Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Haltern. Bd. 3. Nördlingen, 1677.und muß durch die Erfahrung an einem jeden Ort gelernet werden. Wer will haben/ daß ihme ein Bier lange soll ligen bleiben/ muß ihm desto mehr Hopffen geben. Wann die Gerste gar zu theuer ist/ so nehme ein halbe Wispel Rokken/ und brawe Bier darauß/ allein das Korn muß nur ein Tag und Nacht im Wasser ligen / wie vor gemeldt/ darnach thue es herauß/ so wächst es hübsch auß/ dörre ein jedes insonderheit/ den Rocken sonderlich/ und wanns außgewachsen ist/ so thue es beydes zusammen/ und laß es mit einander mahlen. Aber doch wird solch Bier im Sommer auch gar leichtlich sauer/ tauret nicht so lang als das mit lauter Gersten gebrawet ist. Im Winter gehet es wohl hin. Wann man brawen will/ so muß es nicht zu kalt noch zu warm seyn/ sondern man muß achtung auf die Lufft geben/ wann es zu kalt ist/ so gefrieret die Gersten in den Böden/ und wächst nicht wohl/ wann es zu warm ist/ so schlägt der Sommer in die Faß/ und wird das Bier gern saur; Nach Philippi Jacobi soll man auf hören zu brawen/ und umb Laurentij und Bartholomoei wieder anfangen. Bier mit Kräutern/ wie es zu machen sey? KRäuter-Bier ist ein bewährte Artzney in einer Haußhaltung/ und gleichsam einer kleinen Haus-Apotheck zu vergleichen/ wie ich dann solche kürtzlich beschreiben will/ dann obwol die gemeine Bier dem Menschen eine Nahrung geben/ so seind doch die zugerichte Bier mehrentheils Artzneyen/ damit ihme ein Mensch offtmahlen nechst Gott von grossen gefährlichen Kranck: und Leibs-Schwachheiten selber helffen kan. Es werden solche Bier unterschiedlich gemacht/ theils auß Blumenblättern/ Wurtzlen/ Kräutern und Samen/ Grüne Materialien seind nicht dienlich dazu/ dann sie verderben das Bier sehr leichtlich durch ihre Feuchtigkeiten; Etliche legen nur die Materialien in das gebrawte Bier/ und lassen sie damit gehen/ etliche hencken nur die abgetrucknete Wurtzlen / Kräuter oder Blätter in die und muß durch die Erfahrung an einem jeden Ort gelernet werden. Wer will haben/ daß ihme ein Bier lange soll ligen bleiben/ muß ihm desto mehr Hopffen geben. Wañ die Gerste gar zu theuer ist/ so nehme ein halbe Wispel Rokken/ und brawe Bier darauß/ allein das Korn muß nur ein Tag und Nacht im Wasser ligen / wie vor gemeldt/ darnach thue es herauß/ so wächst es hübsch auß/ dörre ein jedes insonderheit/ den Rocken sonderlich/ und wanns außgewachsen ist/ so thue es beydes zusammen/ und laß es mit einander mahlen. Aber doch wird solch Bier im Som̃er auch gar leichtlich sauer/ tauret nicht so lang als das mit lauter Gersten gebrawet ist. Im Winter gehet es wohl hin. Wann man brawen will/ so muß es nicht zu kalt noch zu warm seyn/ sondern man muß achtung auf die Lufft geben/ wann es zu kalt ist/ so gefrieret die Gersten in den Böden/ und wächst nicht wohl/ wann es zu warm ist/ so schlägt der Sommer in die Faß/ und wird das Bier gern saur; Nach Philippi Jacobi soll man auf hören zu brawen/ und umb Laurentij und Bartholomoei wieder anfangen. Bier mit Kräutern/ wie es zu machen sey? KRäuter-Bier ist ein bewährte Artzney in einer Haußhaltung/ und gleichsam einer kleinen Haus-Apotheck zu vergleichen/ wie ich dann solche kürtzlich beschreiben will/ dann obwol die gemeine Bier dem Menschen eine Nahrung geben/ so seind doch die zugerichte Bier mehrentheils Artzneyen/ damit ihme ein Mensch offtmahlen nechst Gott von grossen gefährlichen Kranck: und Leibs-Schwachheiten selber helffen kan. Es werden solche Bier unterschiedlich gemacht/ theils auß Blumenblättern/ Wurtzlen/ Kräutern und Samen/ Grüne Materialien seind nicht dienlich dazu/ dann sie verderben das Bier sehr leichtlich durch ihre Feuchtigkeiten; Etliche legen nur die Materialien in das gebrawte Bier/ und lassen sie damit gehen/ etliche hencken nur die abgetrucknete Wurtzlen / Kräuter oder Blätter in die <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0017" n="13"/> und muß durch die Erfahrung an einem jeden Ort gelernet werden. Wer will haben/ daß ihme ein Bier lange soll ligen bleiben/ muß ihm desto mehr Hopffen geben.</p> <p>Wañ die Gerste gar zu theuer ist/ so nehme ein halbe Wispel Rokken/ und brawe Bier darauß/ allein das Korn muß nur ein Tag und Nacht im Wasser ligen / wie vor gemeldt/ darnach thue es herauß/ so wächst es hübsch auß/ dörre ein jedes insonderheit/ den Rocken sonderlich/ und wanns außgewachsen ist/ so thue es beydes zusammen/ und laß es mit einander mahlen. Aber doch wird solch Bier im Som̃er auch gar leichtlich sauer/ tauret nicht so lang als das mit lauter Gersten gebrawet ist. Im Winter gehet es wohl hin.</p> <p>Wann man brawen will/ so muß es nicht zu kalt noch zu warm seyn/ sondern man muß achtung auf die Lufft geben/ wann es zu kalt ist/ so gefrieret die Gersten in den Böden/ und wächst nicht wohl/ wann es zu warm ist/ so schlägt der Sommer in die Faß/ und wird das Bier gern saur; Nach Philippi Jacobi soll man auf hören zu brawen/ und umb Laurentij und Bartholomoei wieder anfangen.</p> <p>Bier mit Kräutern/ wie es zu machen sey?</p> <p>KRäuter-Bier ist ein bewährte Artzney in einer Haußhaltung/ und gleichsam einer kleinen Haus-Apotheck zu vergleichen/ wie ich dann solche kürtzlich beschreiben will/ dann obwol die gemeine Bier dem Menschen eine Nahrung geben/ so seind doch die zugerichte Bier mehrentheils Artzneyen/ damit ihme ein Mensch offtmahlen nechst Gott von grossen gefährlichen Kranck: und Leibs-Schwachheiten selber helffen kan. Es werden solche Bier unterschiedlich gemacht/ theils auß Blumenblättern/ Wurtzlen/ Kräutern und Samen/ Grüne Materialien seind nicht dienlich dazu/ dann sie verderben das Bier sehr leichtlich durch ihre Feuchtigkeiten; Etliche legen nur die Materialien in das gebrawte Bier/ und lassen sie damit gehen/ etliche hencken nur die abgetrucknete Wurtzlen / Kräuter oder Blätter in die </p> </div> </body> </text> </TEI> [13/0017]
und muß durch die Erfahrung an einem jeden Ort gelernet werden. Wer will haben/ daß ihme ein Bier lange soll ligen bleiben/ muß ihm desto mehr Hopffen geben.
Wañ die Gerste gar zu theuer ist/ so nehme ein halbe Wispel Rokken/ und brawe Bier darauß/ allein das Korn muß nur ein Tag und Nacht im Wasser ligen / wie vor gemeldt/ darnach thue es herauß/ so wächst es hübsch auß/ dörre ein jedes insonderheit/ den Rocken sonderlich/ und wanns außgewachsen ist/ so thue es beydes zusammen/ und laß es mit einander mahlen. Aber doch wird solch Bier im Som̃er auch gar leichtlich sauer/ tauret nicht so lang als das mit lauter Gersten gebrawet ist. Im Winter gehet es wohl hin.
Wann man brawen will/ so muß es nicht zu kalt noch zu warm seyn/ sondern man muß achtung auf die Lufft geben/ wann es zu kalt ist/ so gefrieret die Gersten in den Böden/ und wächst nicht wohl/ wann es zu warm ist/ so schlägt der Sommer in die Faß/ und wird das Bier gern saur; Nach Philippi Jacobi soll man auf hören zu brawen/ und umb Laurentij und Bartholomoei wieder anfangen.
Bier mit Kräutern/ wie es zu machen sey?
KRäuter-Bier ist ein bewährte Artzney in einer Haußhaltung/ und gleichsam einer kleinen Haus-Apotheck zu vergleichen/ wie ich dann solche kürtzlich beschreiben will/ dann obwol die gemeine Bier dem Menschen eine Nahrung geben/ so seind doch die zugerichte Bier mehrentheils Artzneyen/ damit ihme ein Mensch offtmahlen nechst Gott von grossen gefährlichen Kranck: und Leibs-Schwachheiten selber helffen kan. Es werden solche Bier unterschiedlich gemacht/ theils auß Blumenblättern/ Wurtzlen/ Kräutern und Samen/ Grüne Materialien seind nicht dienlich dazu/ dann sie verderben das Bier sehr leichtlich durch ihre Feuchtigkeiten; Etliche legen nur die Materialien in das gebrawte Bier/ und lassen sie damit gehen/ etliche hencken nur die abgetrucknete Wurtzlen / Kräuter oder Blätter in die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz03_1677 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz03_1677/17 |
Zitationshilfe: | Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Haltern. Bd. 3. Nördlingen, 1677, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz03_1677/17>, abgerufen am 16.02.2025. |