Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Halten. Bd. 1. Nördlingen, 1677.selbige erzeiget seinem Herrn wider um Treue/ und ist in seinen Diensten fleissig. Da hergegen man durch übermässige Kargheit/ Vortheil/ offtermals auch frommen und guthertzigen Dienern Ursache gibet zur Untreu. Es klagen heutiges Tages die Schreiber sehr: daß sie nicht so viel gemeiniglich das Jahr über zur Besoldung bekämen/ als ein Schirrmeister in einem Forberge/ und müssen noch wol die accidentia oder die Gerichts-Gebühr mit ihren Herrn theilen. Damit macht warlich mancher Land-Herr aus seinen Dienern Schälcke/ dann nicht müglich/ daß ein Diener in solchen schwinden Zeiten/ bevoraus wenn er Weib und Kind hat/ sich könne auff solchen geringen Sold ehrlich erhalten. Mancher Diener gedenckt/ weil dir dein Herr so geringen Sold gibet/ und deine Gebühr entzeucht/ wo er nur kan und mag/ so will ich meiner auch nicht vergessen/ und Untreu mit gleichem vergelten/ und bleibet dann zu beyden Theilen/ Gewissen und Treue auf dem Platze. Ein jeder suchet an seinem Ort Vortheil/ und wird doch keiner reich davon/ weil nach GOttes Gerichte unrecht Gut nicht wudelt. Wann Herren und Frauen/ auch wol die Kinder auff alle Dinge in der Haushaltung achtung geben/ so behält man das Gesinde in gebührlicher Furcht und wird aller Untreu mercklich gesteuret. Darbey doch auch gute Bescheidenheit zu brauchen / nemlich/ daß man das Gesinde ohne gnugsame Ursache/ nicht vor Diebe achte / Item/ daß nicht Weib und Kinder wider das Gesinde mit lästern oder schelten täglich wüten/ sondern zu erhaltung ihrer. Reputation gebürliche Bescheidenheit in Acht nehmen/ und doch den Schaden wenden. Da aber scharffer Strafe von Nöthen/ soll solche Vorhaltung durch den Schösser selbsten geschehen. Von des Weibs und Kinder Strafe/ wird gemeiniglich das Gesinde ärger gemacht/ bevorauß / wann solch Strafen in der Haushaltung sehr gemein wird/ derwegen gebürlich Maß in diesen allen zu halten. Von Voigte. Weil ein Schösse oder Schreiber nicht täglich in allen Ställen herum kriechen / Felder/ Wiesen/ Höltzer durchlauffen/ die Fröhner anstellen / selbige erzeiget seinem Herrn wider um Treue/ und ist in seinen Diensten fleissig. Da hergegen man durch übermässige Kargheit/ Vortheil/ offtermals auch frommen und guthertzigen Dienern Ursache gibet zur Untreu. Es klagen heutiges Tages die Schreiber sehr: daß sie nicht so viel gemeiniglich das Jahr über zur Besoldung bekämen/ als ein Schirrmeister in einem Forberge/ und müssen noch wol die accidentia oder die Gerichts-Gebühr mit ihren Herrn theilen. Damit macht warlich mancher Land-Herr aus seinen Dienern Schälcke/ dann nicht müglich/ daß ein Diener in solchen schwinden Zeiten/ bevoraus wenn er Weib und Kind hat/ sich könne auff solchen geringen Sold ehrlich erhalten. Mancher Diener gedenckt/ weil dir dein Herr so geringen Sold gibet/ und deine Gebühr entzeucht/ wo er nur kan und mag/ so will ich meiner auch nicht vergessen/ und Untreu mit gleichem vergelten/ und bleibet dann zu beyden Theilen/ Gewissen und Treue auf dem Platze. Ein jeder suchet an seinem Ort Vortheil/ und wird doch keiner reich davon/ weil nach GOttes Gerichte unrecht Gut nicht wudelt. Wann Herren und Frauen/ auch wol die Kinder auff alle Dinge in der Haushaltung achtung geben/ so behält man das Gesinde in gebührlicher Furcht und wird aller Untreu mercklich gesteuret. Darbey doch auch gute Bescheidenheit zu brauchen / nemlich/ daß man das Gesinde ohne gnugsame Ursache/ nicht vor Diebe achte / Item/ daß nicht Weib und Kinder wider das Gesinde mit lästern oder schelten täglich wüten/ sondern zu erhaltung ihrer. Reputation gebürliche Bescheidenheit in Acht nehmen/ und doch den Schaden wenden. Da aber scharffer Strafe von Nöthen/ soll solche Vorhaltung durch den Schösser selbsten geschehen. Von des Weibs und Kinder Strafe/ wird gemeiniglich das Gesinde ärger gemacht/ bevorauß / wann solch Strafen in der Haushaltung sehr gemein wird/ derwegen gebürlich Maß in diesen allen zu halten. Von Voigte. Weil ein Schösse oder Schreiber nicht täglich in allen Ställen herum kriechen / Felder/ Wiesen/ Höltzer durchlauffen/ die Fröhner anstellen / <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0012" n="2"/> selbige erzeiget seinem Herrn wider um Treue/ und ist in seinen Diensten fleissig. Da hergegen man durch übermässige Kargheit/ Vortheil/ offtermals auch frommen und guthertzigen Dienern Ursache gibet zur Untreu. Es klagen heutiges Tages die Schreiber sehr: daß sie nicht so viel gemeiniglich das Jahr über zur Besoldung bekämen/ als ein Schirrmeister in einem Forberge/ und müssen noch wol die accidentia oder die Gerichts-Gebühr mit ihren Herrn theilen. Damit macht warlich mancher Land-Herr aus seinen Dienern Schälcke/ dann nicht müglich/ daß ein Diener in solchen schwinden Zeiten/ bevoraus wenn er Weib und Kind hat/ sich könne auff solchen geringen Sold ehrlich erhalten. Mancher Diener gedenckt/ weil dir dein Herr so geringen Sold gibet/ und deine Gebühr entzeucht/ wo er nur kan und mag/ so will ich meiner auch nicht vergessen/ und Untreu mit gleichem vergelten/ und bleibet dann zu beyden Theilen/ Gewissen und Treue auf dem Platze. Ein jeder suchet an seinem Ort Vortheil/ und wird doch keiner reich davon/ weil nach GOttes Gerichte unrecht Gut nicht wudelt.</p> <p>Wann Herren und Frauen/ auch wol die Kinder auff alle Dinge in der Haushaltung achtung geben/ so behält man das Gesinde in gebührlicher Furcht und wird aller Untreu mercklich gesteuret. Darbey doch auch gute Bescheidenheit zu brauchen / nemlich/ daß man das Gesinde ohne gnugsame Ursache/ nicht vor Diebe achte / Item/ daß nicht Weib und Kinder wider das Gesinde mit lästern oder schelten täglich wüten/ sondern zu erhaltung ihrer. Reputation gebürliche Bescheidenheit in Acht nehmen/ und doch den Schaden wenden. Da aber scharffer Strafe von Nöthen/ soll solche Vorhaltung durch den Schösser selbsten geschehen. Von des Weibs und Kinder Strafe/ wird gemeiniglich das Gesinde ärger gemacht/ bevorauß / wann solch Strafen in der Haushaltung sehr gemein wird/ derwegen gebürlich Maß in diesen allen zu halten.</p> <p>Von Voigte.</p> <p>Weil ein Schösse oder Schreiber nicht täglich in allen Ställen herum kriechen / Felder/ Wiesen/ Höltzer durchlauffen/ die Fröhner anstellen / </p> </div> </body> </text> </TEI> [2/0012]
selbige erzeiget seinem Herrn wider um Treue/ und ist in seinen Diensten fleissig. Da hergegen man durch übermässige Kargheit/ Vortheil/ offtermals auch frommen und guthertzigen Dienern Ursache gibet zur Untreu. Es klagen heutiges Tages die Schreiber sehr: daß sie nicht so viel gemeiniglich das Jahr über zur Besoldung bekämen/ als ein Schirrmeister in einem Forberge/ und müssen noch wol die accidentia oder die Gerichts-Gebühr mit ihren Herrn theilen. Damit macht warlich mancher Land-Herr aus seinen Dienern Schälcke/ dann nicht müglich/ daß ein Diener in solchen schwinden Zeiten/ bevoraus wenn er Weib und Kind hat/ sich könne auff solchen geringen Sold ehrlich erhalten. Mancher Diener gedenckt/ weil dir dein Herr so geringen Sold gibet/ und deine Gebühr entzeucht/ wo er nur kan und mag/ so will ich meiner auch nicht vergessen/ und Untreu mit gleichem vergelten/ und bleibet dann zu beyden Theilen/ Gewissen und Treue auf dem Platze. Ein jeder suchet an seinem Ort Vortheil/ und wird doch keiner reich davon/ weil nach GOttes Gerichte unrecht Gut nicht wudelt.
Wann Herren und Frauen/ auch wol die Kinder auff alle Dinge in der Haushaltung achtung geben/ so behält man das Gesinde in gebührlicher Furcht und wird aller Untreu mercklich gesteuret. Darbey doch auch gute Bescheidenheit zu brauchen / nemlich/ daß man das Gesinde ohne gnugsame Ursache/ nicht vor Diebe achte / Item/ daß nicht Weib und Kinder wider das Gesinde mit lästern oder schelten täglich wüten/ sondern zu erhaltung ihrer. Reputation gebürliche Bescheidenheit in Acht nehmen/ und doch den Schaden wenden. Da aber scharffer Strafe von Nöthen/ soll solche Vorhaltung durch den Schösser selbsten geschehen. Von des Weibs und Kinder Strafe/ wird gemeiniglich das Gesinde ärger gemacht/ bevorauß / wann solch Strafen in der Haushaltung sehr gemein wird/ derwegen gebürlich Maß in diesen allen zu halten.
Von Voigte.
Weil ein Schösse oder Schreiber nicht täglich in allen Ställen herum kriechen / Felder/ Wiesen/ Höltzer durchlauffen/ die Fröhner anstellen /
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz01_1677 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz01_1677/12 |
Zitationshilfe: | Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Halten. Bd. 1. Nördlingen, 1677, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz01_1677/12>, abgerufen am 29.07.2024. |