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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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Vermischte Gedichte.
Linder Sudwind bricht den Frost/ Sommers Glutt vertreibt
den Mäyen/
Weicht dem Herbst/ der Früchte streut/ und bald will es wieder
schneyen.
Doch der Mond erholt sich wieder/ wenn er abgenommen
hat;
Wir/ wenn wir einmahl erreichen unsrer Vätter Lagerstatt
Werden nach dem Leibe Staub/ sehen diese Welt nicht wieder.
Wer weiß ob uns morgen noch geht die göldne Sonne nieder!
Warum suchst du denn dein Geld so begierig auffzuheben?
Was des Erben Geitz entgeht/ bringt dir Danck bey deinem
Leben.


Der Nachruhm kluger Schrifft ist zwar der Tugend Lohn/
Schweigt das Papier/ so hast du hier sonst nichts darvon.
Als kein Homer nicht war/ blieb mancher Held verschwiegen:
Verborgne Tugend muß bey todter Faulheit liegen.


Nicht wer viel hat/ ist beglückt/
Sondern wer es recht geneust/
Wer sich auch in Armutt schickt
Und von Lastern sich entreist/
Wer für Freund und Vaterland
Freudig braucht Haubt/ Haut und Hand.


Ob dich gleich der Pfenning sticht/
Aendert sich dein Stamm doch nicht.


Trag manchen biß nach Rom/ setz ihn nicht
leyse
sanffte
nieder/

Er giebt dir keinen Danck für alle Mühe wieder.
Krätze
m 2
Vermiſchte Gedichte.
Linder Sudwind bricht den Froſt/ Sommers Glutt vertreibt
den Maͤyen/
Weicht dem Herbſt/ der Fruͤchte ſtreut/ und bald will es wieder
ſchneyen.
Doch der Mond erholt ſich wieder/ wenn er abgenommen
hat;
Wir/ wenn wir einmahl erreichen unſrer Vaͤtter Lagerſtatt
Werden nach dem Leibe Staub/ ſehen dieſe Welt nicht wieder.
Wer weiß ob uns morgen noch geht die goͤldne Sonne nieder!
Warum ſuchſt du denn dein Geld ſo begierig auffzuheben?
Was des Erben Geitz entgeht/ bringt dir Danck bey deinem
Leben.


Der Nachruhm kluger Schrifft iſt zwar der Tugend Lohn/
Schweigt das Papier/ ſo haſt du hier ſonſt nichts darvon.
Als kein Homer nicht war/ blieb mancher Held verſchwiegen:
Verborgne Tugend muß bey todter Faulheit liegen.


Nicht wer viel hat/ iſt begluͤckt/
Sondern wer es recht geneuſt/
Wer ſich auch in Armutt ſchickt
Und von Laſtern ſich entreiſt/
Wer fuͤr Freund und Vaterland
Freudig braucht Haubt/ Haut und Hand.


Ob dich gleich der Pfenning ſticht/
Aendert ſich dein Stamm doch nicht.


Trag manchen biß nach Rom/ ſetz ihn nicht
leyſe
ſanffte
nieder/

Er giebt dir keinen Danck fuͤr alle Muͤhe wieder.
Kraͤtze
m 2
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[179/0759] Vermiſchte Gedichte. Linder Sudwind bricht den Froſt/ Sommers Glutt vertreibt den Maͤyen/ Weicht dem Herbſt/ der Fruͤchte ſtreut/ und bald will es wieder ſchneyen. Doch der Mond erholt ſich wieder/ wenn er abgenommen hat; Wir/ wenn wir einmahl erreichen unſrer Vaͤtter Lagerſtatt Werden nach dem Leibe Staub/ ſehen dieſe Welt nicht wieder. Wer weiß ob uns morgen noch geht die goͤldne Sonne nieder! Warum ſuchſt du denn dein Geld ſo begierig auffzuheben? Was des Erben Geitz entgeht/ bringt dir Danck bey deinem Leben. Der Nachruhm kluger Schrifft iſt zwar der Tugend Lohn/ Schweigt das Papier/ ſo haſt du hier ſonſt nichts darvon. Als kein Homer nicht war/ blieb mancher Held verſchwiegen: Verborgne Tugend muß bey todter Faulheit liegen. Nicht wer viel hat/ iſt begluͤckt/ Sondern wer es recht geneuſt/ Wer ſich auch in Armutt ſchickt Und von Laſtern ſich entreiſt/ Wer fuͤr Freund und Vaterland Freudig braucht Haubt/ Haut und Hand. Ob dich gleich der Pfenning ſticht/ Aendert ſich dein Stamm doch nicht. Trag manchen biß nach Rom/ ſetz ihn nicht leyſe ſanffte nieder/ Er giebt dir keinen Danck fuͤr alle Muͤhe wieder. Kraͤtze m 2

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/759>, abgerufen am 23.11.2024.