Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Gedichte.
So muß zwey Hertzen auch ein Glaß verbinden/
Ein Glaß gegebner Treu und Liebe Pfand/
Die sich nicht eher soll getrennet finden/
Biß ihren Leib bedeckt der kühle Sand.
Ein volles Glaß erwirbt uns tausend Knechte/
Wenn uns sonst einer kaum zum Dienst erscheint/
Ein volles Glaß bringt Streit und Zorn zurechte/
Ein Glaß verbindt den Freund/ versöhnt den Feind.
Will unser Vorwitz das/ was heimlich/ wissen/
Er darff hierzu kein Sicht- noch Spiegel-Glaß/
Darff keinen Hammon nicht darum begrüssen/
Ein Glaß mit Wein gefüllt thut eben das.
Er darff kein kluges Weib von Cuma fragen/
Er wird vom Serapis umsonst gehört.
Der Dreyfuß kan vielmehr die Warheit sagen/
Als den die blinde Welt zu Delphis ehrt.
Will man gewissen Grund der Sach erfahren/
Man darff der Folter-Banck/ des Däumelns/ nicht;
Ein harter Sinn wird doch nichts offenbaren/
Es wird offt mehr durch Glimpff und Wein verricht.
Kein schlauer Hannibal darff Eßig güssen/
Damit er einen Weg durch Felsen macht:
Im Fall man lässet Wein die Fülle flüssen/
Wird gleiches Wunderwerck zuwege bracht.
Der feste Diamant läst sich gewinnen/
So bald ihn überschwemmt der Böcke Blutt:
Ists nicht das Trauben-Blutt/ das unsern Sinnen/
Wie steinern sie auch seyn/ dergleichen thut?
Will man die Zier der Sprach und Red erheben/
Darff kein Quintilian zur Stelle seyn/
Kein Tullius Gesetz und Lehren geben;
Die beste Redner-Kunst ist ein Glaß Wein.
Wer
g
Vermiſchte Gedichte.
So muß zwey Hertzen auch ein Glaß verbinden/
Ein Glaß gegebner Treu und Liebe Pfand/
Die ſich nicht eher ſoll getrennet finden/
Biß ihren Leib bedeckt der kuͤhle Sand.
Ein volles Glaß erwirbt uns tauſend Knechte/
Wenn uns ſonſt einer kaum zum Dienſt erſcheint/
Ein volles Glaß bringt Streit und Zorn zurechte/
Ein Glaß verbindt den Freund/ verſoͤhnt den Feind.
Will unſer Vorwitz das/ was heimlich/ wiſſen/
Er darff hierzu kein Sicht- noch Spiegel-Glaß/
Darff keinen Hammon nicht darum begruͤſſen/
Ein Glaß mit Wein gefuͤllt thut eben das.
Er darff kein kluges Weib von Cuma fragen/
Er wird vom Serapis umſonſt gehoͤrt.
Der Dreyfuß kan vielmehr die Warheit ſagen/
Als den die blinde Welt zu Delphis ehrt.
Will man gewiſſen Grund der Sach erfahren/
Man darff der Folter-Banck/ des Daͤumelns/ nicht;
Ein harter Sinn wird doch nichts offenbaren/
Es wird offt mehr durch Glimpff und Wein verricht.
Kein ſchlauer Hannibal darff Eßig guͤſſen/
Damit er einen Weg durch Felſen macht:
Im Fall man laͤſſet Wein die Fuͤlle fluͤſſen/
Wird gleiches Wunderwerck zuwege bracht.
Der feſte Diamant laͤſt ſich gewinnen/
So bald ihn uͤberſchwemmt der Boͤcke Blutt:
Iſts nicht das Trauben-Blutt/ das unſern Sinnen/
Wie ſteinern ſie auch ſeyn/ dergleichen thut?
Will man die Zier der Sprach und Red erheben/
Darff kein Quintilian zur Stelle ſeyn/
Kein Tullius Geſetz und Lehren geben;
Die beſte Redner-Kunſt iſt ein Glaß Wein.
Wer
g
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0677" n="97"/>
          <fw place="top" type="header">Vermi&#x017F;chte Gedichte.</fw><lb/>
          <lg n="17">
            <l>So muß zwey Hertzen auch ein Glaß verbinden/</l><lb/>
            <l>Ein Glaß gegebner Treu und Liebe Pfand/</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;ich nicht eher &#x017F;oll getrennet finden/</l><lb/>
            <l>Biß ihren Leib bedeckt der ku&#x0364;hle Sand.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="18">
            <l>Ein volles Glaß erwirbt uns tau&#x017F;end Knechte/</l><lb/>
            <l>Wenn uns &#x017F;on&#x017F;t einer kaum zum Dien&#x017F;t er&#x017F;cheint/</l><lb/>
            <l>Ein volles Glaß bringt Streit und Zorn zurechte/</l><lb/>
            <l>Ein Glaß verbindt den Freund/ ver&#x017F;o&#x0364;hnt den Feind.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="19">
            <l>Will un&#x017F;er Vorwitz das/ was heimlich/ wi&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Er darff hierzu kein Sicht- noch Spiegel-Glaß/</l><lb/>
            <l>Darff keinen Hammon nicht darum begru&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Ein Glaß mit Wein gefu&#x0364;llt thut eben das.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="20">
            <l>Er darff kein kluges Weib von Cuma fragen/</l><lb/>
            <l>Er wird vom Serapis um&#x017F;on&#x017F;t geho&#x0364;rt.</l><lb/>
            <l>Der Dreyfuß kan vielmehr die Warheit &#x017F;agen/</l><lb/>
            <l>Als den die blinde Welt zu Delphis ehrt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="21">
            <l>Will man gewi&#x017F;&#x017F;en Grund der Sach erfahren/</l><lb/>
            <l>Man darff der Folter-Banck/ des Da&#x0364;umelns/ nicht;</l><lb/>
            <l>Ein harter Sinn wird doch nichts offenbaren/</l><lb/>
            <l>Es wird offt mehr durch Glimpff und Wein verricht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="22">
            <l>Kein &#x017F;chlauer Hannibal darff Eßig gu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Damit er einen Weg durch Fel&#x017F;en macht:</l><lb/>
            <l>Im Fall man la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et Wein die Fu&#x0364;lle flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Wird gleiches Wunderwerck zuwege bracht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="23">
            <l>Der fe&#x017F;te Diamant la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ich gewinnen/</l><lb/>
            <l>So bald ihn u&#x0364;ber&#x017F;chwemmt der Bo&#x0364;cke Blutt:</l><lb/>
            <l>I&#x017F;ts nicht das Trauben-Blutt/ das un&#x017F;ern Sinnen/</l><lb/>
            <l>Wie &#x017F;teinern &#x017F;ie auch &#x017F;eyn/ dergleichen thut?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="24">
            <l>Will man die Zier der Sprach und Red erheben/</l><lb/>
            <l>Darff kein Quintilian zur Stelle &#x017F;eyn/</l><lb/>
            <l>Kein Tullius Ge&#x017F;etz und Lehren geben;</l><lb/>
            <l>Die be&#x017F;te Redner-Kun&#x017F;t i&#x017F;t ein Glaß Wein.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">g</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Wer</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[97/0677] Vermiſchte Gedichte. So muß zwey Hertzen auch ein Glaß verbinden/ Ein Glaß gegebner Treu und Liebe Pfand/ Die ſich nicht eher ſoll getrennet finden/ Biß ihren Leib bedeckt der kuͤhle Sand. Ein volles Glaß erwirbt uns tauſend Knechte/ Wenn uns ſonſt einer kaum zum Dienſt erſcheint/ Ein volles Glaß bringt Streit und Zorn zurechte/ Ein Glaß verbindt den Freund/ verſoͤhnt den Feind. Will unſer Vorwitz das/ was heimlich/ wiſſen/ Er darff hierzu kein Sicht- noch Spiegel-Glaß/ Darff keinen Hammon nicht darum begruͤſſen/ Ein Glaß mit Wein gefuͤllt thut eben das. Er darff kein kluges Weib von Cuma fragen/ Er wird vom Serapis umſonſt gehoͤrt. Der Dreyfuß kan vielmehr die Warheit ſagen/ Als den die blinde Welt zu Delphis ehrt. Will man gewiſſen Grund der Sach erfahren/ Man darff der Folter-Banck/ des Daͤumelns/ nicht; Ein harter Sinn wird doch nichts offenbaren/ Es wird offt mehr durch Glimpff und Wein verricht. Kein ſchlauer Hannibal darff Eßig guͤſſen/ Damit er einen Weg durch Felſen macht: Im Fall man laͤſſet Wein die Fuͤlle fluͤſſen/ Wird gleiches Wunderwerck zuwege bracht. Der feſte Diamant laͤſt ſich gewinnen/ So bald ihn uͤberſchwemmt der Boͤcke Blutt: Iſts nicht das Trauben-Blutt/ das unſern Sinnen/ Wie ſteinern ſie auch ſeyn/ dergleichen thut? Will man die Zier der Sprach und Red erheben/ Darff kein Quintilian zur Stelle ſeyn/ Kein Tullius Geſetz und Lehren geben; Die beſte Redner-Kunſt iſt ein Glaß Wein. Wer g

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das Exemplar enthält mehrere Werke. Herausgegeben… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/677
Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/677>, abgerufen am 22.11.2024.