Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.Vermischte Gedichte. Keine Sonn in kurtzem sieht der sonst heitre Tag erscheinen/ Wer zum frühen Morgen lacht/ muß auf späten Abend weinen/ Sizt er in der glatten Schoß An Vermögen reich dem Glücke: Wie ist er im Augenblicke/ So von Gutt und Hoffnung bloß. Hat jemand/ so haben wir diß nur allzuviel erfahren/ Unser Glücke strich dahin/ eh wir dessen fähig waren. Nichts als ein getreuer Sinn/ Nichts als redliche Gemütter Ist vom Schiffbruch unsrer Gütter (Edles Kleinod!) der Gewinn. Diese/ diese wie wir sie allbereit verwechselt haben/ Wollen wir in eine Grufft/ neben unsern Leib/ vergraben. Treues Hertze/ treue Hand/ Müssen sie sich izt gleich schmiegen/ Unter fremden Füssen liegen/ Gehen doch durch jedes Land. Liebet das Verhängnis gleich unsre Gegenwart zu trennen/ Soll doch dessen strenge Macht unsre Freundschafft nicht er- kennen/ Die/ auff ewig steiff und fest/ An welch End und Ort der Erden Sie auch mag verschlagen werden/ Ihre Flammen scheinen läst. Wer weiß/ was das Glücke noch ein und andern kan bescheren/ Wo dir das Verhängnis noch in die Armen kan gewähren Deinen N. N[.] Phoebi deliciae, Musarum gloria, Primki, Quem dignum merito semper amore colam. A te quae veniunt, quae dextera mittit alumni Ad te jure tuo metra redire vides. No[n]
Vermiſchte Gedichte. Keine Sonn in kurtzem ſieht der ſonſt heitre Tag erſcheinen/ Wer zum fruͤhen Morgen lacht/ muß auf ſpaͤten Abend weinen/ Sizt er in der glatten Schoß An Vermoͤgen reich dem Gluͤcke: Wie iſt er im Augenblicke/ So von Gutt und Hoffnung bloß. Hat jemand/ ſo haben wir diß nur allzuviel erfahren/ Unſer Gluͤcke ſtrich dahin/ eh wir deſſen faͤhig waren. Nichts als ein getreuer Sinn/ Nichts als redliche Gemuͤtter Iſt vom Schiffbruch unſrer Guͤtter (Edles Kleinod!) der Gewinn. Dieſe/ dieſe wie wir ſie allbereit verwechſelt haben/ Wollen wir in eine Grufft/ neben unſern Leib/ vergraben. Treues Hertze/ treue Hand/ Muͤſſen ſie ſich izt gleich ſchmiegen/ Unter fremden Fuͤſſen liegen/ Gehen doch durch jedes Land. Liebet das Verhaͤngnis gleich unſre Gegenwart zu trennen/ Soll doch deſſen ſtrenge Macht unſre Freundſchafft nicht er- kennen/ Die/ auff ewig ſteiff und feſt/ An welch End und Ort der Erden Sie auch mag verſchlagen werden/ Ihre Flammen ſcheinen laͤſt. Wer weiß/ was das Gluͤcke noch ein und andern kan beſcheren/ Wo dir das Verhaͤngnis noch in die Armen kan gewaͤhren Deinen N. N[.] Phœbi deliciæ, Muſarum gloria, Primki, Quem dignum meritô ſemper amore colam. A te quæ veniunt, quæ dextera mittit alumni Ad te jure tuô metra redire vides. No[n]
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Vermiſchte Gedichte.
Keine Sonn in kurtzem ſieht der ſonſt heitre Tag erſcheinen/
Wer zum fruͤhen Morgen lacht/ muß auf ſpaͤten Abend weinen/
Sizt er in der glatten Schoß
An Vermoͤgen reich dem Gluͤcke:
Wie iſt er im Augenblicke/
So von Gutt und Hoffnung bloß.
Hat jemand/ ſo haben wir diß nur allzuviel erfahren/
Unſer Gluͤcke ſtrich dahin/ eh wir deſſen faͤhig waren.
Nichts als ein getreuer Sinn/
Nichts als redliche Gemuͤtter
Iſt vom Schiffbruch unſrer Guͤtter
(Edles Kleinod!) der Gewinn.
Dieſe/ dieſe wie wir ſie allbereit verwechſelt haben/
Wollen wir in eine Grufft/ neben unſern Leib/ vergraben.
Treues Hertze/ treue Hand/
Muͤſſen ſie ſich izt gleich ſchmiegen/
Unter fremden Fuͤſſen liegen/
Gehen doch durch jedes Land.
Liebet das Verhaͤngnis gleich unſre Gegenwart zu trennen/
Soll doch deſſen ſtrenge Macht unſre Freundſchafft nicht er-
kennen/
Die/ auff ewig ſteiff und feſt/
An welch End und Ort der Erden
Sie auch mag verſchlagen werden/
Ihre Flammen ſcheinen laͤſt.
Wer weiß/ was das Gluͤcke noch ein und andern kan beſcheren/
Wo dir das Verhaͤngnis noch in die Armen kan gewaͤhren
Deinen N. N.
Phœbi deliciæ, Muſarum gloria, Primki,
Quem dignum meritô ſemper amore colam.
A te quæ veniunt, quæ dextera mittit alumni
Ad te jure tuô metra redire vides.
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