Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.Vermischte Gedichte. Dein Wissen ist ein blöder so viel als Unverstand/Dafern es nicht auch andern wird bekandt. Was nutzet dir alleine viel zu dein unbekandtes wissenWenn du es nicht zu weisen bist beflissen. Ahnen die man rechnen kan/ Und was wir nicht selbst gethan/ Schätz ich für entlehnten Ruhm/ Nicht für wahres Eigenthum. Offt wo ein völlig volles Korn der Furche ward vertraut/Wächst unglückselge Tresp' und fliegend Haber-Kraut. Vor liebliche riechende Narciß- und riechende zärtliche Violen.Ist nichts als rauche Rähm und Distel zu erholen. Grosse Kieffern müssen offt für der Winde Macht erzit- tern/ Und mit desto schwererm Fall hohe Thürme sich erschüt- tern/ Ja der Felsen Riesen-Haubt von dem Donner-Keil zersplit- tern/ Wenn das sichre Thal nichts weiß von dergleichen Ungewit- tern. Ein
Vermiſchte Gedichte. Dein Wiſſen iſt ein bloͤder ſo viel als Unverſtand/Dafern es nicht auch andern wird bekandt. Was nutzet dir alleine viel zu dein unbekandtes wiſſenWenn du es nicht zu weiſen biſt befliſſen. Ahnen die man rechnen kan/ Und was wir nicht ſelbſt gethan/ Schaͤtz ich fuͤr entlehnten Ruhm/ Nicht fuͤr wahres Eigenthum. Offt wo ein voͤllig volles Korn der Furche ward vertraut/Waͤchſt ungluͤckſelge Treſp’ und fliegend Haber-Kraut. Vor liebliche riechende Narciß- und riechende zaͤrtliche Violen.Iſt nichts als rauche Raͤhm und Diſtel zu erholen. Groſſe Kieffern muͤſſen offt fuͤr der Winde Macht erzit- tern/ Und mit deſto ſchwererm Fall hohe Thuͤrme ſich erſchuͤt- tern/ Ja der Felſen Rieſen-Haubt von dem Donner-Keil zerſplit- tern/ Wenn das ſichre Thal nichts weiß von dergleichen Ungewit- tern. Ein
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Vermiſchte Gedichte.
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Dafern es nicht auch andern wird bekandt.
Was nutzet dir alleine viel zu
dein unbekandtes
wiſſen
Wenn du es nicht zu weiſen biſt befliſſen.
Ahnen die man rechnen kan/
Und was wir nicht ſelbſt gethan/
Schaͤtz ich fuͤr entlehnten Ruhm/
Nicht fuͤr wahres Eigenthum.
Offt wo ein voͤllig
volles
Korn der Furche ward vertraut/
Waͤchſt ungluͤckſelge Treſp’ und fliegend Haber-Kraut.
Vor liebliche
riechende
Narciß- und riechende
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Violen.
Iſt nichts als rauche Raͤhm und Diſtel zu erholen.
Groſſe Kieffern muͤſſen offt fuͤr der Winde Macht erzit-
tern/
Und mit deſto ſchwererm Fall hohe Thuͤrme ſich erſchuͤt-
tern/
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Zitationshilfe: | Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/755>, abgerufen am 25.07.2024. |