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[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.
Als nun das Weib widerumb heimb kam/
vnd hörte/ daß der Geyer alle Hüner hinweg
geführt hatte/ so entschlosse sie sich/ den vn-
fleissigen Mann mit Brüglen zusalben/ vnd
zu solchem end nam sie den Brügel in die
Handt/ der Mann aber schrye vnnd sprach:
O mein Weib/ schlage mich nicht/ dann
ich muß gleich sterben/ vnnd hab alles Gifft/
welches im Geschirr war/ auffgessen/ damit
ich also meinen begangnen vnfleiß mit dem
Todt büssen möchte. Als das Weib solches
hörte/ lachte sie darüber/ vnd verzyhe es alles
disem jhrem närrischen Mann. Dann es ist
vnmüglich/ daß Narren vnd vnweisen durch
schleg od' durch wort können gescheid gemacht
werden. Der Weiber herrschung vber die
Menner ist ein grosse schand/ Nit distowe-
niger aber thun vil Männer eben das jenig/
dessen sich jener beklagte vnnd bekennte:
argentum accepi, dote imperium vendi-
di,
das ist: ich hab das Geidt genommen/
vnd/ von wegen deß grossen Heuratguts/ die
herrschung vnd oberhandt verkaufft/ Derwe-
gen muß ich meines Weibs Narr seyn/ vnnd
wie der Schatten im Hauß vmbgehen.

Ande-

Hirnſchleiffer.
Als nun das Weib widerumb heimb kam/
vnd hoͤrte/ daß der Geyer alle Huͤner hinweg
gefuͤhrt hatte/ ſo entſchloſſe ſie ſich/ den vn-
fleiſſigen Mann mit Bruͤglen zuſalben/ vnd
zu ſolchem end nam ſie den Bruͤgel in die
Handt/ der Mann aber ſchrye vnnd ſprach:
O mein Weib/ ſchlage mich nicht/ dann
ich muß gleich ſterben/ vnnd hab alles Gifft/
welches im Geſchirꝛ war/ auffgeſſen/ damit
ich alſo meinen begangnen vnfleiß mit dem
Todt buͤſſen moͤchte. Als das Weib ſolches
hoͤrte/ lachte ſie daruͤber/ vnd verzyhe es alles
diſem jhrem naͤrꝛiſchen Mann. Dann es iſt
vnmuͤglich/ daß Narꝛen vnd vnweiſen durch
ſchleg od’ durch wort koͤnnen geſcheid gemacht
werden. Der Weiber herꝛſchung vber die
Menner iſt ein groſſe ſchand/ Nit diſtowe-
niger aber thun vil Maͤnner eben das jenig/
deſſen ſich jener beklagte vnnd bekennte:
argentum accepi, dote imperium vendi-
di,
das iſt: ich hab das Geidt genommen/
vnd/ von wegen deß groſſen Heuratguts/ die
herꝛſchung vnd oberhandt verkaufft/ Derwe-
gen muß ich meines Weibs Narꝛ ſeyn/ vnnd
wie der Schatten im Hauß vmbgehen.

Ande-
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[212/0228] Hirnſchleiffer. Als nun das Weib widerumb heimb kam/ vnd hoͤrte/ daß der Geyer alle Huͤner hinweg gefuͤhrt hatte/ ſo entſchloſſe ſie ſich/ den vn- fleiſſigen Mann mit Bruͤglen zuſalben/ vnd zu ſolchem end nam ſie den Bruͤgel in die Handt/ der Mann aber ſchrye vnnd ſprach: O mein Weib/ ſchlage mich nicht/ dann ich muß gleich ſterben/ vnnd hab alles Gifft/ welches im Geſchirꝛ war/ auffgeſſen/ damit ich alſo meinen begangnen vnfleiß mit dem Todt buͤſſen moͤchte. Als das Weib ſolches hoͤrte/ lachte ſie daruͤber/ vnd verzyhe es alles diſem jhrem naͤrꝛiſchen Mann. Dann es iſt vnmuͤglich/ daß Narꝛen vnd vnweiſen durch ſchleg od’ durch wort koͤnnen geſcheid gemacht werden. Der Weiber herꝛſchung vber die Menner iſt ein groſſe ſchand/ Nit diſtowe- niger aber thun vil Maͤnner eben das jenig/ deſſen ſich jener beklagte vnnd bekennte: argentum accepi, dote imperium vendi- di, das iſt: ich hab das Geidt genommen/ vnd/ von wegen deß groſſen Heuratguts/ die herꝛſchung vnd oberhandt verkaufft/ Derwe- gen muß ich meines Weibs Narꝛ ſeyn/ vnnd wie der Schatten im Hauß vmbgehen. Ande-

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Zitationshilfe: [Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/228>, abgerufen am 25.11.2024.