Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Halten. Bd. 1. Nördlingen, 1677.

Bild:
<< vorherige Seite

gekochet/ und können die untersten Blätter davon auch wohl genossen werden. Der Saamen ist klein/ so/ daß er fast für den kleinesten kan gehalten werden.

Radieß.

Vorher ist schon gedacht/ daß sie umb frühe zu haben/ mit aufs Mift-Bett sollen gebracht werden. Ihr könnet sie auch alle Monat den gantzen Sommer durch allezeit im abnehmenden Liecht/ weil sie sich über vier Wochen nicht halten / folgender gestalt säen:

Machet mit einem Stocke etwas mehr als einen halben Finger tieff Löcher in die Erde/ ungefehr einer Hand breit von einander/ lasset in jedes Loch zwep Radieß-Körnlein fallen/ schüttet so viel Sand darauff/ als ihr zwischen zweyen Fingern halten könnet/ und last die Löcher also offen stehen/ so werdet ihr in kurtzer Zeit schöne helle Radieß haben.

Den Saamen davon zu überkommen/ last etliche von der ersten Außsaat stehen und außschiessen/ wann sich nachgehends die kleinen Schödlein deß Saamens öffnen / und die Körner darauß zu fallen beginnen/ so schneidet die Stengel ab/ hängt sie an ein Geländer/ biß sie besser trucknen und zeitigen.

Wer Radieß und Rettiche essen will/ muß es nicht unter oder nach der Mahlzeit thun/ dann sie treiben die Speisen/ ehe solche recht verdauet sind/ also nach der Leber/ eben als die Petersilgen-Wurtzeln/ wann sie aber vor der Mahlzeit mässiglich (denn wenn man zu viel davon isset/ erwecken sie brechen/ und machen den Menschen mager) mit Saltz und Brod gessen werden/ erwecken sie Lust zum Essen.

Seyn auch den Stein und Grieß zu brechen und außzutreiben/ wie auch den Harn und die Monat-Zeit zu befördern/ wie auch die Verstopffung der Leber und der Miltz zu heben/ gegessen dienlich: Außwendig kan man sie zerstössen/ und in Fiebern unter die Füsse/ wie auch in denselben mit Haupt-Peyn in den Nacken binden.

Meerrettich.

Wird im Garten an ein feuchtes Ort geleget/ hat ferner keiner Pflegung nöthig. Wann ihr gegen den Winter vor eure Haußhaltung etwas

gekochet/ und können die untersten Blätter davon auch wohl genossen werden. Der Saamen ist klein/ so/ daß er fast für den kleinesten kan gehalten werden.

Radieß.

Vorher ist schon gedacht/ daß sie umb frühe zu haben/ mit aufs Mift-Bett sollen gebracht werden. Ihr könnet sie auch alle Monat den gantzen Sommer durch allezeit im abnehmenden Liecht/ weil sie sich über vier Wochen nicht halten / folgender gestalt säen:

Machet mit einem Stocke etwas mehr als einen halben Finger tieff Löcher in die Erde/ ungefehr einer Hand breit von einander/ lasset in jedes Loch zwep Radieß-Körnlein fallen/ schüttet so viel Sand darauff/ als ihr zwischen zweyen Fingern halten könnet/ und last die Löcher also offen stehen/ so werdet ihr in kurtzer Zeit schöne helle Radieß haben.

Den Saamen davon zu überkommen/ last etliche von der ersten Außsaat stehen und außschiessen/ wann sich nachgehends die kleinen Schödlein deß Saamens öffnen / und die Körner darauß zu fallen beginnen/ so schneidet die Stengel ab/ hängt sie an ein Geländer/ biß sie besser trucknen und zeitigen.

Wer Radieß und Rettiche essen will/ muß es nicht unter oder nach der Mahlzeit thun/ dann sie treiben die Speisen/ ehe solche recht verdauet sind/ also nach der Leber/ eben als die Petersilgen-Wurtzeln/ wann sie aber vor der Mahlzeit mässiglich (denn wenn man zu viel davon isset/ erwecken sie brechen/ und machen den Menschen mager) mit Saltz und Brod gessen werden/ erwecken sie Lust zum Essen.

Seyn auch den Stein und Grieß zu brechen und außzutreiben/ wie auch den Harn und die Monat-Zeit zu befördern/ wie auch die Verstopffung der Leber und der Miltz zu heben/ gegessen dienlich: Außwendig kan man sie zerstössen/ und in Fiebern unter die Füsse/ wie auch in denselben mit Haupt-Peyn in den Nacken binden.

Meerrettich.

Wird im Garten an ein feuchtes Ort geleget/ hat ferner keiner Pflegung nöthig. Wann ihr gegen den Winter vor eure Haußhaltung etwas

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0112" n="78"/>
gekochet/ und können die untersten Blätter davon auch                      wohl genossen werden. Der Saamen ist klein/ so/ daß er fast für den kleinesten                      kan gehalten werden.</p>
        <p>Radieß.</p>
        <p>Vorher ist schon gedacht/ daß sie umb frühe zu haben/ mit aufs Mift-Bett sollen                      gebracht werden. Ihr könnet sie auch alle Monat den gantzen Sommer durch                      allezeit im abnehmenden Liecht/ weil sie sich über vier Wochen nicht halten /                      folgender gestalt säen:</p>
        <p>Machet mit einem Stocke etwas mehr als einen halben Finger tieff Löcher in die                      Erde/ ungefehr einer Hand breit von einander/ lasset in jedes Loch zwep                      Radieß-Körnlein fallen/ schüttet so viel Sand darauff/ als ihr zwischen zweyen                      Fingern halten könnet/ und last die Löcher also offen stehen/ so werdet ihr in                      kurtzer Zeit schöne helle Radieß haben.</p>
        <p>Den Saamen davon zu überkommen/ last etliche von der ersten Außsaat stehen und                      außschiessen/ wann sich nachgehends die kleinen Schödlein deß Saamens öffnen /                      und die Körner darauß zu fallen beginnen/ so schneidet die Stengel ab/ hängt                      sie an ein Geländer/ biß sie besser trucknen und zeitigen.</p>
        <p>Wer Radieß und Rettiche essen will/ muß es nicht unter oder nach der Mahlzeit                      thun/ dann sie treiben die Speisen/ ehe solche recht verdauet sind/ also nach                      der Leber/ eben als die Petersilgen-Wurtzeln/ wann sie aber vor der Mahlzeit                      mässiglich (denn wenn man zu viel davon isset/ erwecken sie brechen/ und                      machen den Menschen mager) mit Saltz und Brod gessen werden/ erwecken sie Lust                      zum Essen.</p>
        <p>Seyn auch den Stein und Grieß zu brechen und außzutreiben/ wie auch den Harn und                      die Monat-Zeit zu befördern/ wie auch die Verstopffung der Leber und der Miltz                      zu heben/ gegessen dienlich: Außwendig kan man sie zerstössen/ und in Fiebern                      unter die Füsse/ wie auch in denselben mit Haupt-Peyn in den Nacken binden.</p>
        <p>Meerrettich.</p>
        <p>Wird im Garten an ein feuchtes Ort geleget/ hat ferner keiner Pflegung nöthig.                      Wann ihr gegen den Winter vor eure Haußhaltung etwas
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0112] gekochet/ und können die untersten Blätter davon auch wohl genossen werden. Der Saamen ist klein/ so/ daß er fast für den kleinesten kan gehalten werden. Radieß. Vorher ist schon gedacht/ daß sie umb frühe zu haben/ mit aufs Mift-Bett sollen gebracht werden. Ihr könnet sie auch alle Monat den gantzen Sommer durch allezeit im abnehmenden Liecht/ weil sie sich über vier Wochen nicht halten / folgender gestalt säen: Machet mit einem Stocke etwas mehr als einen halben Finger tieff Löcher in die Erde/ ungefehr einer Hand breit von einander/ lasset in jedes Loch zwep Radieß-Körnlein fallen/ schüttet so viel Sand darauff/ als ihr zwischen zweyen Fingern halten könnet/ und last die Löcher also offen stehen/ so werdet ihr in kurtzer Zeit schöne helle Radieß haben. Den Saamen davon zu überkommen/ last etliche von der ersten Außsaat stehen und außschiessen/ wann sich nachgehends die kleinen Schödlein deß Saamens öffnen / und die Körner darauß zu fallen beginnen/ so schneidet die Stengel ab/ hängt sie an ein Geländer/ biß sie besser trucknen und zeitigen. Wer Radieß und Rettiche essen will/ muß es nicht unter oder nach der Mahlzeit thun/ dann sie treiben die Speisen/ ehe solche recht verdauet sind/ also nach der Leber/ eben als die Petersilgen-Wurtzeln/ wann sie aber vor der Mahlzeit mässiglich (denn wenn man zu viel davon isset/ erwecken sie brechen/ und machen den Menschen mager) mit Saltz und Brod gessen werden/ erwecken sie Lust zum Essen. Seyn auch den Stein und Grieß zu brechen und außzutreiben/ wie auch den Harn und die Monat-Zeit zu befördern/ wie auch die Verstopffung der Leber und der Miltz zu heben/ gegessen dienlich: Außwendig kan man sie zerstössen/ und in Fiebern unter die Füsse/ wie auch in denselben mit Haupt-Peyn in den Nacken binden. Meerrettich. Wird im Garten an ein feuchtes Ort geleget/ hat ferner keiner Pflegung nöthig. Wann ihr gegen den Winter vor eure Haußhaltung etwas

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz01_1677
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz01_1677/112
Zitationshilfe: Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Halten. Bd. 1. Nördlingen, 1677, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz01_1677/112>, abgerufen am 24.11.2024.