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Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Haltern. Bd. 3. Nördlingen, 1677.

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Fürs erst soll er den Schafstall gegen der Mittags-Sonne/ an einem hohen Ort in seinem Hof setzen und bawen. Dann an solcher Stellen stehen die Schafe nicht zu feucht/ und bekommen desto bessere/ gesundere und frischere Lufft. Er soll aber auch zimlich lang und breit seyn/ damit die Schaf einander nicht trucken oder sonst beschädigen. Die Kripffen soll man um und um nidrig machen/ und mit Laitern versehen. Den Schafstall mit einer Bünen von Brettern gemacht/ vom Dach entscheiden/ auf daß die Schaaf desto wärmer im Winter bleiben/ und kein Schnee auf sie durch die Dachziegel falle/ und also von wegen der Kälte erfrieren.

Der Schafhirt soll ein sittsamer gütiger Mensch seyn/ die Schäflein lieben / ringfertig/ hurtig und unverdrossen seyn/ eine gute helle Stimm haben / arbeitsam/ friedlich und fromm seyn/ von Natur mit auffrechten stücken umbgehen/ und zu erbarn Sachen lust tragen. Aber solcher Schafhirten finden sich gar wenig/ insonderheit aber bey den Stätten. Dann gemeinglich seyn dieselbigen/ von wegen deß langwirigen und schädlichen Müssiggangs und ihrer Faulheit/ muthwillig/ schalckhafftig und voller Büberey: Daher sehen wir auß ihrem bösen und unordenlichen Leben nichts anders/ dann allerley Schelmen- und Bubenwerck/ Rauberey/ Mord/ und Diebstall täglichen entstahn. Da doch im Gegentheil die Alten und Egyptische Schäfer nichts anders gethan/ dann daß sie deß Himmels Lauff/ die Artzney/ die Music/ und andere herrliche Künste erfunden und gemehret haben: und wann ichs dörfft sagen/ seyn sie die Ersten gewesen/ welche die Kunst zu kriegen/ und Königreich zu regieren/ an Tag gebracht/ und andere gelehret haben. Dann wie sie vor Zeiten eine gute lange Zeit unter dem freyen Himmel gelebt und gewohnet/ haben sie deß Himmels Lauff / wann sie ohn das müssig gewesen/ und nichts anders zu thun gehabt / auffgemerckt/ und allein damit umgangen/ der Zeit und deß Gewitters Gestalt und tägliche Wandlungen war genommen/ und also auß langwiriger Erfahrung glückhaffte und unglückhaffte/ böse und gute Zeit ge-

Fürs erst soll er den Schafstall gegen der Mittags-Sonne/ an einem hohen Ort in seinem Hof setzen und bawen. Dann an solcher Stellen stehen die Schafe nicht zu feucht/ und bekommen desto bessere/ gesundere und frischere Lufft. Er soll aber auch zimlich lang und breit seyn/ damit die Schaf einander nicht trucken oder sonst beschädigen. Die Kripffen soll man um und um nidrig machen/ und mit Laitern versehen. Den Schafstall mit einer Bünen von Brettern gemacht/ vom Dach entscheiden/ auf daß die Schaaf desto wärmer im Winter bleiben/ und kein Schnee auf sie durch die Dachziegel falle/ und also von wegen der Kälte erfrieren.

Der Schafhirt soll ein sittsamer gütiger Mensch seyn/ die Schäflein lieben / ringfertig/ hurtig und unverdrossen seyn/ eine gute helle Stimm haben / arbeitsam/ friedlich und fromm seyn/ von Natur mit auffrechten stücken umbgehen/ und zu erbarn Sachen lust tragen. Aber solcher Schafhirten finden sich gar wenig/ insonderheit aber bey den Stätten. Dann gemeinglich seyn dieselbigen/ von wegen deß langwirigen und schädlichen Müssiggangs und ihrer Faulheit/ muthwillig/ schalckhafftig und voller Büberey: Daher sehen wir auß ihrem bösen und unordenlichen Leben nichts anders/ dann allerley Schelmen- und Bubenwerck/ Rauberey/ Mord/ und Diebstall täglichen entstahn. Da doch im Gegentheil die Alten und Egyptische Schäfer nichts anders gethan/ dann daß sie deß Himmels Lauff/ die Artzney/ die Music/ und andere herrliche Künste erfunden und gemehret haben: und wann ichs dörfft sagen/ seyn sie die Ersten gewesen/ welche die Kunst zu kriegen/ und Königreich zu regieren/ an Tag gebracht/ und andere gelehret haben. Dann wie sie vor Zeiten eine gute lange Zeit unter dem freyen Himmel gelebt und gewohnet/ haben sie deß Himmels Lauff / wann sie ohn das müssig gewesen/ und nichts anders zu thun gehabt / auffgemerckt/ und allein damit umgangen/ der Zeit und deß Gewitters Gestalt und tägliche Wandlungen war genommen/ und also auß langwiriger Erfahrung glückhaffte und unglückhaffte/ böse und gute Zeit ge-

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[106/0123] Fürs erst soll er den Schafstall gegen der Mittags-Sonne/ an einem hohen Ort in seinem Hof setzen und bawen. Dann an solcher Stellen stehen die Schafe nicht zu feucht/ und bekommen desto bessere/ gesundere und frischere Lufft. Er soll aber auch zimlich lang und breit seyn/ damit die Schaf einander nicht trucken oder sonst beschädigen. Die Kripffen soll man um und um nidrig machen/ und mit Laitern versehen. Den Schafstall mit einer Bünen von Brettern gemacht/ vom Dach entscheiden/ auf daß die Schaaf desto wärmer im Winter bleiben/ und kein Schnee auf sie durch die Dachziegel falle/ und also von wegen der Kälte erfrieren. Der Schafhirt soll ein sittsamer gütiger Mensch seyn/ die Schäflein lieben / ringfertig/ hurtig und unverdrossen seyn/ eine gute helle Stimm haben / arbeitsam/ friedlich und fromm seyn/ von Natur mit auffrechten stücken umbgehen/ und zu erbarn Sachen lust tragen. Aber solcher Schafhirten finden sich gar wenig/ insonderheit aber bey den Stätten. Dann gemeinglich seyn dieselbigen/ von wegen deß langwirigen und schädlichen Müssiggangs und ihrer Faulheit/ muthwillig/ schalckhafftig und voller Büberey: Daher sehen wir auß ihrem bösen und unordenlichen Leben nichts anders/ dann allerley Schelmen- und Bubenwerck/ Rauberey/ Mord/ und Diebstall täglichen entstahn. Da doch im Gegentheil die Alten und Egyptische Schäfer nichts anders gethan/ dann daß sie deß Himmels Lauff/ die Artzney/ die Music/ und andere herrliche Künste erfunden und gemehret haben: und wann ichs dörfft sagen/ seyn sie die Ersten gewesen/ welche die Kunst zu kriegen/ und Königreich zu regieren/ an Tag gebracht/ und andere gelehret haben. Dann wie sie vor Zeiten eine gute lange Zeit unter dem freyen Himmel gelebt und gewohnet/ haben sie deß Himmels Lauff / wann sie ohn das müssig gewesen/ und nichts anders zu thun gehabt / auffgemerckt/ und allein damit umgangen/ der Zeit und deß Gewitters Gestalt und tägliche Wandlungen war genommen/ und also auß langwiriger Erfahrung glückhaffte und unglückhaffte/ böse und gute Zeit ge-

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Zitationshilfe: Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Haltern. Bd. 3. Nördlingen, 1677, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz03_1677/123>, abgerufen am 25.11.2024.