Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Halten. Bd. 1. Nördlingen, 1677.davon außgrabet/ so schneidet von dem obern Theil der Wurtzeln/ da das Laub gesessen/ ein Stücklein ab/ woran noch ein Treib-Auge sitzet/ leget solche Stück lein im abnehmenden Liecht wider in die Erde/ so werden solche bald wider grosse Wurtzeln bringen. Der Meerrettich wird/ wie bekannt/ an Fleisch und Hüner gekochet/ auch wohl klein gerieben/ mit Zucker und Essig zu einer Duncke bey den Fischen auffgesetzet. Ist für die jenigen/ welche einen kalten Magen haben/ kalter und feuchter Natur sind/ am besten zu gebrauchen/ dann er wärmet und trucknet im dritten Grad / und zertheilt deßwegen kräfftig. Ist denen/ so mit Schorbock geplaget seyn / fast dienlich/ wie er denn auch den Stein und Monat-Zeit treibet: Der Safft mit Pfeffer-Oel vermenget/ wird nützlich in drey und viertägigen Fiebern gebrauchet / den Rückgrad zu Anfang deß Frostes damit gerieben/ oder mit etwas Saltz auf die Pulsen gelegt. Zwiebeln Sind hier zu Land zweyerley/ rothe und weisse/ die rothen sind lieblicher / erfordern ein feucht und wohlgemistetes Erdreich: Die rothen werden allein/ die weissen aber unter andere/ wie bey den Rüben gemeldet/ bey Außgang deß Monds gesäet. Sind sie zu dick gesäet/ werden sie verzogen/ und ebenmässig im abnehmenden Liecht versetzet. Wann das Kraut zu groß wird/ wird es im Julio mit Füssen getretten/ damit die Wurtzeln desto grösser wachsen. Im Ende deß Augusti werden sie aufgenommen/ entweder in der Sonnen bey gutem Wetter oder in einem Gemach abgetrucknet/ folglich in die Höhe an einen truckenen Ort auffgehängt. Zu Saat-Zwiebeln erwählet ihr die grösten/ und verwahret sie den Winter über im Keller. So bald Frosts halber in die Erde zu kommen/ werden sie wider in gutes Erdreich gepflantzet: Erzeigen sich im Auffwachsen der Saamen-stengel auß einer Zwiebel mehr als ein Kopff/ so brechet die kleinen alle weg/ und last die glösten stehen/ damit der Saame desto vollkommener werde. Wenn der Saame beginnet schwartz/ und der Stiel trucken zu werden/ so davon außgrabet/ so schneidet von dem obern Theil der Wurtzeln/ da das Laub gesessen/ ein Stücklein ab/ woran noch ein Treib-Auge sitzet/ leget solche Stück lein im abnehmenden Liecht wider in die Erde/ so werden solche bald wider grosse Wurtzeln bringen. Der Meerrettich wird/ wie bekañt/ an Fleisch und Hüner gekochet/ auch wohl klein gerieben/ mit Zucker und Essig zu einer Duncke bey den Fischen auffgesetzet. Ist für die jenigen/ welche einen kalten Magen haben/ kalter und feuchter Natur sind/ am besten zu gebrauchen/ dann er wärmet und trucknet im dritten Grad / und zertheilt deßwegen kräfftig. Ist denen/ so mit Schorbock geplaget seyn / fast dienlich/ wie er denn auch den Stein und Monat-Zeit treibet: Der Safft mit Pfeffer-Oel vermenget/ wird nützlich in drey und viertägigen Fiebern gebrauchet / den Rückgrad zu Anfang deß Frostes damit gerieben/ oder mit etwas Saltz auf die Pulsen gelegt. Zwiebeln Sind hier zu Land zweyerley/ rothe und weisse/ die rothen sind lieblicher / erfordern ein feucht und wohlgemistetes Erdreich: Die rothen werden allein/ die weissen aber unter andere/ wie bey den Rüben gemeldet/ bey Außgang deß Monds gesäet. Sind sie zu dick gesäet/ werden sie verzogen/ und ebenmässig im abnehmenden Liecht versetzet. Wann das Kraut zu groß wird/ wird es im Julio mit Füssen getretten/ damit die Wurtzeln desto grösser wachsen. Im Ende deß Augusti werden sie aufgenommen/ entweder in der Sonnen bey gutem Wetter oder in einem Gemach abgetrucknet/ folglich in die Höhe an einen truckenen Ort auffgehängt. Zu Saat-Zwiebeln erwählet ihr die grösten/ und verwahret sie den Winter über im Keller. So bald Frosts halber in die Erde zu kommen/ werden sie wider in gutes Erdreich gepflantzet: Erzeigen sich im Auffwachsen der Saamen-stengel auß einer Zwiebel mehr als ein Kopff/ so brechet die kleinen alle weg/ und last die glösten stehen/ damit der Saame desto vollkommener werde. Wenn der Saame beginnet schwartz/ und der Stiel trucken zu werden/ so <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0113" n="79"/> davon außgrabet/ so schneidet von dem obern Theil der Wurtzeln/ da das Laub gesessen/ ein Stücklein ab/ woran noch ein Treib-Auge sitzet/ leget solche Stück lein im abnehmenden Liecht wider in die Erde/ so werden solche bald wider grosse Wurtzeln bringen.</p> <p>Der Meerrettich wird/ wie bekañt/ an Fleisch und Hüner gekochet/ auch wohl klein gerieben/ mit Zucker und Essig zu einer Duncke bey den Fischen auffgesetzet.</p> <p>Ist für die jenigen/ welche einen kalten Magen haben/ kalter und feuchter Natur sind/ am besten zu gebrauchen/ dann er wärmet und trucknet im dritten Grad / und zertheilt deßwegen kräfftig. Ist denen/ so mit Schorbock geplaget seyn / fast dienlich/ wie er denn auch den Stein und Monat-Zeit treibet: Der Safft mit Pfeffer-Oel vermenget/ wird nützlich in drey und viertägigen Fiebern gebrauchet / den Rückgrad zu Anfang deß Frostes damit gerieben/ oder mit etwas Saltz auf die Pulsen gelegt.</p> <p>Zwiebeln</p> <p>Sind hier zu Land zweyerley/ rothe und weisse/ die rothen sind lieblicher / erfordern ein feucht und wohlgemistetes Erdreich: Die rothen werden allein/ die weissen aber unter andere/ wie bey den Rüben gemeldet/ bey Außgang deß Monds gesäet. Sind sie zu dick gesäet/ werden sie verzogen/ und ebenmässig im abnehmenden Liecht versetzet. Wann das Kraut zu groß wird/ wird es im Julio mit Füssen getretten/ damit die Wurtzeln desto grösser wachsen. Im Ende deß Augusti werden sie aufgenommen/ entweder in der Sonnen bey gutem Wetter oder in einem Gemach abgetrucknet/ folglich in die Höhe an einen truckenen Ort auffgehängt.</p> <p>Zu Saat-Zwiebeln erwählet ihr die grösten/ und verwahret sie den Winter über im Keller.</p> <p>So bald Frosts halber in die Erde zu kommen/ werden sie wider in gutes Erdreich gepflantzet: Erzeigen sich im Auffwachsen der Saamen-stengel auß einer Zwiebel mehr als ein Kopff/ so brechet die kleinen alle weg/ und last die glösten stehen/ damit der Saame desto vollkommener werde. Wenn der Saame beginnet schwartz/ und der Stiel trucken zu werden/ so </p> </div> </body> </text> </TEI> [79/0113]
davon außgrabet/ so schneidet von dem obern Theil der Wurtzeln/ da das Laub gesessen/ ein Stücklein ab/ woran noch ein Treib-Auge sitzet/ leget solche Stück lein im abnehmenden Liecht wider in die Erde/ so werden solche bald wider grosse Wurtzeln bringen.
Der Meerrettich wird/ wie bekañt/ an Fleisch und Hüner gekochet/ auch wohl klein gerieben/ mit Zucker und Essig zu einer Duncke bey den Fischen auffgesetzet.
Ist für die jenigen/ welche einen kalten Magen haben/ kalter und feuchter Natur sind/ am besten zu gebrauchen/ dann er wärmet und trucknet im dritten Grad / und zertheilt deßwegen kräfftig. Ist denen/ so mit Schorbock geplaget seyn / fast dienlich/ wie er denn auch den Stein und Monat-Zeit treibet: Der Safft mit Pfeffer-Oel vermenget/ wird nützlich in drey und viertägigen Fiebern gebrauchet / den Rückgrad zu Anfang deß Frostes damit gerieben/ oder mit etwas Saltz auf die Pulsen gelegt.
Zwiebeln
Sind hier zu Land zweyerley/ rothe und weisse/ die rothen sind lieblicher / erfordern ein feucht und wohlgemistetes Erdreich: Die rothen werden allein/ die weissen aber unter andere/ wie bey den Rüben gemeldet/ bey Außgang deß Monds gesäet. Sind sie zu dick gesäet/ werden sie verzogen/ und ebenmässig im abnehmenden Liecht versetzet. Wann das Kraut zu groß wird/ wird es im Julio mit Füssen getretten/ damit die Wurtzeln desto grösser wachsen. Im Ende deß Augusti werden sie aufgenommen/ entweder in der Sonnen bey gutem Wetter oder in einem Gemach abgetrucknet/ folglich in die Höhe an einen truckenen Ort auffgehängt.
Zu Saat-Zwiebeln erwählet ihr die grösten/ und verwahret sie den Winter über im Keller.
So bald Frosts halber in die Erde zu kommen/ werden sie wider in gutes Erdreich gepflantzet: Erzeigen sich im Auffwachsen der Saamen-stengel auß einer Zwiebel mehr als ein Kopff/ so brechet die kleinen alle weg/ und last die glösten stehen/ damit der Saame desto vollkommener werde. Wenn der Saame beginnet schwartz/ und der Stiel trucken zu werden/ so
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Zitationshilfe: | Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Halten. Bd. 1. Nördlingen, 1677, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz01_1677/113>, abgerufen am 27.07.2024. |