Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100.verzehrten auch lachend, was Andre mit Schweiß und Jch wurde roth, und schämte mich fast, den ar- O Waterloo! der Feldherr liegt, Jhr Sieger habt ihn nicht besiegt! Als jeder Bürger war ein Held,Und Freiheit mit dem Ruhm gesellt, Vor wem, Despoten, von Euch allen,Jst unser junger Held gefallen? Es zwang die Ehrsucht ihn allein:Der Heros wollte König seyn. O Waterloo! der Feldherr liegt,Jhr Sieger habt ihn nicht besiegt. Dies wurmte mich gewaltig; ich wandte mich um, und verzehrten auch lachend, was Andre mit Schweiß und Jch wurde roth, und ſchämte mich faſt, den ar- O Waterloo! der Feldherr liegt, Jhr Sieger habt ihn nicht beſiegt! Als jeder Bürger war ein Held,Und Freiheit mit dem Ruhm geſellt, Vor wem, Despoten, von Euch allen,Jſt unſer junger Held gefallen? Es zwang die Ehrſucht ihn allein:Der Heros wollte König ſeyn. O Waterloo! der Feldherr liegt,Jhr Sieger habt ihn nicht beſiegt. Dies wurmte mich gewaltig; ich wandte mich um, und <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0052"/> verzehrten auch lachend, was Andre mit Schweiß und<lb/> Blut erworben, und derentwillen kommen ja die Her-<lb/> ren.“ —</p><lb/> <p>Jch wurde roth, und ſchämte mich faſt, den ar-<lb/> men Leuten auch nur die Rebhühner genommen zu ha-<lb/> ben; aber dies Gefühl verſchwand, als der Capitain,<lb/> wie es ſchien, um mich zu ärgern, pfeifend umherging<lb/> und ein franzöſiſches Liedchen ſang: <lg type="poem"><l>O Waterloo! der Feldherr liegt,</l><lb/><l rendition="#et">Jhr Sieger habt ihn nicht beſiegt!</l><lb/><l>Als jeder Bürger war ein Held,</l><lb/><l rendition="#et">Und Freiheit mit dem Ruhm geſellt,</l><lb/><l>Vor wem, Despoten, von Euch allen,</l><lb/><l rendition="#et">Jſt unſer junger Held gefallen?</l><lb/><l>Es zwang die Ehrſucht ihn allein:</l><lb/><l rendition="#et">Der Heros wollte König ſeyn.</l><lb/><l>O Waterloo! der Feldherr liegt,</l><lb/><l rendition="#et">Jhr Sieger habt ihn nicht beſiegt.</l><lb/></lg> </p><lb/> <p>Dies wurmte mich gewaltig; ich wandte mich um, und<lb/> rief auf Deutſch: „Hätte Jch euren Tyrannen gefan-<lb/> gen, ſo würden wir keine Jnſel für ihn brauchen.<lb/> Die Franzoſen werden niemals klug und niemals frei<lb/> werden.“ — Der Capitain hatte mich verſtanden. Er<lb/> ſchielte nach mir herüber: „Nein, von den Deutſchen<lb/> werden wir’s niemals lernen, wo der Bauer an den<lb/> Pflug geſchmiedet iſt, und der Baron prügeln lernt,<lb/> um ſein Vaterland zu vertheidigen. Heil Dir, großer<lb/> Napoleon, weil Du Kraft und Verdienſt erkannt; und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0052]
verzehrten auch lachend, was Andre mit Schweiß und
Blut erworben, und derentwillen kommen ja die Her-
ren.“ —
Jch wurde roth, und ſchämte mich faſt, den ar-
men Leuten auch nur die Rebhühner genommen zu ha-
ben; aber dies Gefühl verſchwand, als der Capitain,
wie es ſchien, um mich zu ärgern, pfeifend umherging
und ein franzöſiſches Liedchen ſang: O Waterloo! der Feldherr liegt,
Jhr Sieger habt ihn nicht beſiegt!
Als jeder Bürger war ein Held,
Und Freiheit mit dem Ruhm geſellt,
Vor wem, Despoten, von Euch allen,
Jſt unſer junger Held gefallen?
Es zwang die Ehrſucht ihn allein:
Der Heros wollte König ſeyn.
O Waterloo! der Feldherr liegt,
Jhr Sieger habt ihn nicht beſiegt.
Dies wurmte mich gewaltig; ich wandte mich um, und
rief auf Deutſch: „Hätte Jch euren Tyrannen gefan-
gen, ſo würden wir keine Jnſel für ihn brauchen.
Die Franzoſen werden niemals klug und niemals frei
werden.“ — Der Capitain hatte mich verſtanden. Er
ſchielte nach mir herüber: „Nein, von den Deutſchen
werden wir’s niemals lernen, wo der Bauer an den
Pflug geſchmiedet iſt, und der Baron prügeln lernt,
um ſein Vaterland zu vertheidigen. Heil Dir, großer
Napoleon, weil Du Kraft und Verdienſt erkannt; und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Andreas Hungeling / https://www.stimm-los.de/: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-07-16T12:57:05Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-07-16T12:57:05Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; I/J in Fraktur: wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |