Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Haltern. Bd. 3. Nördlingen, 1677.

Bild:
<< vorherige Seite

fell. Item Geyßhaar/ darauß die Türcken ihren Schamlot weben und machen. Verkauffen die jungen Zieglin/ und machen gut Fleisch darauß/ welches mancher guter und köstlicher Speise kan und mag vergleichet werden. Dann zur selben Zeit paaren sich ohn das die Vögel/ die grosse Thier lauffen in der Brunst/ davon in kurtzem Junge auffkommen/ welcher Fleisch doch nicht dem jungen Ziglin Fleisch/ welches zu derselbigen Zeit gemätzigt und geschlacht wird/ keines wegs mag verglichen/ noch so gut geachtet werden.

Solches bezeuget uns die spitzfündige Practick der Jahrkuchner: dann dieselbe Zeit/ weil ohn daß das Hammelfleisch hart und zeh/ darzu unschmackhafft ist / pflegen sie gemeinlich an einem Hammelsquallen/ so subtil einen Kitzlinswadel anzusetzen/ dasselbig auff das spitzfindigste zu verkleistern/ und endlich diß zähe Hammelfleisch/ für gut/ mürb/ und zart Ziglinfleisch zu verkauffen.

Die Geyß und Böck seynd mit geringem Unkosten außzuhalten und zu ernehren. Sie essen allerley Kräuter und Dornen in Försten/ Hecken und Stauden/ ja in gifftigen Orten und Stellen: sie nagen allerley Holtz und fruchtbare Bäumen / lecken alle Mauren und feuchte salpeterische Felsen: darum sihet man wenig Geyssen hungers sterben: Sie essen auch vil härtere und stärckere Weyde dann die Schaf/ steigen gern bergechte und hohe Oerter/ und wo die Sonn am hitzigsten scheinet. Sie arbeiten und brauchen sich sehr/ seynd einer starcken und frischen Art und Natur: Daher kompts daß die Alten haben gern vil Geyssen gezogen: wie man dannoch heutiges Tags solche gern allenthalben in Gebürgen ziehet. Die in Frankreich pflegen ihnen eygne Ställ auff zubawen/ ein Hüter / eben so wol als den Schafen zuhalten/ und die Böcke/ gleich wie die Wider / von den Geyssen abzusöndern und zu stellen. Der Geyßstall soll allweg mit Steinen gepflästert werden/ wo er ohn das von Natur und für sich selbs nicht steinecht ist/ dann man streiet den Geyssen kein Spreuer/ noch sonder Stroh unter.

Dieweil wir aber zu weit dem Languedock/ Avernien und Savoi-

fell. Item Geyßhaar/ darauß die Türcken ihren Schamlot weben und machen. Verkauffen die jungen Zieglin/ und machen gut Fleisch darauß/ welches mancher guter und köstlicher Speise kan und mag vergleichet werden. Dann zur selben Zeit paaren sich ohn das die Vögel/ die grosse Thier lauffen in der Brunst/ davon in kurtzem Junge auffkommen/ welcher Fleisch doch nicht dem jungen Ziglin Fleisch/ welches zu derselbigen Zeit gemätzigt und geschlacht wird/ keines wegs mag verglichen/ noch so gut geachtet werden.

Solches bezeuget uns die spitzfündige Practick der Jahrkuchner: dann dieselbe Zeit/ weil ohn daß das Hammelfleisch hart und zeh/ darzu unschmackhafft ist / pflegen sie gemeinlich an einem Hammelsquallen/ so subtil einen Kitzlinswadel anzusetzen/ dasselbig auff das spitzfindigste zu verkleistern/ und endlich diß zähe Ham̃elfleisch/ für gut/ mürb/ und zart Ziglinfleisch zu verkauffen.

Die Geyß und Böck seynd mit geringem Unkosten außzuhalten und zu ernehren. Sie essen allerley Kräuter und Dornen in Försten/ Hecken und Stauden/ ja in gifftigen Orten und Stellen: sie nagen allerley Holtz und fruchtbare Bäumen / lecken alle Mauren und feuchte salpeterische Felsen: darum sihet man wenig Geyssen hungers sterben: Sie essen auch vil härtere und stärckere Weyde dann die Schaf/ steigen gern bergechte und hohe Oerter/ und wo die Sonn am hitzigsten scheinet. Sie arbeiten und brauchen sich sehr/ seynd einer starcken und frischen Art und Natur: Daher kompts daß die Alten haben gern vil Geyssen gezogen: wie man dannoch heutiges Tags solche gern allenthalben in Gebürgen ziehet. Die in Frankreich pflegen ihnen eygne Ställ auff zubawen/ ein Hüter / eben so wol als den Schafen zuhalten/ und die Böcke/ gleich wie die Wider / von den Geyssen abzusöndern und zu stellen. Der Geyßstall soll allweg mit Steinen gepflästert werden/ wo er ohn das von Natur und für sich selbs nicht steinecht ist/ dann man streiet den Geyssen kein Spreuer/ noch sonder Stroh unter.

Dieweil wir aber zu weit dem Languedock/ Avernien und Savoi-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0138" n="121"/>
fell. Item Geyßhaar/ darauß die                      Türcken ihren Schamlot weben und machen. Verkauffen die jungen Zieglin/ und                      machen gut Fleisch darauß/ welches mancher guter und köstlicher Speise kan und                      mag vergleichet werden. Dann zur selben Zeit paaren sich ohn das die Vögel/ die                      grosse Thier lauffen in der Brunst/ davon in kurtzem Junge auffkommen/ welcher                      Fleisch doch nicht dem jungen Ziglin Fleisch/ welches zu derselbigen Zeit                      gemätzigt und geschlacht wird/ keines wegs mag verglichen/ noch so gut                      geachtet werden.</p>
        <p>Solches bezeuget uns die spitzfündige Practick der Jahrkuchner: dann dieselbe                      Zeit/ weil ohn daß das Hammelfleisch hart und zeh/ darzu unschmackhafft ist /                      pflegen sie gemeinlich an einem Hammelsquallen/ so subtil einen Kitzlinswadel                      anzusetzen/ dasselbig auff das spitzfindigste zu verkleistern/ und endlich diß                      zähe Ham&#x0303;elfleisch/ für gut/ mürb/ und zart Ziglinfleisch zu                      verkauffen.</p>
        <p>Die Geyß und Böck seynd mit geringem Unkosten außzuhalten und zu ernehren. Sie                      essen allerley Kräuter und Dornen in Försten/ Hecken und Stauden/ ja in                      gifftigen Orten und Stellen: sie nagen allerley Holtz und fruchtbare Bäumen /                      lecken alle Mauren und feuchte salpeterische Felsen: darum sihet man wenig                      Geyssen hungers sterben: Sie essen auch vil härtere und stärckere Weyde dann die                      Schaf/ steigen gern bergechte und hohe Oerter/ und wo die Sonn am hitzigsten                      scheinet. Sie arbeiten und brauchen sich sehr/ seynd einer starcken und                      frischen Art und Natur: Daher kompts daß die Alten haben gern vil Geyssen                      gezogen: wie man dannoch heutiges Tags solche gern allenthalben in Gebürgen                      ziehet. Die in Frankreich pflegen ihnen eygne Ställ auff zubawen/ ein Hüter /                      eben so wol als den Schafen zuhalten/ und die Böcke/ gleich wie die Wider /                      von den Geyssen abzusöndern und zu stellen. Der Geyßstall soll allweg mit                      Steinen gepflästert werden/ wo er ohn das von Natur und für sich selbs nicht                      steinecht ist/ dann man streiet den Geyssen kein Spreuer/ noch sonder Stroh                      unter.</p>
        <p>Dieweil wir aber zu weit dem Languedock/ Avernien und Savoi-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0138] fell. Item Geyßhaar/ darauß die Türcken ihren Schamlot weben und machen. Verkauffen die jungen Zieglin/ und machen gut Fleisch darauß/ welches mancher guter und köstlicher Speise kan und mag vergleichet werden. Dann zur selben Zeit paaren sich ohn das die Vögel/ die grosse Thier lauffen in der Brunst/ davon in kurtzem Junge auffkommen/ welcher Fleisch doch nicht dem jungen Ziglin Fleisch/ welches zu derselbigen Zeit gemätzigt und geschlacht wird/ keines wegs mag verglichen/ noch so gut geachtet werden. Solches bezeuget uns die spitzfündige Practick der Jahrkuchner: dann dieselbe Zeit/ weil ohn daß das Hammelfleisch hart und zeh/ darzu unschmackhafft ist / pflegen sie gemeinlich an einem Hammelsquallen/ so subtil einen Kitzlinswadel anzusetzen/ dasselbig auff das spitzfindigste zu verkleistern/ und endlich diß zähe Ham̃elfleisch/ für gut/ mürb/ und zart Ziglinfleisch zu verkauffen. Die Geyß und Böck seynd mit geringem Unkosten außzuhalten und zu ernehren. Sie essen allerley Kräuter und Dornen in Försten/ Hecken und Stauden/ ja in gifftigen Orten und Stellen: sie nagen allerley Holtz und fruchtbare Bäumen / lecken alle Mauren und feuchte salpeterische Felsen: darum sihet man wenig Geyssen hungers sterben: Sie essen auch vil härtere und stärckere Weyde dann die Schaf/ steigen gern bergechte und hohe Oerter/ und wo die Sonn am hitzigsten scheinet. Sie arbeiten und brauchen sich sehr/ seynd einer starcken und frischen Art und Natur: Daher kompts daß die Alten haben gern vil Geyssen gezogen: wie man dannoch heutiges Tags solche gern allenthalben in Gebürgen ziehet. Die in Frankreich pflegen ihnen eygne Ställ auff zubawen/ ein Hüter / eben so wol als den Schafen zuhalten/ und die Böcke/ gleich wie die Wider / von den Geyssen abzusöndern und zu stellen. Der Geyßstall soll allweg mit Steinen gepflästert werden/ wo er ohn das von Natur und für sich selbs nicht steinecht ist/ dann man streiet den Geyssen kein Spreuer/ noch sonder Stroh unter. Dieweil wir aber zu weit dem Languedock/ Avernien und Savoi-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz03_1677
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz03_1677/138
Zitationshilfe: Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Haltern. Bd. 3. Nördlingen, 1677, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz03_1677/138>, abgerufen am 05.05.2024.