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Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Haltern. Bd. 3. Nördlingen, 1677.

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das Schwanenthal genannt seyn worden. Ein Schwan ist leichtlich zahm zu machen/ und in die Gräber oder Weyer zu bringen/ aber sie fressen die Fisch in den Teichen auff / sie pflegen gemeinlich in die jungen Früchte Hauffenweiß zu fliegen/ und dieselbigen eben so arg als die wilde Gäns/ oder sonst andere wilde Vögel zu verderben. In einem grossen Weyer soll man über zwey paar Schwanen nicht halten. In einem kleinen Graben ist gnug an einem. Man soll ihnen ein sonders Dächlin / oder ein kleinen bedeckten Schopff/ unter dem freyen Himmel machen/ und dasselbig offt und dick saubern: dann sie machen vil unraths. Wann es ihnen aber an der Weyd manglen wolt/ so mag man ihnen geweicht Brod/ oder das Eingeweid von Fischen fürwerffen.

Die Schwanen sind frässig und kosten vil zu halten/ machen ihnen ihr Rester selbst. Brütlen nicht mehr dann drey Junge auß/ und daß nur einmal im Jahr. Ist auch ein schöner lustiger Vogel.

Es ist noch ein andere gestalt der Schwanen/ die haben starcke Füsse/ krumme Klawen wie andere Raubvögel/ damit faßt und ergreifft er den Raub. Ein solcher Schwan ward einsmals in einem Weyer der Aptey Iuilly, nahe bey Damptmartin, im Jahr 1554. gesehen und geschossen. Dise Art der Schwanen nehrt sich allein im Wasser von seinem Raub. Er wird kaum zahm gemachet/ ist auch kein gemeiner Schwan.

DIe Kränch sind den Schwanen nicht ungleich/ bleiben nicht durchs Jahr/ sondern fliegen alle Jahr auß warmen hitzigen Landen/ in kalte fröstige Ort/ sie ziehen im Herbstmonat/ und kommen wider/ wann man fast geseyet hat: und wiewol sie gern am Gewässe[unleserliches Material] wohnen/ essen sie doch vil lieber das am Land/ dann was im Wasser wächst.

Die Kränche essen allerley Korn/ wie sonst die wilde Gäns. Diser Vogel bedarff keins sondern Wesens/ dann zu dem daß sie nicht allweg bleiben/ sondern darvon zu gewisser Zeit ziehen/ legen sie ein gantz Jahr nicht über zwey Eyer.

das Schwanenthal genannt seyn worden. Ein Schwan ist leichtlich zahm zu machen/ und in die Gräber oder Weyer zu bringen/ aber sie fressen die Fisch in den Teichen auff / sie pflegen gemeinlich in die jungen Früchte Hauffenweiß zu fliegen/ und dieselbigen eben so arg als die wilde Gäns/ oder sonst andere wilde Vögel zu verderben. In einem grossen Weyer soll man über zwey paar Schwanen nicht halten. In einem kleinen Graben ist gnug an einem. Man soll ihnen ein sonders Dächlin / oder ein kleinen bedeckten Schopff/ unter dem freyen Himmel machen/ und dasselbig offt und dick saubern: dann sie machen vil unraths. Wann es ihnen aber an der Weyd manglen wolt/ so mag man ihnen geweicht Brod/ oder das Eingeweid von Fischen fürwerffen.

Die Schwanen sind frässig und kosten vil zu halten/ machen ihnen ihr Rester selbst. Brütlen nicht mehr dann drey Junge auß/ und daß nur einmal im Jahr. Ist auch ein schöner lustiger Vogel.

Es ist noch ein andere gestalt der Schwanen/ die haben starcke Füsse/ krumme Klawen wie andere Raubvögel/ damit faßt und ergreifft er den Raub. Ein solcher Schwan ward einsmals in einem Weyer der Aptey Iuilly, nahe bey Damptmartin, im Jahr 1554. gesehen und geschossen. Dise Art der Schwanen nehrt sich allein im Wasser von seinem Raub. Er wird kaum zahm gemachet/ ist auch kein gemeiner Schwan.

DIe Kränch sind den Schwanen nicht ungleich/ bleiben nicht durchs Jahr/ sondern fliegen alle Jahr auß warmen hitzigen Landen/ in kalte fröstige Ort/ sie ziehen im Herbstmonat/ und kommen wider/ wann man fast geseyet hat: und wiewol sie gern am Gewässe[unleserliches Material] wohnen/ essen sie doch vil lieber das am Land/ dann was im Wasser wächst.

Die Kränche essen allerley Korn/ wie sonst die wilde Gäns. Diser Vogel bedarff keins sondern Wesens/ dann zu dem daß sie nicht allweg bleiben/ sondern darvon zu gewisser Zeit ziehen/ legen sie ein gantz Jahr nicht über zwey Eyer.

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[157/0176] das Schwanenthal genannt seyn worden. Ein Schwan ist leichtlich zahm zu machen/ und in die Gräber oder Weyer zu bringen/ aber sie fressen die Fisch in den Teichen auff / sie pflegen gemeinlich in die jungen Früchte Hauffenweiß zu fliegen/ und dieselbigen eben so arg als die wilde Gäns/ oder sonst andere wilde Vögel zu verderben. In einem grossen Weyer soll man über zwey paar Schwanen nicht halten. In einem kleinen Graben ist gnug an einem. Man soll ihnen ein sonders Dächlin / oder ein kleinen bedeckten Schopff/ unter dem freyen Himmel machen/ und dasselbig offt und dick saubern: dann sie machen vil unraths. Wann es ihnen aber an der Weyd manglen wolt/ so mag man ihnen geweicht Brod/ oder das Eingeweid von Fischen fürwerffen. Die Schwanen sind frässig und kosten vil zu halten/ machen ihnen ihr Rester selbst. Brütlen nicht mehr dann drey Junge auß/ und daß nur einmal im Jahr. Ist auch ein schöner lustiger Vogel. Es ist noch ein andere gestalt der Schwanen/ die haben starcke Füsse/ krumme Klawen wie andere Raubvögel/ damit faßt und ergreifft er den Raub. Ein solcher Schwan ward einsmals in einem Weyer der Aptey Iuilly, nahe bey Damptmartin, im Jahr 1554. gesehen und geschossen. Dise Art der Schwanen nehrt sich allein im Wasser von seinem Raub. Er wird kaum zahm gemachet/ ist auch kein gemeiner Schwan. DIe Kränch sind den Schwanen nicht ungleich/ bleiben nicht durchs Jahr/ sondern fliegen alle Jahr auß warmen hitzigen Landen/ in kalte fröstige Ort/ sie ziehen im Herbstmonat/ und kommen wider/ wann man fast geseyet hat: und wiewol sie gern am Gewässe_ wohnen/ essen sie doch vil lieber das am Land/ dann was im Wasser wächst. Die Kränche essen allerley Korn/ wie sonst die wilde Gäns. Diser Vogel bedarff keins sondern Wesens/ dann zu dem daß sie nicht allweg bleiben/ sondern darvon zu gewisser Zeit ziehen/ legen sie ein gantz Jahr nicht über zwey Eyer.

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Zitationshilfe: Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Haltern. Bd. 3. Nördlingen, 1677, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz03_1677/176>, abgerufen am 06.05.2024.