Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Haltern. Bd. 3. Nördlingen, 1677.mieren/ und solches seynd die herrliche kleinen Geyßkäßlin / welche vor langen Zeiten zu Nimes/ wie Plinius schreibet/ gemacht seyn worden / und man jetziger Zeit auch zu Beau oder Baus in der Provintz/ noch zu machen pfleget. Die Manier und weise Oelhäut zu machen/ darinn man das Baum-Oel auß der Provintz und Langendock pfleget zu führen/ belangend: da soll man vorhin dem todten Bock den Kopff/ darnach die Füß biß an das ander Gleych oder Gelenck abhawen/ darnach die gantze Haut abstreiffen/ und also umbwenden/ damit das Haar außwerts komme/ zwey oder dreymal einsaltzen/ zu dem auch das gantze Fell mit Saltz wol reiben/ folgends bereiten/ und in ein Gefeß oder Oelsack wie bräuchlich stossen. Man soll aber den Sack allezeit voll und auffgeblasen in der höhe auffhencken/ darmit er kein Erderich berühre/ und also von den Maden und Würmen nicht gefressen werde. Die Meyerin darff nicht vil Sorgen/ wie sie auß Geyßmilch Butter mache und sammle/ dann sie hat nicht so vil überentzig faißte/ daß man möchte vil Butter darauß machen/ es were dann gar wenig/ und darzu mit grosser Mühe und Arbeit/ bleibet weiß/ hart/ und schmackt nach Unschlitt: darumb pflegt man auch in Langendock/ und in der Provintz/ da man so köstliche Käß hat/ keinen Butter zu machen. Die Geyßprästen und Kranckheiten belangend/ werden sie am meiste vom kalten Weh in diesen Landen geplaget/ und wann sie dasselbig eine Zeit lang nicht haben / so sterben sie plötzlich dahin. Uber die andere Kranckheiten/ welche die Geyssen den Schäflin gleichförmig haben / finden sich andere drey Prästen/ mit welchen die Geyß insonderheit geplaget wird/ das ist die Wassersucht/ die Blähung oder Geschwulst nach der Geburt / und die Dörre. Die Wassersucht pflegen die Geyssen gemeinlich von vil Wassertrincken zu bekommen / in solcher Kranckheit soll man sie unter den Schultern auffschneiden/ die Feuchtigkeit außlassen/ und die Wunden mit weichem Pech Widerum zuheylen. Wann die Mutter nach mieren/ und solches seynd die herrliche kleinen Geyßkäßlin / welche vor langen Zeiten zu Nimes/ wie Plinius schreibet/ gemacht seyn worden / und man jetziger Zeit auch zu Beau oder Baus in der Provintz/ noch zu machen pfleget. Die Manier und weise Oelhäut zu machen/ dariñ man das Baum-Oel auß der Provintz und Langendock pfleget zu führen/ belangend: da soll man vorhin dem todten Bock den Kopff/ darnach die Füß biß an das ander Gleych oder Gelenck abhawen/ darnach die gantze Haut abstreiffen/ und also umbwenden/ damit das Haar außwerts komme/ zwey oder dreymal einsaltzen/ zu dem auch das gantze Fell mit Saltz wol reiben/ folgends bereiten/ und in ein Gefeß oder Oelsack wie bräuchlich stossen. Man soll aber den Sack allezeit voll und auffgeblasen in der höhe auffhencken/ darmit er kein Erderich berühre/ und also von den Maden und Würmen nicht gefressen werde. Die Meyerin darff nicht vil Sorgen/ wie sie auß Geyßmilch Butter mache und sam̃le/ dann sie hat nicht so vil überentzig faißte/ daß man möchte vil Butter darauß machen/ es were dann gar wenig/ und darzu mit grosser Mühe und Arbeit/ bleibet weiß/ hart/ und schmackt nach Unschlitt: darumb pflegt man auch in Langendock/ und in der Provintz/ da man so köstliche Käß hat/ keinen Butter zu machen. Die Geyßprästen und Kranckheiten belangend/ werden sie am meiste vom kalten Weh in diesen Landen geplaget/ und wann sie dasselbig eine Zeit lang nicht haben / so sterben sie plötzlich dahin. Uber die andere Kranckheiten/ welche die Geyssen den Schäflin gleichförmig haben / finden sich andere drey Prästen/ mit welchen die Geyß insonderheit geplaget wird/ das ist die Wassersucht/ die Blähung oder Geschwulst nach der Geburt / und die Dörre. Die Wassersucht pflegen die Geyssen gemeinlich von vil Wassertrincken zu bekommen / in solcher Kranckheit soll man sie unter den Schultern auffschneiden/ die Feuchtigkeit außlassen/ und die Wunden mit weichem Pech Widerum zuheylen. Wann die Mutter nach <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0141" n="124"/> mieren/ und solches seynd die herrliche kleinen Geyßkäßlin / welche vor langen Zeiten zu Nimes/ wie Plinius schreibet/ gemacht seyn worden / und man jetziger Zeit auch zu Beau oder Baus in der Provintz/ noch zu machen pfleget.</p> <p>Die Manier und weise Oelhäut zu machen/ dariñ man das Baum-Oel auß der Provintz und Langendock pfleget zu führen/ belangend: da soll man vorhin dem todten Bock den Kopff/ darnach die Füß biß an das ander Gleych oder Gelenck abhawen/ darnach die gantze Haut abstreiffen/ und also umbwenden/ damit das Haar außwerts komme/ zwey oder dreymal einsaltzen/ zu dem auch das gantze Fell mit Saltz wol reiben/ folgends bereiten/ und in ein Gefeß oder Oelsack wie bräuchlich stossen. Man soll aber den Sack allezeit voll und auffgeblasen in der höhe auffhencken/ darmit er kein Erderich berühre/ und also von den Maden und Würmen nicht gefressen werde.</p> <p>Die Meyerin darff nicht vil Sorgen/ wie sie auß Geyßmilch Butter mache und sam̃le/ dann sie hat nicht so vil überentzig faißte/ daß man möchte vil Butter darauß machen/ es were dann gar wenig/ und darzu mit grosser Mühe und Arbeit/ bleibet weiß/ hart/ und schmackt nach Unschlitt: darumb pflegt man auch in Langendock/ und in der Provintz/ da man so köstliche Käß hat/ keinen Butter zu machen.</p> <p>Die Geyßprästen und Kranckheiten belangend/ werden sie am meiste vom kalten Weh in diesen Landen geplaget/ und wann sie dasselbig eine Zeit lang nicht haben / so sterben sie plötzlich dahin.</p> <p>Uber die andere Kranckheiten/ welche die Geyssen den Schäflin gleichförmig haben / finden sich andere drey Prästen/ mit welchen die Geyß insonderheit geplaget wird/ das ist die Wassersucht/ die Blähung oder Geschwulst nach der Geburt / und die Dörre.</p> <p>Die Wassersucht pflegen die Geyssen gemeinlich von vil Wassertrincken zu bekommen / in solcher Kranckheit soll man sie unter den Schultern auffschneiden/ die Feuchtigkeit außlassen/ und die Wunden mit weichem Pech Widerum zuheylen. 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mieren/ und solches seynd die herrliche kleinen Geyßkäßlin / welche vor langen Zeiten zu Nimes/ wie Plinius schreibet/ gemacht seyn worden / und man jetziger Zeit auch zu Beau oder Baus in der Provintz/ noch zu machen pfleget.
Die Manier und weise Oelhäut zu machen/ dariñ man das Baum-Oel auß der Provintz und Langendock pfleget zu führen/ belangend: da soll man vorhin dem todten Bock den Kopff/ darnach die Füß biß an das ander Gleych oder Gelenck abhawen/ darnach die gantze Haut abstreiffen/ und also umbwenden/ damit das Haar außwerts komme/ zwey oder dreymal einsaltzen/ zu dem auch das gantze Fell mit Saltz wol reiben/ folgends bereiten/ und in ein Gefeß oder Oelsack wie bräuchlich stossen. Man soll aber den Sack allezeit voll und auffgeblasen in der höhe auffhencken/ darmit er kein Erderich berühre/ und also von den Maden und Würmen nicht gefressen werde.
Die Meyerin darff nicht vil Sorgen/ wie sie auß Geyßmilch Butter mache und sam̃le/ dann sie hat nicht so vil überentzig faißte/ daß man möchte vil Butter darauß machen/ es were dann gar wenig/ und darzu mit grosser Mühe und Arbeit/ bleibet weiß/ hart/ und schmackt nach Unschlitt: darumb pflegt man auch in Langendock/ und in der Provintz/ da man so köstliche Käß hat/ keinen Butter zu machen.
Die Geyßprästen und Kranckheiten belangend/ werden sie am meiste vom kalten Weh in diesen Landen geplaget/ und wann sie dasselbig eine Zeit lang nicht haben / so sterben sie plötzlich dahin.
Uber die andere Kranckheiten/ welche die Geyssen den Schäflin gleichförmig haben / finden sich andere drey Prästen/ mit welchen die Geyß insonderheit geplaget wird/ das ist die Wassersucht/ die Blähung oder Geschwulst nach der Geburt / und die Dörre.
Die Wassersucht pflegen die Geyssen gemeinlich von vil Wassertrincken zu bekommen / in solcher Kranckheit soll man sie unter den Schultern auffschneiden/ die Feuchtigkeit außlassen/ und die Wunden mit weichem Pech Widerum zuheylen. Wann die Mutter nach
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