für zu halten, daß sich die ganze vitriolsaure Luft in diese schwarze Materie verwandeln lasse, und zwar nicht durch eine Verbindung mit der elektrischen Materie, sondern bloß durch die von der Explosion veranlassete Erschütte- rung; und daß man, wenn es der Kalk des Metalls sey, welches das Phlogiston hergegeben habe, nicht unterschei- den könne, aus welchem Metalle, und überhaupt aus wel- cher Substanz die Lust sey ausgezogen worden.
D. Priestley ließ 150 Explosionen aus einer ge- meinen Flasche in ein Viertelunzenmaaß vitriolsaure Luft aus Kupfer gehen, wodurch das Volumen derselben ohn- gefähr um ein Drittel vermindert wurde, der Ueberrest aber dem Anscheine nach nicht verändert war, indem er ganz vom Wasser absorbiret wurde. Diese Luft ward fer- ner sehr sorgfältig dreymal aus einem Gefäße in ein an- deres gelassen; und das letzte Gefäß, in welchem die Er- plosionen gemacht wurden, ward dadurch eben so schwarz, als das erste, so daß es scheint, als ob sich diese Luft ganz in diese schwarze Substanz verwandeln lasse.
Weil er vermuthete, es könne diese Verminderung der vitriolsauren Luft davon herrühren, daß dieselbe von dem Kütt, mit welchem die beym Versuche gebrauchten Glasröhren verschlossen waren, absorbirt würde, so wie- derholte er den Versuch mit Luft aus Quecksilber, die in einer gläsernen gebognen Röhre mit Quecksilber eingeschlos- sen war, fand aber eben dasselbe Resultat.
Daß diese Materie bloß aus der vitriolsauren Luft, und nicht aus einer Verbindung der elektrischen Materie mit derselben entstehe, wird aus folgendem Versuche er- hellen.
D. Priestley zog aus einem Conductor von mässi- g[e]r Größe fünf Minuten lang ununterbrochen den einfachen elektrischen Funken in eine Quantität vitriolsaurer Luft, ohne daß an der innern Seite des Glases die geringste Veränderung erfolgte; wenn er aber gleich darauf nur zwo Explosionen einer gemeinen Flasche durchgehen ließ, deren
Sechszehntes Capitel.
für zu halten, daß ſich die ganze vitriolſaure Luft in dieſe ſchwarze Materie verwandeln laſſe, und zwar nicht durch eine Verbindung mit der elektriſchen Materie, ſondern bloß durch die von der Exploſion veranlaſſete Erſchütte- rung; und daß man, wenn es der Kalk des Metalls ſey, welches das Phlogiſton hergegeben habe, nicht unterſchei- den könne, aus welchem Metalle, und überhaupt aus wel- cher Subſtanz die Luſt ſey ausgezogen worden.
D. Prieſtley ließ 150 Exploſionen aus einer ge- meinen Flaſche in ein Viertelunzenmaaß vitriolſaure Luft aus Kupfer gehen, wodurch das Volumen derſelben ohn- gefähr um ein Drittel vermindert wurde, der Ueberreſt aber dem Anſcheine nach nicht verändert war, indem er ganz vom Waſſer abſorbiret wurde. Dieſe Luft ward fer- ner ſehr ſorgfältig dreymal aus einem Gefäße in ein an- deres gelaſſen; und das letzte Gefäß, in welchem die Er- ploſionen gemacht wurden, ward dadurch eben ſo ſchwarz, als das erſte, ſo daß es ſcheint, als ob ſich dieſe Luft ganz in dieſe ſchwarze Subſtanz verwandeln laſſe.
Weil er vermuthete, es könne dieſe Verminderung der vitriolſauren Luft davon herrühren, daß dieſelbe von dem Kütt, mit welchem die beym Verſuche gebrauchten Glasröhren verſchloſſen waren, abſorbirt würde, ſo wie- derholte er den Verſuch mit Luft aus Queckſilber, die in einer gläſernen gebognen Röhre mit Queckſilber eingeſchloſ- ſen war, fand aber eben daſſelbe Reſultat.
Daß dieſe Materie bloß aus der vitriolſauren Luft, und nicht aus einer Verbindung der elektriſchen Materie mit derſelben entſtehe, wird aus folgendem Verſuche er- hellen.
D. Prieſtley zog aus einem Conductor von mäſſi- g[e]r Größe fünf Minuten lang ununterbrochen den einfachen elektriſchen Funken in eine Quantität vitriolſaurer Luft, ohne daß an der innern Seite des Glaſes die geringſte Veränderung erfolgte; wenn er aber gleich darauf nur zwo Exploſionen einer gemeinen Flaſche durchgehen ließ, deren
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Sechszehntes Capitel.
für zu halten, daß ſich die ganze vitriolſaure Luft in dieſe
ſchwarze Materie verwandeln laſſe, und zwar nicht durch
eine Verbindung mit der elektriſchen Materie, ſondern
bloß durch die von der Exploſion veranlaſſete Erſchütte-
rung; und daß man, wenn es der Kalk des Metalls ſey,
welches das Phlogiſton hergegeben habe, nicht unterſchei-
den könne, aus welchem Metalle, und überhaupt aus wel-
cher Subſtanz die Luſt ſey ausgezogen worden.
D. Prieſtley ließ 150 Exploſionen aus einer ge-
meinen Flaſche in ein Viertelunzenmaaß vitriolſaure Luft
aus Kupfer gehen, wodurch das Volumen derſelben ohn-
gefähr um ein Drittel vermindert wurde, der Ueberreſt
aber dem Anſcheine nach nicht verändert war, indem er
ganz vom Waſſer abſorbiret wurde. Dieſe Luft ward fer-
ner ſehr ſorgfältig dreymal aus einem Gefäße in ein an-
deres gelaſſen; und das letzte Gefäß, in welchem die Er-
ploſionen gemacht wurden, ward dadurch eben ſo ſchwarz,
als das erſte, ſo daß es ſcheint, als ob ſich dieſe Luft ganz
in dieſe ſchwarze Subſtanz verwandeln laſſe.
Weil er vermuthete, es könne dieſe Verminderung
der vitriolſauren Luft davon herrühren, daß dieſelbe von
dem Kütt, mit welchem die beym Verſuche gebrauchten
Glasröhren verſchloſſen waren, abſorbirt würde, ſo wie-
derholte er den Verſuch mit Luft aus Queckſilber, die in
einer gläſernen gebognen Röhre mit Queckſilber eingeſchloſ-
ſen war, fand aber eben daſſelbe Reſultat.
Daß dieſe Materie bloß aus der vitriolſauren Luft,
und nicht aus einer Verbindung der elektriſchen Materie
mit derſelben entſtehe, wird aus folgendem Verſuche er-
hellen.
D. Prieſtley zog aus einem Conductor von mäſſi-
ger Größe fünf Minuten lang ununterbrochen den einfachen
elektriſchen Funken in eine Quantität vitriolſaurer Luft,
ohne daß an der innern Seite des Glaſes die geringſte
Veränderung erfolgte; wenn er aber gleich darauf nur zwo
Exploſionen einer gemeinen Flaſche durchgehen ließ, deren
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Elena Kirillova: Bearbeitung der digitalen Edition.
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Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/246>, abgerufen am 16.02.2025.
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