Fluch dem Wespen- und Spinnengeschmeiß, das Dein Adlernest verklebt hat!" Neben der starren Wildheit lag doch etwas Großartiges in dem Gesichte des Man- nes. Es sah aus wie Eines, der alle Grade der Fol- ter hätte ausstehen können und doch nichts bekannt hätte. Der Mann war an Jahren, Lebenserfahrung und Kraft mir unendlich überlegen, aber es peinigte mich doch, den Hohn wenigstens nicht schweigend hin- zunehmen. Jch trat ruhig auf ihn zu und sagte auf Deutsch, daß es die Frauen nicht hören sollten: "Wißt Jhr, daß Euch die Aeußerung den Tod bringen kann, wenn ich Euch angebe."
Er sah mich eine Weile an, als sollten seine Blicke mich durchbohren. Dann wurden die Züge milder, und es kam nicht allzubarsch heraus als er sagte: "Sie sind sechszehn Jahr alt. Jch heiße Delabelle und war Capitain. Drüben im Schloß wohnt der Maire. Er wird Sie willig anhören." Er warf einen Schemel gegen den Kamin, setzte sich mit Gewalt darauf, und starrte, ohne ein Wort zu sagen, in die Kohlen. So blieb er wie eine Bildsäule den ganzen Abend.
Jch habe ihn nicht angezeigt. Aber die Gewohn- heit gab der Hütte kein freundlicheres Ansehn. Die Einförmigkeit lastete täglich drückender auf den jugend- lichen Sinn. Es drang kein Sonnenstrahl mehr durch den Novemberhimmel. Beim Appell harrten wir Abend
Fluch dem Wespen- und Spinnengeſchmeiß, das Dein Adlerneſt verklebt hat!“ Neben der ſtarren Wildheit lag doch etwas Großartiges in dem Geſichte des Man- nes. Es ſah aus wie Eines, der alle Grade der Fol- ter hätte ausſtehen können und doch nichts bekannt hätte. Der Mann war an Jahren, Lebenserfahrung und Kraft mir unendlich überlegen, aber es peinigte mich doch, den Hohn wenigſtens nicht ſchweigend hin- zunehmen. Jch trat ruhig auf ihn zu und ſagte auf Deutſch, daß es die Frauen nicht hören ſollten: „Wißt Jhr, daß Euch die Aeußerung den Tod bringen kann, wenn ich Euch angebe.“
Er ſah mich eine Weile an, als ſollten ſeine Blicke mich durchbohren. Dann wurden die Züge milder, und es kam nicht allzubarſch heraus als er ſagte: „Sie ſind ſechszehn Jahr alt. Jch heiße Delabelle und war Capitain. Drüben im Schloß wohnt der Maire. Er wird Sie willig anhören.“ Er warf einen Schemel gegen den Kamin, ſetzte ſich mit Gewalt darauf, und ſtarrte, ohne ein Wort zu ſagen, in die Kohlen. So blieb er wie eine Bildſäule den ganzen Abend.
Jch habe ihn nicht angezeigt. Aber die Gewohn- heit gab der Hütte kein freundlicheres Anſehn. Die Einförmigkeit laſtete täglich drückender auf den jugend- lichen Sinn. Es drang kein Sonnenſtrahl mehr durch den Novemberhimmel. Beim Appell harrten wir Abend
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Fluch dem Wespen- und Spinnengeſchmeiß, das Dein
Adlerneſt verklebt hat!“ Neben der ſtarren Wildheit
lag doch etwas Großartiges in dem Geſichte des Man-
nes. Es ſah aus wie Eines, der alle Grade der Fol-
ter hätte ausſtehen können und doch nichts bekannt
hätte. Der Mann war an Jahren, Lebenserfahrung
und Kraft mir unendlich überlegen, aber es peinigte
mich doch, den Hohn wenigſtens nicht ſchweigend hin-
zunehmen. Jch trat ruhig auf ihn zu und ſagte auf
Deutſch, daß es die Frauen nicht hören ſollten: „Wißt
Jhr, daß Euch die Aeußerung den Tod bringen kann,
wenn ich Euch angebe.“
Er ſah mich eine Weile an, als ſollten ſeine Blicke
mich durchbohren. Dann wurden die Züge milder,
und es kam nicht allzubarſch heraus als er ſagte: „Sie
ſind ſechszehn Jahr alt. Jch heiße Delabelle und war
Capitain. Drüben im Schloß wohnt der Maire. Er
wird Sie willig anhören.“ Er warf einen Schemel
gegen den Kamin, ſetzte ſich mit Gewalt darauf, und
ſtarrte, ohne ein Wort zu ſagen, in die Kohlen. So
blieb er wie eine Bildſäule den ganzen Abend.
Jch habe ihn nicht angezeigt. Aber die Gewohn-
heit gab der Hütte kein freundlicheres Anſehn. Die
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Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100, hier S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_iblou_1830/53>, abgerufen am 07.07.2024.
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