Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Haltern. Bd. 3. Nördlingen, 1677.schen Gebürge abligen/ und bey ihnen die Geyssen treffenlich wol und hoch/ viler Gelegenheit und Landshalben gehalten werden/ so wöllen wir derhalben von der Geyßzucht desto kürtzlicher reden/ dieselbige auff das einfaltigst beschreiben/ und den andern woltragenden Thieren vergleichen: dann diese beyde Thier mögen wol einander unter einem Dach in einem Stall leiden/ gleiche Speise essen/ gleicher gestalt gezogen/ und in einer Heerde geführt werden. Ein fleissiger und embsiger Geyßhirt soll allweg seinen Geyßstall rein und sauber halten/ keinen Mist noch andere böse Feuchtigkeit im Stall dulden/ dann solches ist der Geyssen Art und Natur gantz entgegen. Seiner Person aber halben / soll er behend und geschickt/ lustig und embsig/ rauh/ fleissig/ gedultig / frech und keck seyn/ kein Berg noch Thal/ Felß noch Stein/ sie seyen so hoch und rauch als sie wöllen/ Hecken noch Stauden/ Wüsten noch Einöden zu steigen oder zu gehen/ förchten noch schewen/ seine Heerde auch nicht/ wie die Schäfer zu thun pflegen/ nachfolgen/ sondern fornen auff die Spitzen sich stellen/ und den Geyssen vorgehen. Ein guter Geyßhirt soll über fünfftzig Geyssen in seine Gewahrsamkeit nicht annemmen/ dann sie seyn zu närrisch und zu frech/ bleiben nicht wie die Schafe bey einander/ sondern sie versträwen sich/ lauffen weit von einander. Solchs thun die Schafe nicht / sondern halten und bleiben beysammen/ geben ihrem Schafhirt nicht so viel zu schaffen. Die Geyssen sollen in keinem frostigen Ort geweydet werden/ dann sie mögen die kälte nicht erleiden. Die Geyssen soll man eben so wol/ als die Schaf im Herbstmonat vor dem Christmonat lassen steigen und rammlen/ damit sie bald gegen dem Frühling/ wann die Bäume außschlagen/ und das Laub anfahet herauß zu stechen / ihre junge Kitzlin werffen mögen. So die Geyssen vil Milch sollen geben/ mag man ihnen Fünff-Fingerkraut zu essen verschaffen: oder man soll ihnen Diptenwurtzel an den Bauch binden/ oder weyden lassen/ wo solche Kräuter vil wachsen. schen Gebürge abligen/ und bey ihnen die Geyssen treffenlich wol und hoch/ viler Gelegenheit und Landshalben gehalten werden/ so wöllen wir derhalben von der Geyßzucht desto kürtzlicher reden/ dieselbige auff das einfaltigst beschreiben/ und den andern woltragenden Thieren vergleichen: dann diese beyde Thier mögen wol einander unter einem Dach in einem Stall leiden/ gleiche Speise essen/ gleicher gestalt gezogen/ und in einer Heerde geführt werden. Ein fleissiger und embsiger Geyßhirt soll allweg seinen Geyßstall rein und sauber halten/ keinen Mist noch andere böse Feuchtigkeit im Stall dulden/ dann solches ist der Geyssen Art und Natur gantz entgegen. Seiner Person aber halben / soll er behend und geschickt/ lustig und embsig/ rauh/ fleissig/ gedultig / frech und keck seyn/ kein Berg noch Thal/ Felß noch Stein/ sie seyen so hoch und rauch als sie wöllen/ Hecken noch Stauden/ Wüsten noch Einöden zu steigen oder zu gehen/ förchten noch schewen/ seine Heerde auch nicht/ wie die Schäfer zu thun pflegen/ nachfolgen/ sondern fornen auff die Spitzen sich stellen/ und den Geyssen vorgehen. Ein guter Geyßhirt soll über fünfftzig Geyssen in seine Gewahrsamkeit nicht annem̃en/ dann sie seyn zu närrisch und zu frech/ bleiben nicht wie die Schafe bey einander/ sondern sie versträwen sich/ lauffen weit von einander. Solchs thun die Schafe nicht / sondern halten und bleiben beysammen/ geben ihrem Schafhirt nicht so viel zu schaffen. Die Geyssen sollen in keinem frostigen Ort geweydet werden/ dañ sie mögen die kälte nicht erleiden. Die Geyssen soll man eben so wol/ als die Schaf im Herbstmonat vor dem Christmonat lassen steigen und ram̃len/ damit sie bald gegen dem Frühling/ wann die Bäume außschlagen/ und das Laub anfahet herauß zu stechen / ihre junge Kitzlin werffen mögen. So die Geyssen vil Milch sollen geben/ mag man ihnen Fünff-Fingerkraut zu essen verschaffen: oder man soll ihnen Diptenwurtzel an den Bauch binden/ oder weyden lassen/ wo solche Kräuter vil wachsen. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0139" n="122"/> schen Gebürge abligen/ und bey ihnen die Geyssen treffenlich wol und hoch/ viler Gelegenheit und Landshalben gehalten werden/ so wöllen wir derhalben von der Geyßzucht desto kürtzlicher reden/ dieselbige auff das einfaltigst beschreiben/ und den andern woltragenden Thieren vergleichen: dann diese beyde Thier mögen wol einander unter einem Dach in einem Stall leiden/ gleiche Speise essen/ gleicher gestalt gezogen/ und in einer Heerde geführt werden.</p> <p>Ein fleissiger und embsiger Geyßhirt soll allweg seinen Geyßstall rein und sauber halten/ keinen Mist noch andere böse Feuchtigkeit im Stall dulden/ dann solches ist der Geyssen Art und Natur gantz entgegen. Seiner Person aber halben / soll er behend und geschickt/ lustig und embsig/ rauh/ fleissig/ gedultig / frech und keck seyn/ kein Berg noch Thal/ Felß noch Stein/ sie seyen so hoch und rauch als sie wöllen/ Hecken noch Stauden/ Wüsten noch Einöden zu steigen oder zu gehen/ förchten noch schewen/ seine Heerde auch nicht/ wie die Schäfer zu thun pflegen/ nachfolgen/ sondern fornen auff die Spitzen sich stellen/ und den Geyssen vorgehen. Ein guter Geyßhirt soll über fünfftzig Geyssen in seine Gewahrsamkeit nicht annem̃en/ dann sie seyn zu närrisch und zu frech/ bleiben nicht wie die Schafe bey einander/ sondern sie versträwen sich/ lauffen weit von einander. Solchs thun die Schafe nicht / sondern halten und bleiben beysammen/ geben ihrem Schafhirt nicht so viel zu schaffen.</p> <p>Die Geyssen sollen in keinem frostigen Ort geweydet werden/ dañ sie mögen die kälte nicht erleiden.</p> <p>Die Geyssen soll man eben so wol/ als die Schaf im Herbstmonat vor dem Christmonat lassen steigen und ram̃len/ damit sie bald gegen dem Frühling/ wann die Bäume außschlagen/ und das Laub anfahet herauß zu stechen / ihre junge Kitzlin werffen mögen.</p> <p>So die Geyssen vil Milch sollen geben/ mag man ihnen Fünff-Fingerkraut zu essen verschaffen: oder man soll ihnen Diptenwurtzel an den Bauch binden/ oder weyden lassen/ wo solche Kräuter vil wachsen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [122/0139]
schen Gebürge abligen/ und bey ihnen die Geyssen treffenlich wol und hoch/ viler Gelegenheit und Landshalben gehalten werden/ so wöllen wir derhalben von der Geyßzucht desto kürtzlicher reden/ dieselbige auff das einfaltigst beschreiben/ und den andern woltragenden Thieren vergleichen: dann diese beyde Thier mögen wol einander unter einem Dach in einem Stall leiden/ gleiche Speise essen/ gleicher gestalt gezogen/ und in einer Heerde geführt werden.
Ein fleissiger und embsiger Geyßhirt soll allweg seinen Geyßstall rein und sauber halten/ keinen Mist noch andere böse Feuchtigkeit im Stall dulden/ dann solches ist der Geyssen Art und Natur gantz entgegen. Seiner Person aber halben / soll er behend und geschickt/ lustig und embsig/ rauh/ fleissig/ gedultig / frech und keck seyn/ kein Berg noch Thal/ Felß noch Stein/ sie seyen so hoch und rauch als sie wöllen/ Hecken noch Stauden/ Wüsten noch Einöden zu steigen oder zu gehen/ förchten noch schewen/ seine Heerde auch nicht/ wie die Schäfer zu thun pflegen/ nachfolgen/ sondern fornen auff die Spitzen sich stellen/ und den Geyssen vorgehen. Ein guter Geyßhirt soll über fünfftzig Geyssen in seine Gewahrsamkeit nicht annem̃en/ dann sie seyn zu närrisch und zu frech/ bleiben nicht wie die Schafe bey einander/ sondern sie versträwen sich/ lauffen weit von einander. Solchs thun die Schafe nicht / sondern halten und bleiben beysammen/ geben ihrem Schafhirt nicht so viel zu schaffen.
Die Geyssen sollen in keinem frostigen Ort geweydet werden/ dañ sie mögen die kälte nicht erleiden.
Die Geyssen soll man eben so wol/ als die Schaf im Herbstmonat vor dem Christmonat lassen steigen und ram̃len/ damit sie bald gegen dem Frühling/ wann die Bäume außschlagen/ und das Laub anfahet herauß zu stechen / ihre junge Kitzlin werffen mögen.
So die Geyssen vil Milch sollen geben/ mag man ihnen Fünff-Fingerkraut zu essen verschaffen: oder man soll ihnen Diptenwurtzel an den Bauch binden/ oder weyden lassen/ wo solche Kräuter vil wachsen.
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