Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.

Bild:
<< vorherige Seite

zu fordern. Madame Roland bemerkte, dass ein Minister des Innern nie Waffen zu seiner Verfügung habe und dass sie sich zum Kriegsminister verfügen sollten, um sie von diesem zu verlangen. Sie sagten, sie seien schon dort gewesen und hätten die Auskunft erhalten, dass dort keine Waffen seien; dass alle diese Minister Verräter seien und dass sie Roland zu sprechen wünschten. Madame Roland versicherte nochmals, dass Roland ausgegangen sei, er würde sie gewiss überzeugen. Sie forderte die Leute auf, mit ihr das Ministerpalais zu untersuchen, um sich zu überzeugen, dass er nicht daheim sei, dass nirgends Waffen aufbewahrt seien und dass sie auch einsehen müssten, dass dies nicht der Ort sei, wo sich welche befinden sollen. Sie empfahl ihnen noch einmal, sich zum Kriegsminister zu verfügen, um diesen ihre gerechten Klagen vorzubringen. Roland sei im Marineministerium, falls sie ihn zu sprechen wünschten, sollten sie sich dahin begeben. Daraufhin zogen sie sich unter Verwünschungen über den Verrat der Minister zurück. Sie schleppten einen der Diener als Geisel mit sich und hetzten ihn eine Stunde lang durch die Strassen, worauf sie ihn frei gaben!

Kaum war die Menge den Blicken Madame Rolands entschwunden, als sie eilig einen Wagen bestieg, um ins Marineministerium zu fahren und ihrem Mann von dem Vorgefallenen Bericht zu erstatten. Der Ministerrat war noch nicht vollzählig versammelt, der Kriegsminister und der Justizminister fehlten noch. Sie erzählte den Vorgang, jeder legte ihn anders aus. Die meisten betrachteten ihn als das zufällige Ergebnis der Umstände und der Gärung der Geister. Die Minister verliessen um 11 Uhr nachts den Ministerrat und erfuhren erst am andern Morgen die Greuel, die die Nacht zum Zeugen hatte und die in den Gefängnissen noch weiter fortgesetzt wurden.

Roland und Madame Roland blutete das Herz über diese schändlichen Vorgänge, über die Ohnmacht, ihnen Einhalt zu gebieten, und über die augenscheinliche Mitschuld

zu fordern. Madame Roland bemerkte, dass ein Minister des Innern nie Waffen zu seiner Verfügung habe und dass sie sich zum Kriegsminister verfügen sollten, um sie von diesem zu verlangen. Sie sagten, sie seien schon dort gewesen und hätten die Auskunft erhalten, dass dort keine Waffen seien; dass alle diese Minister Verräter seien und dass sie Roland zu sprechen wünschten. Madame Roland versicherte nochmals, dass Roland ausgegangen sei, er würde sie gewiss überzeugen. Sie forderte die Leute auf, mit ihr das Ministerpalais zu untersuchen, um sich zu überzeugen, dass er nicht daheim sei, dass nirgends Waffen aufbewahrt seien und dass sie auch einsehen müssten, dass dies nicht der Ort sei, wo sich welche befinden sollen. Sie empfahl ihnen noch einmal, sich zum Kriegsminister zu verfügen, um diesen ihre gerechten Klagen vorzubringen. Roland sei im Marineministerium, falls sie ihn zu sprechen wünschten, sollten sie sich dahin begeben. Daraufhin zogen sie sich unter Verwünschungen über den Verrat der Minister zurück. Sie schleppten einen der Diener als Geisel mit sich und hetzten ihn eine Stunde lang durch die Strassen, worauf sie ihn frei gaben!

Kaum war die Menge den Blicken Madame Rolands entschwunden, als sie eilig einen Wagen bestieg, um ins Marineministerium zu fahren und ihrem Mann von dem Vorgefallenen Bericht zu erstatten. Der Ministerrat war noch nicht vollzählig versammelt, der Kriegsminister und der Justizminister fehlten noch. Sie erzählte den Vorgang, jeder legte ihn anders aus. Die meisten betrachteten ihn als das zufällige Ergebnis der Umstände und der Gärung der Geister. Die Minister verliessen um 11 Uhr nachts den Ministerrat und erfuhren erst am andern Morgen die Greuel, die die Nacht zum Zeugen hatte und die in den Gefängnissen noch weiter fortgesetzt wurden.

Roland und Madame Roland blutete das Herz über diese schändlichen Vorgänge, über die Ohnmacht, ihnen Einhalt zu gebieten, und über die augenscheinliche Mitschuld

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0126" n="107"/>
zu fordern. Madame Roland bemerkte, dass ein Minister des Innern nie Waffen zu seiner Verfügung habe und dass sie sich zum Kriegsminister verfügen sollten, um sie von diesem zu verlangen. Sie sagten, sie seien schon dort gewesen und hätten die Auskunft erhalten, dass dort keine Waffen seien; dass alle diese Minister Verräter seien und dass sie Roland zu sprechen wünschten. Madame Roland versicherte nochmals, dass Roland ausgegangen sei, er würde sie gewiss überzeugen. Sie forderte die Leute auf, mit ihr das Ministerpalais zu untersuchen, um sich zu überzeugen, dass er nicht daheim sei, dass nirgends Waffen aufbewahrt seien und dass sie auch einsehen müssten, dass dies nicht der Ort sei, wo sich welche befinden sollen. Sie empfahl ihnen noch einmal, sich zum Kriegsminister zu verfügen, um diesen ihre gerechten Klagen vorzubringen. Roland sei im Marineministerium, falls sie ihn zu sprechen wünschten, sollten sie sich dahin begeben. Daraufhin zogen sie sich unter Verwünschungen über den Verrat der Minister zurück. Sie schleppten einen der Diener als Geisel mit sich und hetzten ihn eine Stunde lang durch die Strassen, worauf sie ihn frei gaben!</p>
        <p>Kaum war die Menge den Blicken Madame Rolands entschwunden, als sie eilig einen Wagen bestieg, um ins Marineministerium zu fahren und ihrem Mann von dem Vorgefallenen Bericht zu erstatten. Der Ministerrat war noch nicht vollzählig versammelt, der Kriegsminister und der Justizminister fehlten noch. Sie erzählte den Vorgang, jeder legte ihn anders aus. Die meisten betrachteten ihn als das zufällige Ergebnis der Umstände und der Gärung der Geister. Die Minister verliessen um 11 Uhr nachts den Ministerrat und erfuhren erst am andern Morgen die Greuel, die die Nacht zum Zeugen hatte und die in den Gefängnissen noch weiter fortgesetzt wurden.</p>
        <p>Roland <choice><sic>nnd</sic><corr>und</corr></choice> Madame Roland blutete das Herz über diese schändlichen Vorgänge, über die Ohnmacht, ihnen Einhalt zu gebieten, und über die augenscheinliche Mitschuld
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[107/0126] zu fordern. Madame Roland bemerkte, dass ein Minister des Innern nie Waffen zu seiner Verfügung habe und dass sie sich zum Kriegsminister verfügen sollten, um sie von diesem zu verlangen. Sie sagten, sie seien schon dort gewesen und hätten die Auskunft erhalten, dass dort keine Waffen seien; dass alle diese Minister Verräter seien und dass sie Roland zu sprechen wünschten. Madame Roland versicherte nochmals, dass Roland ausgegangen sei, er würde sie gewiss überzeugen. Sie forderte die Leute auf, mit ihr das Ministerpalais zu untersuchen, um sich zu überzeugen, dass er nicht daheim sei, dass nirgends Waffen aufbewahrt seien und dass sie auch einsehen müssten, dass dies nicht der Ort sei, wo sich welche befinden sollen. Sie empfahl ihnen noch einmal, sich zum Kriegsminister zu verfügen, um diesen ihre gerechten Klagen vorzubringen. Roland sei im Marineministerium, falls sie ihn zu sprechen wünschten, sollten sie sich dahin begeben. Daraufhin zogen sie sich unter Verwünschungen über den Verrat der Minister zurück. Sie schleppten einen der Diener als Geisel mit sich und hetzten ihn eine Stunde lang durch die Strassen, worauf sie ihn frei gaben! Kaum war die Menge den Blicken Madame Rolands entschwunden, als sie eilig einen Wagen bestieg, um ins Marineministerium zu fahren und ihrem Mann von dem Vorgefallenen Bericht zu erstatten. Der Ministerrat war noch nicht vollzählig versammelt, der Kriegsminister und der Justizminister fehlten noch. Sie erzählte den Vorgang, jeder legte ihn anders aus. Die meisten betrachteten ihn als das zufällige Ergebnis der Umstände und der Gärung der Geister. Die Minister verliessen um 11 Uhr nachts den Ministerrat und erfuhren erst am andern Morgen die Greuel, die die Nacht zum Zeugen hatte und die in den Gefängnissen noch weiter fortgesetzt wurden. Roland und Madame Roland blutete das Herz über diese schändlichen Vorgänge, über die Ohnmacht, ihnen Einhalt zu gebieten, und über die augenscheinliche Mitschuld

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-02-11T11:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-11T11:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-11T11:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/adler_frauen_1906
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/adler_frauen_1906/126
Zitationshilfe: Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adler_frauen_1906/126>, abgerufen am 04.05.2024.