fel. Es diente zur Unterhaltung, wenn einer aufſiedete. Man wettete wohl und die Zeigefinger deuteten drauf hin, aber mir erwies man die Ehre die beſten für mich auszuwählen.
Der Capitain theilte das trüb unthätige Leben der Familie. Er war nicht glücklich, das konnte man auf den erſten Blick ſehen. Doch mochte ihn noch An- deres drücken außer dem allgemeinen Schickſal ſeiner Standes- und Meinungsgenoſſen. Ueber ſeinen ſchwar- zen Brauen brütete etwas, und die Mutter ſprach oft mit ihm geheim. Mit der Leichtigkeit des Franzoſen ſich in alle Verhältniſſe zu finden, ertrug auch er die Beſchränkung. Napoleon’s Officier konnte dem Preu- ßiſchen Volontair helfen ſeine Büchſe putzen, ſein Ban- delier poliren, er konnte ſcherzen über ſein Glück von ſonſt und über das Hemde und die hölzernen Sabots, die er heute trug; aber plötzlich fachte es in ihm auf, die ganze Gluth des Südens ſtieg in ſein Geſicht und die Fauſt ballte ſich. Ein leiſes Wort konnte dieſe Verwandlung hervorbringen. Er ging mit etwas Ge- heimem um. Jn der Nacht hörte ich einmal ein Pfei- fen vor der Thüre, es rief: „Delabelle!“ Der Capi- tain fuhr aus der Bodenkammer über mir hinunter. Eine ſehr ernſte Berathung ſchien draußen im Gange; wiewohl ich nur wenig davon verſtand, hörte ich doch
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um den Simms prangte eine Reihe der ſchönſten Aep-
fel. Es diente zur Unterhaltung, wenn einer aufſiedete.
Man wettete wohl und die Zeigefinger deuteten drauf
hin, aber mir erwies man die Ehre die beſten für
mich auszuwählen.
Der Capitain theilte das trüb unthätige Leben
der Familie. Er war nicht glücklich, das konnte man
auf den erſten Blick ſehen. Doch mochte ihn noch An-
deres drücken außer dem allgemeinen Schickſal ſeiner
Standes- und Meinungsgenoſſen. Ueber ſeinen ſchwar-
zen Brauen brütete etwas, und die Mutter ſprach oft
mit ihm geheim. Mit der Leichtigkeit des Franzoſen
ſich in alle Verhältniſſe zu finden, ertrug auch er die
Beſchränkung. Napoleon’s Officier konnte dem Preu-
ßiſchen Volontair helfen ſeine Büchſe putzen, ſein Ban-
delier poliren, er konnte ſcherzen über ſein Glück von
ſonſt und über das Hemde und die hölzernen Sabots,
die er heute trug; aber plötzlich fachte es in ihm auf,
die ganze Gluth des Südens ſtieg in ſein Geſicht und
die Fauſt ballte ſich. Ein leiſes Wort konnte dieſe
Verwandlung hervorbringen. Er ging mit etwas Ge-
heimem um. Jn der Nacht hörte ich einmal ein Pfei-
fen vor der Thüre, es rief: „Delabelle!“ Der Capi-
tain fuhr aus der Bodenkammer über mir hinunter.
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Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100, hier S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_iblou_1830/55>, abgerufen am 07.07.2024.
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