Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Haltern. Bd. 3. Nördlingen, 1677.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Geyssen soll man für gut halten/ welche jährig/ und nicht über fünff Jahr alt seyn/ starck/ groß/ wolbesetzt/ hoch und leicht seyn/ vil Haars und grossen Uter haben/ unten am Schwantz und Schufften breit und vollkommen seyn. Die rothfärbige und die schwartzen seynd besser dann die weissen. Dann wiewol man sagt/ daß die weissen Milchreich seyen: so seynd doch die rothfärbigen und die schwartzen vil wackerer und schöner.

Es ist auch vil besser daß eine Geyß ungehörnt dann gehörnt seye. Dann welche keine Hörner haben/ dieselbigen gebähren nicht so bald unzeitig/ und vergleichen sich vil eher mit den Schafen/ dann die andern/ welche Hörner haben.

Die Böck werden hoch und für die besten gehalten/ welche über fünff Jahr nicht alt seyn: dann gemeiniglich pflegen sie ohne das für sich selbs/ von wegen ihrer überiger Hitz zu alten. Item welche einen schönen grossen Leib/ grosse dicke Schenckel/ vollkommenen/ faißten und kurtzen Halß/ schöne/ grosse / behenckte Ohren/ einen kleinen Kopff/ schwartz/ dick/ lang und zottende Haar und keine Hörner haben. Dann welche Böck groß gehörnt seyn/ und unden am Kifel zwen haarechte zuttele haben/ dieselbige seynd allwegen muthwillig und schädlich.

Die beste und fürnembste Nutzbarkeit/ so ein Meyersmann von der Geyssen mag haben/ ist erstlich Geyßmist/ darnach das Geyßfleisch/ welches jedermann so hoch und groß achtet/ auch das Fell/ darauß die Händschuch/ Sämisch / Cordouan oder Marrockin/ deßgleichen auch die Oelsäck gemacht werden/ darinn das Baum-Oel hin und her verführt würd. Auß Bockfell macht man das herrlich Cordouanisch und Marrouinisch Leder zu Kollern/ Schuhen/ und anderm. Das Bock-Unschlitt gebrauchen die Artzt/ und befindens trefflich wol in der rothen Ruhr. Auß der jungen Zigen Fellichen macht man artliche linde und zarte Händschuch/ gute starcke Gürtel/ Seckel und Nestel. Auß Milch macht man Geyßkäß/ gleichförmig denen die man auß Kühmilch zu machen pfleget: doch pfleget man sie auch dünn und spitzig zu for-

Die Geyssen soll man für gut halten/ welche jährig/ und nicht über fünff Jahr alt seyn/ starck/ groß/ wolbesetzt/ hoch und leicht seyn/ vil Haars und grossen Uter haben/ unten am Schwantz und Schufften breit und vollkom̃en seyn. Die rothfärbige und die schwartzen seynd besser dann die weissen. Dann wiewol man sagt/ daß die weissen Milchreich seyen: so seynd doch die rothfärbigen und die schwartzen vil wackerer und schöner.

Es ist auch vil besser daß eine Geyß ungehörnt dann gehörnt seye. Dann welche keine Hörner haben/ dieselbigen gebähren nicht so bald unzeitig/ und vergleichen sich vil eher mit den Schafen/ dann die andern/ welche Hörner haben.

Die Böck werden hoch und für die besten gehalten/ welche über fünff Jahr nicht alt seyn: dann gemeiniglich pflegen sie ohne das für sich selbs/ von wegen ihrer überiger Hitz zu alten. Item welche einen schönen grossen Leib/ grosse dicke Schenckel/ vollkommenen/ faißten und kurtzen Halß/ schöne/ grosse / behenckte Ohren/ einen kleinen Kopff/ schwartz/ dick/ lang und zottende Haar und keine Hörner haben. Dañ welche Böck groß gehörnt seyn/ und unden am Kifel zwen haarechte zuttele haben/ dieselbige seynd allwegen muthwillig und schädlich.

Die beste und fürnembste Nutzbarkeit/ so ein Meyersmann von der Geyssen mag haben/ ist erstlich Geyßmist/ darnach das Geyßfleisch/ welches jedermann so hoch und groß achtet/ auch das Fell/ darauß die Händschuch/ Sämisch / Cordouan oder Marrockin/ deßgleichen auch die Oelsäck gemacht werden/ darinn das Baum-Oel hin und her verführt würd. Auß Bockfell macht man das herrlich Cordouanisch und Marrouinisch Leder zu Kollern/ Schuhen/ und anderm. Das Bock-Unschlitt gebrauchen die Artzt/ und befindens trefflich wol in der rothen Ruhr. Auß der jungen Zigen Fellichen macht man artliche linde und zarte Händschuch/ gute starcke Gürtel/ Seckel und Nestel. Auß Milch macht man Geyßkäß/ gleichförmig denen die man auß Kühmilch zu machen pfleget: doch pfleget man sie auch dünn und spitzig zu for-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0140" n="123"/>
        <p>Die Geyssen soll man für gut halten/ welche jährig/ und nicht über fünff Jahr                      alt seyn/ starck/ groß/ wolbesetzt/ hoch und leicht seyn/ vil Haars und                      grossen Uter haben/ unten am Schwantz und Schufften breit und vollkom&#x0303;en                      seyn. Die rothfärbige und die schwartzen seynd besser dann die weissen. Dann                      wiewol man sagt/ daß die weissen Milchreich seyen: so seynd doch die                      rothfärbigen und die schwartzen vil wackerer und schöner.</p>
        <p>Es ist auch vil besser daß eine Geyß ungehörnt dann gehörnt seye. Dann welche                      keine Hörner haben/ dieselbigen gebähren nicht so bald unzeitig/ und                      vergleichen sich vil eher mit den Schafen/ dann die andern/ welche Hörner                      haben.</p>
        <p>Die Böck werden hoch und für die besten gehalten/ welche über fünff Jahr nicht                      alt seyn: dann gemeiniglich pflegen sie ohne das für sich selbs/ von wegen                      ihrer überiger Hitz zu alten. Item welche einen schönen grossen Leib/ grosse                      dicke Schenckel/ vollkommenen/ faißten und kurtzen Halß/ schöne/ grosse /                      behenckte Ohren/ einen kleinen Kopff/ schwartz/ dick/ lang und zottende Haar                      und keine Hörner haben. Dan&#x0303; welche Böck groß gehörnt seyn/ und unden am                      Kifel zwen haarechte zuttele haben/ dieselbige seynd allwegen muthwillig und                      schädlich.</p>
        <p>Die beste und fürnembste Nutzbarkeit/ so ein Meyersmann von der Geyssen mag                      haben/ ist erstlich Geyßmist/ darnach das Geyßfleisch/ welches jedermann so                      hoch und groß achtet/ auch das Fell/ darauß die Händschuch/ Sämisch /                      Cordouan oder Marrockin/ deßgleichen auch die Oelsäck gemacht werden/ darinn                      das Baum-Oel hin und her verführt würd. Auß Bockfell macht man das herrlich                      Cordouanisch und Marrouinisch Leder zu Kollern/ Schuhen/ und anderm. Das                      Bock-Unschlitt gebrauchen die Artzt/ und befindens trefflich wol in der rothen                      Ruhr. Auß der jungen Zigen Fellichen macht man artliche linde und zarte                      Händschuch/ gute starcke Gürtel/ Seckel und Nestel. Auß Milch macht man                      Geyßkäß/ gleichförmig denen die man auß Kühmilch zu machen pfleget: doch                      pfleget man sie auch dünn und spitzig zu for-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[123/0140] Die Geyssen soll man für gut halten/ welche jährig/ und nicht über fünff Jahr alt seyn/ starck/ groß/ wolbesetzt/ hoch und leicht seyn/ vil Haars und grossen Uter haben/ unten am Schwantz und Schufften breit und vollkom̃en seyn. Die rothfärbige und die schwartzen seynd besser dann die weissen. Dann wiewol man sagt/ daß die weissen Milchreich seyen: so seynd doch die rothfärbigen und die schwartzen vil wackerer und schöner. Es ist auch vil besser daß eine Geyß ungehörnt dann gehörnt seye. Dann welche keine Hörner haben/ dieselbigen gebähren nicht so bald unzeitig/ und vergleichen sich vil eher mit den Schafen/ dann die andern/ welche Hörner haben. Die Böck werden hoch und für die besten gehalten/ welche über fünff Jahr nicht alt seyn: dann gemeiniglich pflegen sie ohne das für sich selbs/ von wegen ihrer überiger Hitz zu alten. Item welche einen schönen grossen Leib/ grosse dicke Schenckel/ vollkommenen/ faißten und kurtzen Halß/ schöne/ grosse / behenckte Ohren/ einen kleinen Kopff/ schwartz/ dick/ lang und zottende Haar und keine Hörner haben. Dañ welche Böck groß gehörnt seyn/ und unden am Kifel zwen haarechte zuttele haben/ dieselbige seynd allwegen muthwillig und schädlich. Die beste und fürnembste Nutzbarkeit/ so ein Meyersmann von der Geyssen mag haben/ ist erstlich Geyßmist/ darnach das Geyßfleisch/ welches jedermann so hoch und groß achtet/ auch das Fell/ darauß die Händschuch/ Sämisch / Cordouan oder Marrockin/ deßgleichen auch die Oelsäck gemacht werden/ darinn das Baum-Oel hin und her verführt würd. Auß Bockfell macht man das herrlich Cordouanisch und Marrouinisch Leder zu Kollern/ Schuhen/ und anderm. Das Bock-Unschlitt gebrauchen die Artzt/ und befindens trefflich wol in der rothen Ruhr. Auß der jungen Zigen Fellichen macht man artliche linde und zarte Händschuch/ gute starcke Gürtel/ Seckel und Nestel. Auß Milch macht man Geyßkäß/ gleichförmig denen die man auß Kühmilch zu machen pfleget: doch pfleget man sie auch dünn und spitzig zu for-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz03_1677
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz03_1677/140
Zitationshilfe: Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Haltern. Bd. 3. Nördlingen, 1677, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz03_1677/140>, abgerufen am 09.11.2024.