Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.Vermischte Gedichte. Der bey stoltzen Höfen herrscht/ hofft bey rauher WindeBrüllen/ Fürcht den Wechsel des Gelücks/ wenn ihm alles geht nach Willen. Denn der Winter kömmt und weicht/ Freude wechselt mit Be- schwerden/ Gehts izt schlimm/ so bleibt der Trost/ daß es bald wird besser werden. Cynthius führt nicht allzeit bey sich den gespannten Bogen/ Unterweilen hat er auch linde Säiten auffgezogen. Schaue daß man dich allzeit im Gedrangen muttig finde/ Aber halt die Segel ein bey dem allerbesten Winde. Gutt sprost von gutter Art: der Hengst weist sein Gestütte/ Kein kühner Adler heckt die Taube sonder Galle/ Doch Unterweisung weckt den Zunder im Geblütte/ Wehrt/ daß der rohe Geist nicht aus dem Mittel falle; Schlägt aber Boßheit bey/ sinckst du in Laster ein/ So mehret sich dein Schimpff durch Wohlgebohren-seyn. Ob die Eiche wird belaubt Und der Frost die Blätter raubt/ Pflegt sie doch der Lentz zu weisen/ Unbesiegt durch Eyß und Eisen/ Neue Zweige schüssen nach Wo man Laub und Aeste brach: Unter Sturm/ Gefahr und Grämen Weiß die Tugend zuzunehmen. Daß nichts Ewigs hier zu hoffen/ lehret uns das schnelle Jahr/ Macht die rauberische Stunde/ die den Tag entführet/ wahr. Linde
Vermiſchte Gedichte. Der bey ſtoltzen Hoͤfen herrſcht/ hofft bey rauher WindeBruͤllen/ Fuͤrcht den Wechſel des Geluͤcks/ wenn ihm alles geht nach Willen. Denn der Winter koͤmmt und weicht/ Freude wechſelt mit Be- ſchwerden/ Gehts izt ſchlimm/ ſo bleibt der Troſt/ daß es bald wird beſſer werden. Cynthius fuͤhrt nicht allzeit bey ſich den geſpannten Bogen/ Unterweilen hat er auch linde Saͤiten auffgezogen. Schaue daß man dich allzeit im Gedrangen muttig finde/ Aber halt die Segel ein bey dem allerbeſten Winde. Gutt ſproſt von gutter Art: der Hengſt weiſt ſein Geſtuͤtte/ Kein kuͤhner Adler heckt die Taube ſonder Galle/ Doch Unterweiſung weckt den Zunder im Gebluͤtte/ Wehrt/ daß der rohe Geiſt nicht aus dem Mittel falle; Schlaͤgt aber Boßheit bey/ ſinckſt du in Laſter ein/ So mehret ſich dein Schimpff durch Wohlgebohren-ſeyn. Ob die Eiche wird belaubt Und der Froſt die Blaͤtter raubt/ Pflegt ſie doch der Lentz zu weiſen/ Unbeſiegt durch Eyß und Eiſen/ Neue Zweige ſchuͤſſen nach Wo man Laub und Aeſte brach: Unter Sturm/ Gefahr und Graͤmen Weiß die Tugend zuzunehmen. Daß nichts Ewigs hier zu hoffen/ lehret uns das ſchnelle Jahr/ Macht die rauberiſche Stunde/ die den Tag entfuͤhret/ wahr. Linde
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Vermiſchte Gedichte.
Der bey ſtoltzen Hoͤfen herrſcht/ hofft bey rauher Winde
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Fuͤrcht den Wechſel des Geluͤcks/ wenn ihm alles geht nach
Willen.
Denn der Winter koͤmmt und weicht/ Freude wechſelt mit Be-
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Gehts izt ſchlimm/ ſo bleibt der Troſt/ daß es bald wird beſſer
werden.
Cynthius fuͤhrt nicht allzeit bey ſich den geſpannten Bogen/
Unterweilen hat er auch linde Saͤiten auffgezogen.
Schaue daß man dich allzeit im Gedrangen muttig finde/
Aber halt die Segel ein bey dem allerbeſten Winde.
Gutt ſproſt von gutter Art: der Hengſt weiſt ſein Geſtuͤtte/
Kein kuͤhner Adler heckt die Taube ſonder Galle/
Doch Unterweiſung weckt den Zunder im Gebluͤtte/
Wehrt/ daß der rohe Geiſt nicht aus dem Mittel falle;
Schlaͤgt aber Boßheit bey/ ſinckſt du in Laſter ein/
So mehret ſich dein Schimpff durch Wohlgebohren-ſeyn.
Ob die Eiche wird belaubt
Und der Froſt die Blaͤtter raubt/
Pflegt ſie doch der Lentz zu weiſen/
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Wo man Laub und Aeſte brach:
Unter Sturm/ Gefahr und Graͤmen
Weiß die Tugend zuzunehmen.
Daß nichts Ewigs hier zu hoffen/ lehret uns das ſchnelle
Jahr/
Macht die rauberiſche Stunde/ die den Tag entfuͤhret/ wahr.
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