Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.Vermischte Gedichte. Wenig kömmt wohl in Gedancken/ Drob ein Weib nicht weiß zu zancken. Was ist Ehre/ wanns allein bey der blossen Ehre bleibt? Wind und Schatten/ Rauch und Dunst/ den ein jeder Wind vertreibt. Was bleibt von Reichen unbekant? Hält gleich der Diener reinen Mund. So schreyt das Pferd/ so redt der Hund/ Und widerschallt die stumme Wand. Wie wenig können doch das wahre Gutt erkennen? Man sieht uns dieses scheun und nach dem andern rennen; Läst sich der Fuß hernach nicht mehr zurücke ziehn/ So hat man eitle Müh und Reue zum Gewinn. Manch Hauß stürzt eigner Wunsch/ der zeitlich kömmt zu Wercke/ Den Klugen seine Kunst/ den Helden seine Stärcke. Viel muß ihr Geld und Gutt zum frühen Grabe brin- gen: Der leere Wandersmann kan für dem Mörder singen. Wunsch um Wohlgehn und Vermögen/ Schallt aus ieder Kirch entgegen. Was uns wohl am meisten noth/ Sucht man nicht so viel bey GOtt. B[ey]
Vermiſchte Gedichte. Wenig koͤmmt wohl in Gedancken/ Drob ein Weib nicht weiß zu zancken. Was iſt Ehre/ wanns allein bey der bloſſen Ehre bleibt? Wind und Schatten/ Rauch und Dunſt/ den ein jeder Wind vertreibt. Was bleibt von Reichen unbekant? Haͤlt gleich der Diener reinen Mund. So ſchreyt das Pferd/ ſo redt der Hund/ Und widerſchallt die ſtumme Wand. Wie wenig koͤnnen doch das wahre Gutt erkennen? Man ſieht uns dieſes ſcheun und nach dem andern rennen; Laͤſt ſich der Fuß hernach nicht mehr zuruͤcke ziehn/ So hat man eitle Muͤh und Reue zum Gewinn. Manch Hauß ſtuͤrzt eigner Wunſch/ der zeitlich koͤmmt zu Wercke/ Den Klugen ſeine Kunſt/ den Helden ſeine Staͤrcke. Viel muß ihr Geld und Gutt zum fruͤhen Grabe brin- gen: Der leere Wandersmann kan fuͤr dem Moͤrder ſingen. Wunſch um Wohlgehn und Vermoͤgen/ Schallt aus ieder Kirch entgegen. Was uns wohl am meiſten noth/ Sucht man nicht ſo viel bey GOtt. B[ey]
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Vermiſchte Gedichte.
Wenig koͤmmt wohl in Gedancken/
Drob ein Weib nicht weiß zu zancken.
Was iſt Ehre/ wanns allein bey der bloſſen Ehre bleibt?
Wind und Schatten/ Rauch und Dunſt/ den ein jeder
Wind vertreibt.
Was bleibt von Reichen unbekant?
Haͤlt gleich der Diener reinen Mund.
So ſchreyt das Pferd/ ſo redt der Hund/
Und widerſchallt die ſtumme Wand.
Wie wenig koͤnnen doch das wahre Gutt erkennen?
Man ſieht uns dieſes ſcheun und nach dem andern
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Laͤſt ſich der Fuß hernach nicht mehr zuruͤcke ziehn/
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Zitationshilfe: | Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/740>, abgerufen am 05.07.2024. |