der Anblick. Das Landvolk der Picardie, obgleich civi- lisirter und auch wohlhabender als wenigstens das der Champagne, gehört doch zu dem ärmsten in Frank- reich. Der steinige wenig bebaute Boden liefert von Getreidearten fast nur Hafer. Die Bewohner nähren sich von der Schweinemast, und ihr einziges Getränk ist der Cider, welchen sie, für Fremde kaum genieß- bar, aus den reichlich und halb wild ihnen zuwachsen- den Aepfeln bereiten. Jn ihren Bergschluchten, von den größeren Heerstraßen entfernt, und fast ohne Unter- richt der Jugend, scheinen sie, in der Lebensart und ihrem häßlichen Patois, der Civilisation entfremdet. Aber das französische leicht aufbrausende Blut duldet wenigstens nicht den gehässigen Anstrich der Rohheit. Behendig- keit leiht einen Schein von Bildung, und der patrio- tische Stolz ist seit der Revolution auch ein Bewohner der Hütten.
Der Zugwind hatte, als ich die Thür öffnete, den Rauch aus dem Schornstein in die enge Stube zurück- getrieben, und ich sah von ihm schwarz umhüllt am Feuer des Kamins ein häßliches altes Weib mit einer wo möglich noch häßlichern Tochter und einem jungen Burschen sitzen. Sie sahen sich nach mir um, mur- melten einige unverständliche Worte, und blieben in ihrer vorigen Ruhe. Ein Soldat im Felde fragt, wo er als Sieger eintritt, wenig nach freundlichem Em-
der Anblick. Das Landvolk der Picardie, obgleich civi- liſirter und auch wohlhabender als wenigſtens das der Champagne, gehört doch zu dem ärmſten in Frank- reich. Der ſteinige wenig bebaute Boden liefert von Getreidearten faſt nur Hafer. Die Bewohner nähren ſich von der Schweinemaſt, und ihr einziges Getränk iſt der Cider, welchen ſie, für Fremde kaum genieß- bar, aus den reichlich und halb wild ihnen zuwachſen- den Aepfeln bereiten. Jn ihren Bergſchluchten, von den größeren Heerſtraßen entfernt, und faſt ohne Unter- richt der Jugend, ſcheinen ſie, in der Lebensart und ihrem häßlichen Patois, der Civiliſation entfremdet. Aber das franzöſiſche leicht aufbrauſende Blut duldet wenigſtens nicht den gehäſſigen Anſtrich der Rohheit. Behendig- keit leiht einen Schein von Bildung, und der patrio- tiſche Stolz iſt ſeit der Revolution auch ein Bewohner der Hütten.
Der Zugwind hatte, als ich die Thür öffnete, den Rauch aus dem Schornſtein in die enge Stube zurück- getrieben, und ich ſah von ihm ſchwarz umhüllt am Feuer des Kamins ein häßliches altes Weib mit einer wo möglich noch häßlichern Tochter und einem jungen Burſchen ſitzen. Sie ſahen ſich nach mir um, mur- melten einige unverſtändliche Worte, und blieben in ihrer vorigen Ruhe. Ein Soldat im Felde fragt, wo er als Sieger eintritt, wenig nach freundlichem Em-
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der Anblick. Das Landvolk der Picardie, obgleich civi-
liſirter und auch wohlhabender als wenigſtens das der
Champagne, gehört doch zu dem ärmſten in Frank-
reich. Der ſteinige wenig bebaute Boden liefert von
Getreidearten faſt nur Hafer. Die Bewohner nähren
ſich von der Schweinemaſt, und ihr einziges Getränk
iſt der Cider, welchen ſie, für Fremde kaum genieß-
bar, aus den reichlich und halb wild ihnen zuwachſen-
den Aepfeln bereiten. Jn ihren Bergſchluchten, von
den größeren Heerſtraßen entfernt, und faſt ohne Unter-
richt der Jugend, ſcheinen ſie, in der Lebensart und ihrem
häßlichen Patois, der Civiliſation entfremdet. Aber das
franzöſiſche leicht aufbrauſende Blut duldet wenigſtens
nicht den gehäſſigen Anſtrich der Rohheit. Behendig-
keit leiht einen Schein von Bildung, und der patrio-
tiſche Stolz iſt ſeit der Revolution auch ein Bewohner
der Hütten.
Der Zugwind hatte, als ich die Thür öffnete, den
Rauch aus dem Schornſtein in die enge Stube zurück-
getrieben, und ich ſah von ihm ſchwarz umhüllt am
Feuer des Kamins ein häßliches altes Weib mit einer
wo möglich noch häßlichern Tochter und einem jungen
Burſchen ſitzen. Sie ſahen ſich nach mir um, mur-
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Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100, hier S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_iblou_1830/44>, abgerufen am 07.07.2024.
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