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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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Vermischte Gedichte.
Der Alten Einfalt wieß die ungefälschten Sitten
Mit schlechten Farben aus: das unbefleckte Weiß
Die rothe Tapfferkeit/ die manchen Sieg erstritten/
Das treu-beständge Schwartz behielt damahls den Preiß.
Izt muß offt alles voll und bund gemahlet stecken/
Der äusserliche Pracht den innern Mangel decken.
Wenn izt ein Alter solt in seine Hörner blasen/
Damit er seinen Feind zu schrecken war gerüst/
Und manchen edlen Held auff Blut-gefärbten Rasen
Zum Streite fodern aus/ zu weisen/ was er ist/
Wie würde Schild und Helm offt auff die Seite fliegen/
Der neu-erworbne Stand und Schmuck im Kothe liegen.
Doch muß der Ahnen Rauch nicht so zu Kopffe steigen/
Daß man beschimpffen will/ was Tugend edel acht/
Das Wappen/ nicht der Ruhm der Väter/ ist uns eigen.
Man setze weiter nach/ wie sie die Bahn gemacht;
Wann vieler Jahre Schweiß nicht soll umsonst zerrinnen:
Erhalten schätzet man so künstlich als gewinnen.


Wie ist die deutsche Welt in Neuigkeit ersoffen!
Man deckt und kleidet sich/ man schreibet/ singt und
spricht/

Man reiset/ schläfft und isst/ man reitet/ tanzt und ficht
Nach neu-erwählter Art: Wer Glück und Gunst will hoffen/
Muß sich in allem Thun der Neuigkeit bequemen/
Sonst wird ihn Uberwitz mit Hohn und Spott beschämen.
Es bleibet nicht darbey: Man ändert auch die Sitten/
Der Küttel alter Treu und deutscher Redligkeit
Ist unsrer Mode-Welt ein viel zu schlechtes Kleid:
Die junge Neuigkeit will überall gebitten.
Was Wunder/ wenn nun auch in manchem deutschen Lande
Der neue vor will gehn dem alten Adel-Stande?
Das Alter wird veracht/ das doch so viel begehren:
Doch will ich lieber Alt- als Jung-gebohren seyn;
Mit
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Vermiſchte Gedichte.
Der Alten Einfalt wieß die ungefaͤlſchten Sitten
Mit ſchlechten Farben aus: das unbefleckte Weiß
Die rothe Tapfferkeit/ die manchen Sieg erſtritten/
Das treu-beſtaͤndge Schwartz behielt damahls den Preiß.
Izt muß offt alles voll und bund gemahlet ſtecken/
Der aͤuſſerliche Pracht den innern Mangel decken.
Wenn izt ein Alter ſolt in ſeine Hoͤrner blaſen/
Damit er ſeinen Feind zu ſchrecken war geruͤſt/
Und manchen edlen Held auff Blut-gefaͤrbten Raſen
Zum Streite fodern aus/ zu weiſen/ was er iſt/
Wie wuͤrde Schild und Helm offt auff die Seite fliegen/
Der neu-erworbne Stand und Schmuck im Kothe liegen.
Doch muß der Ahnen Rauch nicht ſo zu Kopffe ſteigen/
Daß man beſchimpffen will/ was Tugend edel acht/
Das Wappen/ nicht der Ruhm der Vaͤter/ iſt uns eigen.
Man ſetze weiter nach/ wie ſie die Bahn gemacht;
Wann vieler Jahre Schweiß nicht ſoll umſonſt zerrinnen:
Erhalten ſchaͤtzet man ſo kuͤnſtlich als gewinnen.


Wie iſt die deutſche Welt in Neuigkeit erſoffen!
Man deckt und kleidet ſich/ man ſchreibet/ ſingt und
ſpricht/

Man reiſet/ ſchlaͤfft und iſſt/ man reitet/ tanzt und ficht
Nach neu-erwaͤhlter Art: Wer Gluͤck und Gunſt will hoffen/
Muß ſich in allem Thun der Neuigkeit bequemen/
Sonſt wird ihn Uberwitz mit Hohn und Spott beſchaͤmen.
Es bleibet nicht darbey: Man aͤndert auch die Sitten/
Der Kuͤttel alter Treu und deutſcher Redligkeit
Iſt unſrer Mode-Welt ein viel zu ſchlechtes Kleid:
Die junge Neuigkeit will uͤberall gebitten.
Was Wunder/ wenn nun auch in manchem deutſchen Lande
Der neue vor will gehn dem alten Adel-Stande?
Das Alter wird veracht/ das doch ſo viel begehren:
Doch will ich lieber Alt- als Jung-gebohren ſeyn;
Mit
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[117/0697] Vermiſchte Gedichte. Der Alten Einfalt wieß die ungefaͤlſchten Sitten Mit ſchlechten Farben aus: das unbefleckte Weiß Die rothe Tapfferkeit/ die manchen Sieg erſtritten/ Das treu-beſtaͤndge Schwartz behielt damahls den Preiß. Izt muß offt alles voll und bund gemahlet ſtecken/ Der aͤuſſerliche Pracht den innern Mangel decken. Wenn izt ein Alter ſolt in ſeine Hoͤrner blaſen/ Damit er ſeinen Feind zu ſchrecken war geruͤſt/ Und manchen edlen Held auff Blut-gefaͤrbten Raſen Zum Streite fodern aus/ zu weiſen/ was er iſt/ Wie wuͤrde Schild und Helm offt auff die Seite fliegen/ Der neu-erworbne Stand und Schmuck im Kothe liegen. Doch muß der Ahnen Rauch nicht ſo zu Kopffe ſteigen/ Daß man beſchimpffen will/ was Tugend edel acht/ Das Wappen/ nicht der Ruhm der Vaͤter/ iſt uns eigen. Man ſetze weiter nach/ wie ſie die Bahn gemacht; Wann vieler Jahre Schweiß nicht ſoll umſonſt zerrinnen: Erhalten ſchaͤtzet man ſo kuͤnſtlich als gewinnen. Wie iſt die deutſche Welt in Neuigkeit erſoffen! Man deckt und kleidet ſich/ man ſchreibet/ ſingt und ſpricht/ Man reiſet/ ſchlaͤfft und iſſt/ man reitet/ tanzt und ficht Nach neu-erwaͤhlter Art: Wer Gluͤck und Gunſt will hoffen/ Muß ſich in allem Thun der Neuigkeit bequemen/ Sonſt wird ihn Uberwitz mit Hohn und Spott beſchaͤmen. Es bleibet nicht darbey: Man aͤndert auch die Sitten/ Der Kuͤttel alter Treu und deutſcher Redligkeit Iſt unſrer Mode-Welt ein viel zu ſchlechtes Kleid: Die junge Neuigkeit will uͤberall gebitten. Was Wunder/ wenn nun auch in manchem deutſchen Lande Der neue vor will gehn dem alten Adel-Stande? Das Alter wird veracht/ das doch ſo viel begehren: Doch will ich lieber Alt- als Jung-gebohren ſeyn; Mit h 3

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/697>, abgerufen am 22.11.2024.