Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.Vermischte Gedichte. Ein Bienen-Stock mit aus- und einfliegen- den Bienen. Non nobis solum. Die Biene sucht nicht ihr den Honig nur allein:Manch Mensch und Thier pflegt Gast bey ihrer Kost zu seyn. Wer andern nicht zu Nutz anwendet seine Gaben/ Muß einen Stachel nur und keinen Honig haben. Ein Seiden-Wurm in seinem Gewebe. Aliis Sericum, mihi sepulcrum, sed pulcrum. Mir zum Grabe/ dir zum KleideSpinn ich die berühmte Seyde Selbst aus meinem Eingeweyde: Andern dienen/ sich verzehren/ Kan dem Grabe zwar gewähren Doch im Tode Lob gebähren. Eine herab-fallende Stern-Putze. Micat igne caduco. So steiget und fälltdie Ehre das Glücke der Welt.Man findet wenig Pracht in alten Adels Schilden/ Der Ahnen tapffre Faust hat solche selbst gemahlt/ Ein Denckmahl ihres Sinns den Erben einzubilden/ Da izt die neue Welt mit vielem Schmucke prahlt. Wo man den Vogel kan aus seinen Federn kennen/ So mag man manchen wohl des Adels Mißbrutt nennen. D[er]
Vermiſchte Gedichte. Ein Bienen-Stock mit aus- und einfliegen- den Bienen. Non nobis ſolum. Die Biene ſucht nicht ihr den Honig nur allein:Manch Menſch und Thier pflegt Gaſt bey ihrer Koſt zu ſeyn. Wer andern nicht zu Nutz anwendet ſeine Gaben/ Muß einen Stachel nur und keinen Honig haben. Ein Seiden-Wurm in ſeinem Gewebe. Aliis Sericum, mihi ſepulcrum, ſed pulcrum. Mir zum Grabe/ dir zum KleideSpinn ich die beruͤhmte Seyde Selbſt aus meinem Eingeweyde: Andern dienen/ ſich verzehren/ Kan dem Grabe zwar gewaͤhren Doch im Tode Lob gebaͤhren. Eine herab-fallende Stern-Putze. Micat igne caduco. So ſteiget und faͤlltdie Ehre das Gluͤcke der Welt.Man findet wenig Pracht in alten Adels Schilden/ Der Ahnen tapffre Fauſt hat ſolche ſelbſt gemahlt/ Ein Denckmahl ihres Sinns den Erben einzubilden/ Da izt die neue Welt mit vielem Schmucke prahlt. Wo man den Vogel kan aus ſeinen Federn kennen/ So mag man manchen wohl des Adels Mißbrutt nennen. D[er]
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Vermiſchte Gedichte.
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den Bienen.
Non nobis ſolum.
Die Biene ſucht nicht ihr den Honig nur allein:
Manch Menſch und Thier pflegt Gaſt bey ihrer Koſt zu
ſeyn.
Wer andern nicht zu Nutz anwendet ſeine Gaben/
Muß einen Stachel nur und keinen Honig haben.
Ein Seiden-Wurm in ſeinem
Gewebe.
Aliis Sericum, mihi ſepulcrum, ſed pulcrum.
Mir zum Grabe/ dir zum Kleide
Spinn ich die beruͤhmte Seyde
Selbſt aus meinem Eingeweyde:
Andern dienen/ ſich verzehren/
Kan dem Grabe zwar gewaͤhren
Doch im Tode Lob gebaͤhren.
Eine herab-fallende Stern-Putze.
Micat igne caduco.
So ſteiget und faͤllt
die Ehre
das Gluͤcke
der Welt.
Man findet wenig Pracht in alten Adels Schilden/
Der Ahnen tapffre Fauſt hat ſolche ſelbſt gemahlt/
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Zitationshilfe: | Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/696>, abgerufen am 25.07.2024. |