Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.Vermischte Gedichte. Der erste verkleidete Schäfer. Es hat mich meine Braut geziert mit mancherley:Der rothen Mütze Schmuck deckt mein Gold-gelbes Haar/ Das nechst bey Sonnenschein vor roth verdächtig war. Der steiffe Kragen steht geziert mit schönem Bande/ Und mein geförmelt Peltz ist wohl der schönst im Lande. Das Leder hält den Stich/ von dem ich Hosen trage/ Was meynt ihr das ich von den schmucken Stiefeln sage? Der Kober ist mir gutt/ den Käß hinein zu stecken; Ich weiß/ ihr esst mit mir auff meinen Wolle-Säcken. Die Keule schüzt mich auch für Unthier und für Dieben. Jedoch mit alle dem ist was vergessen blieben/ Das/ leider/ mir noch fehlt: Rath't alle/ was es sey? Der andere verkleidete Schäfer. Schöne Wilden/ seynd gelinder/ Lernt verliebt und freundlich seyn/ Liebt beliebte Schäfers-Kinder/ Ihr müst euch doch finden drein. Unsre Hertzen sind ergeben Zu empfinden süsse Brunst/ Warum wolt ihr widerstreben/ Wo doch alle Müh umsunst? Geht und sucht die Lust beyzeiten Die aus reiner Lieb entspringt/ Eh euch tausend Bitterkeiten Eur verlebtes Alter bringt. Leben und ohn Liebe leben Ist bey Leben seyn halb todt/ Lasst uns Hertz um Hertze geben/ So habt ihr und wir nicht Noth. Drit- h 4
Vermiſchte Gedichte. Der erſte verkleidete Schaͤfer. Es hat mich meine Braut geziert mit mancherley:Der rothen Muͤtze Schmuck deckt mein Gold-gelbes Haar/ Das nechſt bey Sonnenſchein vor roth verdaͤchtig war. Der ſteiffe Kragen ſteht geziert mit ſchoͤnem Bande/ Und mein gefoͤrmelt Peltz iſt wohl der ſchoͤnſt im Lande. Das Leder haͤlt den Stich/ von dem ich Hoſen trage/ Was meynt ihr das ich von den ſchmucken Stiefeln ſage? Der Kober iſt mir gutt/ den Kaͤß hinein zu ſtecken; Ich weiß/ ihr eſſt mit mir auff meinen Wolle-Saͤcken. Die Keule ſchuͤzt mich auch fuͤr Unthier und fuͤr Dieben. Jedoch mit alle dem iſt was vergeſſen blieben/ Das/ leider/ mir noch fehlt: Rath’t alle/ was es ſey? Der andere verkleidete Schaͤfer. Schoͤne Wilden/ ſeynd gelinder/ Lernt verliebt und freundlich ſeyn/ Liebt beliebte Schaͤfers-Kinder/ Ihr muͤſt euch doch finden drein. Unſre Hertzen ſind ergeben Zu empfinden ſuͤſſe Brunſt/ Warum wolt ihr widerſtreben/ Wo doch alle Muͤh umſunſt? Geht und ſucht die Luſt beyzeiten Die aus reiner Lieb entſpringt/ Eh euch tauſend Bitterkeiten Eur verlebtes Alter bringt. Leben und ohn Liebe leben Iſt bey Leben ſeyn halb todt/ Laſſt uns Hertz um Hertze geben/ So habt ihr und wir nicht Noth. Drit- h 4
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Vermiſchte Gedichte.
Der erſte verkleidete Schaͤfer.
Es hat mich meine Braut geziert mit mancherley:
Der rothen Muͤtze Schmuck deckt mein Gold-gelbes
Haar/
Das nechſt bey Sonnenſchein vor roth verdaͤchtig war.
Der ſteiffe Kragen ſteht geziert mit ſchoͤnem Bande/
Und mein gefoͤrmelt Peltz iſt wohl der ſchoͤnſt im Lande.
Das Leder haͤlt den Stich/ von dem ich Hoſen trage/
Was meynt ihr das ich von den ſchmucken Stiefeln ſage?
Der Kober iſt mir gutt/ den Kaͤß hinein zu ſtecken;
Ich weiß/ ihr eſſt mit mir auff meinen Wolle-Saͤcken.
Die Keule ſchuͤzt mich auch fuͤr Unthier und fuͤr Dieben.
Jedoch mit alle dem iſt was vergeſſen blieben/
Das/ leider/ mir noch fehlt: Rath’t alle/ was es ſey?
Der andere verkleidete Schaͤfer.
Schoͤne Wilden/ ſeynd gelinder/
Lernt verliebt und freundlich ſeyn/
Liebt beliebte Schaͤfers-Kinder/
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Zu empfinden ſuͤſſe Brunſt/
Warum wolt ihr widerſtreben/
Wo doch alle Muͤh umſunſt?
Geht und ſucht die Luſt beyzeiten
Die aus reiner Lieb entſpringt/
Eh euch tauſend Bitterkeiten
Eur verlebtes Alter bringt.
Leben und ohn Liebe leben
Iſt bey Leben ſeyn halb todt/
Laſſt uns Hertz um Hertze geben/
So habt ihr und wir nicht Noth.
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Zitationshilfe: | Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/699>, abgerufen am 05.07.2024. |