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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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Vermischte Gedichte.
Wer bey Gesellschafft vor als stumm gesessen/
Kaum Sylb auff Sylb und Wort auff Wort gefügt/
Und gleichsam hinter sich das Maul vergessen/
So bald er was in Hirn und Stirne krigt/
Kan er die Worte wohl und füglich setzen/
Die Zunge/ die zuvor voll Stammlens war/
Weiß vor den Leuten sich nicht satt zu schwätzen/
Stellt ihre gantze Kunst und Weißheit dar.
Will man beherzte Leut und Helden schauen/
Damit der Officier die Rolle füllt/
Die ihnen vor Gefahr nicht lassen grauen/
Wenns Mann vor Mann/ wenns Schlacht und Stür-
mens gilt/
Es müssen sonst Trompet und Paucken klingen/
Man bläst Allarm/ und wird das Spiel gerührt/
Man sieht den Mahomet sein Maßlah schlingen/
Sein Maßlah/ das ihm Krafft und Mutt gebiert.
Der Wein hilfft mehr/ denn diß im Streit und Kriege.
Daß Bachus gleich so viel als Mars gethan/
Zeigt Indien/ die Werckstatt seiner Siege/
Zeigt Deutsch- und Niederland durch Beyspiel an.
Ein Elephante wird mit Safft besprützet/
Der von der Tißbe Baum ist ausgeprest/
Wenn dieser Elixir den Mann erhitzet/
Den uns der Rebenstock genüssen läst/
Da brennet die Begier zur Rach im Hertzen/
Da wird dem Hahne Kamm und Schnabel roth/
Da weiß der kühne Leib von keinen Schmertzen/
Da gehet man getrost in Noth und Tod.
Will sich iemand bey Höff- und Herren finden/
Das Meisterstücke muß seyn abgelegt:
Ein Becher Ellen hoch muß vor ergründen
Was er in seiner Brust verborgen trägt.
E[s]
Vermiſchte Gedichte.
Wer bey Geſellſchafft vor als ſtumm geſeſſen/
Kaum Sylb auff Sylb und Wort auff Wort gefuͤgt/
Und gleichſam hinter ſich das Maul vergeſſen/
So bald er was in Hirn und Stirne krigt/
Kan er die Worte wohl und fuͤglich ſetzen/
Die Zunge/ die zuvor voll Stammlens war/
Weiß vor den Leuten ſich nicht ſatt zu ſchwaͤtzen/
Stellt ihre gantze Kunſt und Weißheit dar.
Will man beherzte Leut und Helden ſchauen/
Damit der Officier die Rolle fuͤllt/
Die ihnen vor Gefahr nicht laſſen grauen/
Wenns Mann vor Mann/ wenns Schlacht und Stuͤr-
mens gilt/
Es muͤſſen ſonſt Trompet und Paucken klingen/
Man blaͤſt Allarm/ und wird das Spiel geruͤhrt/
Man ſieht den Mahomet ſein Maßlah ſchlingen/
Sein Maßlah/ das ihm Krafft und Mutt gebiert.
Der Wein hilfft mehr/ denn diß im Streit und Kriege.
Daß Bachus gleich ſo viel als Mars gethan/
Zeigt Indien/ die Werckſtatt ſeiner Siege/
Zeigt Deutſch- und Niederland durch Beyſpiel an.
Ein Elephante wird mit Safft beſpruͤtzet/
Der von der Tißbe Baum iſt ausgepreſt/
Wenn dieſer Elixir den Mann erhitzet/
Den uns der Rebenſtock genuͤſſen laͤſt/
Da brennet die Begier zur Rach im Hertzen/
Da wird dem Hahne Kamm und Schnabel roth/
Da weiß der kuͤhne Leib von keinen Schmertzen/
Da gehet man getroſt in Noth und Tod.
Will ſich iemand bey Hoͤff- und Herren finden/
Das Meiſterſtuͤcke muß ſeyn abgelegt:
Ein Becher Ellen hoch muß vor ergruͤnden
Was er in ſeiner Bruſt verborgen traͤgt.
E[ſ]
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[98/0678] Vermiſchte Gedichte. Wer bey Geſellſchafft vor als ſtumm geſeſſen/ Kaum Sylb auff Sylb und Wort auff Wort gefuͤgt/ Und gleichſam hinter ſich das Maul vergeſſen/ So bald er was in Hirn und Stirne krigt/ Kan er die Worte wohl und fuͤglich ſetzen/ Die Zunge/ die zuvor voll Stammlens war/ Weiß vor den Leuten ſich nicht ſatt zu ſchwaͤtzen/ Stellt ihre gantze Kunſt und Weißheit dar. Will man beherzte Leut und Helden ſchauen/ Damit der Officier die Rolle fuͤllt/ Die ihnen vor Gefahr nicht laſſen grauen/ Wenns Mann vor Mann/ wenns Schlacht und Stuͤr- mens gilt/ Es muͤſſen ſonſt Trompet und Paucken klingen/ Man blaͤſt Allarm/ und wird das Spiel geruͤhrt/ Man ſieht den Mahomet ſein Maßlah ſchlingen/ Sein Maßlah/ das ihm Krafft und Mutt gebiert. Der Wein hilfft mehr/ denn diß im Streit und Kriege. Daß Bachus gleich ſo viel als Mars gethan/ Zeigt Indien/ die Werckſtatt ſeiner Siege/ Zeigt Deutſch- und Niederland durch Beyſpiel an. Ein Elephante wird mit Safft beſpruͤtzet/ Der von der Tißbe Baum iſt ausgepreſt/ Wenn dieſer Elixir den Mann erhitzet/ Den uns der Rebenſtock genuͤſſen laͤſt/ Da brennet die Begier zur Rach im Hertzen/ Da wird dem Hahne Kamm und Schnabel roth/ Da weiß der kuͤhne Leib von keinen Schmertzen/ Da gehet man getroſt in Noth und Tod. Will ſich iemand bey Hoͤff- und Herren finden/ Das Meiſterſtuͤcke muß ſeyn abgelegt: Ein Becher Ellen hoch muß vor ergruͤnden Was er in ſeiner Bruſt verborgen traͤgt. Eſ

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/678>, abgerufen am 19.05.2024.