ich von dem Terroristen wußte, theilte ich mehreren mit, und darunter hörte Storchmeier, wenn ich mich recht entsann, am theilnehmendsten zu, und man mun- terte mich sehr freundlich auf, immer mehr zum Be- sten zu geben. Als ich so an die Pallisaden gekom- men, war nur noch Einer hinter mir zurückgeblieben. Da er noch zögerte, als ich den letzten Vormann in den Graben hinunterspringen hörte, kletterte ich hinauf und wollte mich eben hinablassen, als ich einen hefti- gen Stoß von hinten fühlte. Jch stürzte besinnungs- los in die Tiefe und hörte nur die Worte: "Für's Alles-wissen." Meine Freunde vermißten mich noch zur rechten Zeit, um umzukehren und mich hinaufzu- schleppen. Mit ihrer Unterstützung, wobei Storchmeier sich am thätigsten zeigte, kam ich wieder zu mir und in's Lager zurück, war jedoch erst nach drei Tagen zum Dienst tüchtig. Hätte ich gegen Storchmeier ei- nen Verdacht hegen können, er wäre durch die freund- liche Theilnahme schnell beseitigt worden. Denn wäh- rend die Anderen meinten, der Wein habe bei mir ge- spukt, versicherte er, eine Planke sey lose gewesen, und dies sey allein an meinem Sturz schuld; er habe es genau untersucht.
Der Zufall brachte uns bei meinem ersten Wach- dienst zusammen. Er machte sich mit mir weit mehr als je zu schaffen, und schien mir diesmal nicht von
ich von dem Terroriſten wußte, theilte ich mehreren mit, und darunter hörte Storchmeier, wenn ich mich recht entſann, am theilnehmendſten zu, und man mun- terte mich ſehr freundlich auf, immer mehr zum Be- ſten zu geben. Als ich ſo an die Palliſaden gekom- men, war nur noch Einer hinter mir zurückgeblieben. Da er noch zögerte, als ich den letzten Vormann in den Graben hinunterſpringen hörte, kletterte ich hinauf und wollte mich eben hinablaſſen, als ich einen hefti- gen Stoß von hinten fühlte. Jch ſtürzte beſinnungs- los in die Tiefe und hörte nur die Worte: „Für’s Alles-wiſſen.“ Meine Freunde vermißten mich noch zur rechten Zeit, um umzukehren und mich hinaufzu- ſchleppen. Mit ihrer Unterſtützung, wobei Storchmeier ſich am thätigſten zeigte, kam ich wieder zu mir und in’s Lager zurück, war jedoch erſt nach drei Tagen zum Dienſt tüchtig. Hätte ich gegen Storchmeier ei- nen Verdacht hegen können, er wäre durch die freund- liche Theilnahme ſchnell beſeitigt worden. Denn wäh- rend die Anderen meinten, der Wein habe bei mir ge- ſpukt, verſicherte er, eine Planke ſey loſe geweſen, und dies ſey allein an meinem Sturz ſchuld; er habe es genau unterſucht.
Der Zufall brachte uns bei meinem erſten Wach- dienſt zuſammen. Er machte ſich mit mir weit mehr als je zu ſchaffen, und ſchien mir diesmal nicht von
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[0037]
ich von dem Terroriſten wußte, theilte ich mehreren
mit, und darunter hörte Storchmeier, wenn ich mich
recht entſann, am theilnehmendſten zu, und man mun-
terte mich ſehr freundlich auf, immer mehr zum Be-
ſten zu geben. Als ich ſo an die Palliſaden gekom-
men, war nur noch Einer hinter mir zurückgeblieben.
Da er noch zögerte, als ich den letzten Vormann in
den Graben hinunterſpringen hörte, kletterte ich hinauf
und wollte mich eben hinablaſſen, als ich einen hefti-
gen Stoß von hinten fühlte. Jch ſtürzte beſinnungs-
los in die Tiefe und hörte nur die Worte: „Für’s
Alles-wiſſen.“ Meine Freunde vermißten mich noch
zur rechten Zeit, um umzukehren und mich hinaufzu-
ſchleppen. Mit ihrer Unterſtützung, wobei Storchmeier
ſich am thätigſten zeigte, kam ich wieder zu mir und
in’s Lager zurück, war jedoch erſt nach drei Tagen
zum Dienſt tüchtig. Hätte ich gegen Storchmeier ei-
nen Verdacht hegen können, er wäre durch die freund-
liche Theilnahme ſchnell beſeitigt worden. Denn wäh-
rend die Anderen meinten, der Wein habe bei mir ge-
ſpukt, verſicherte er, eine Planke ſey loſe geweſen,
und dies ſey allein an meinem Sturz ſchuld; er habe
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Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100, hier S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_iblou_1830/37>, abgerufen am 16.02.2025.
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