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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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Vermischte Gedichte.
Hertzog Heinrichs Bart und Mutt
Macht ihn weit berühmt in Polen;
Sollman weiter Zeugnis holen/
Friedrich Rothbarts Helden-Siege
Keunt der Welsche zur Genüge/
Zeugt der Saracenen Blutt.
Den geförchten Janitschar
Zieret der beraste Knebel/
Wenn bey dem geschärfften Säbel
Die gekrümmten Haar auffsteigen/
Sich als Ygel-Stacheln zeigen/
Steht sein Gegner in Gefahr.
Haare sind der Weißheit Nest/
Socraten und viel Gesellen
Will ich dir zu Zeugen stellen/
Daß im klugen Grichen-Lande
Langer Bart beym Weisen-Stande
Sey der beste Schmuck gewest.
Sieht man nicht gantz Morgenland
Nur die Hutt der blöden Frauen
Glatt-bemäulter Wacht vertrauen/
Bärte/ Land und Haar regieren/
Weil/ die keine Bärte führen/
Nicht verdienen bessern Stand?
Nichts zeugt die Natur umsonst/
Bärte können manche Flecken/
Manches Mahl und Runtzel decken.
Fehlten Bärte den Balbiren
Würden sie viel Brod verlieren/
Lieber tragt den Bärten Gunst.


Es rede wer was weiß/ und welcher reden soll/
Von was er reden mag/ schau ob es stehe wohl/
Obs Ort und Zeit vergönnt/ obs Ehr und Recht ihn heist/
Obs ihm die Treu erlaubt. Wer Schweigens sich befleist/
Heist
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Vermiſchte Gedichte.
Hertzog Heinrichs Bart und Mutt
Macht ihn weit beruͤhmt in Polen;
Sollman weiter Zeugnis holen/
Friedrich Rothbarts Helden-Siege
Keunt der Welſche zur Genuͤge/
Zeugt der Saracenen Blutt.
Den gefoͤrchten Janitſchar
Zieret der beraſte Knebel/
Wenn bey dem geſchaͤrfften Saͤbel
Die gekruͤmmten Haar auffſteigen/
Sich als Ygel-Stacheln zeigen/
Steht ſein Gegner in Gefahr.
Haare ſind der Weißheit Neſt/
Socraten und viel Geſellen
Will ich dir zu Zeugen ſtellen/
Daß im klugen Grichen-Lande
Langer Bart beym Weiſen-Stande
Sey der beſte Schmuck geweſt.
Sieht man nicht gantz Morgenland
Nur die Hutt der bloͤden Frauen
Glatt-bemaͤulter Wacht vertrauen/
Baͤrte/ Land und Haar regieren/
Weil/ die keine Baͤrte fuͤhren/
Nicht verdienen beſſern Stand?
Nichts zeugt die Natur umſonſt/
Baͤrte koͤnnen manche Flecken/
Manches Mahl und Runtzel decken.
Fehlten Baͤrte den Balbiren
Wuͤrden ſie viel Brod verlieren/
Lieber tragt den Baͤrten Gunſt.


Es rede wer was weiß/ und welcher reden ſoll/
Von was er reden mag/ ſchau ob es ſtehe wohl/
Obs Ort und Zeit vergoͤnnt/ obs Ehr und Recht ihn heiſt/
Obs ihm die Treu erlaubt. Wer Schweigens ſich befleiſt/
Heiſt
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[89/0669] Vermiſchte Gedichte. Hertzog Heinrichs Bart und Mutt Macht ihn weit beruͤhmt in Polen; Sollman weiter Zeugnis holen/ Friedrich Rothbarts Helden-Siege Keunt der Welſche zur Genuͤge/ Zeugt der Saracenen Blutt. Den gefoͤrchten Janitſchar Zieret der beraſte Knebel/ Wenn bey dem geſchaͤrfften Saͤbel Die gekruͤmmten Haar auffſteigen/ Sich als Ygel-Stacheln zeigen/ Steht ſein Gegner in Gefahr. Haare ſind der Weißheit Neſt/ Socraten und viel Geſellen Will ich dir zu Zeugen ſtellen/ Daß im klugen Grichen-Lande Langer Bart beym Weiſen-Stande Sey der beſte Schmuck geweſt. Sieht man nicht gantz Morgenland Nur die Hutt der bloͤden Frauen Glatt-bemaͤulter Wacht vertrauen/ Baͤrte/ Land und Haar regieren/ Weil/ die keine Baͤrte fuͤhren/ Nicht verdienen beſſern Stand? Nichts zeugt die Natur umſonſt/ Baͤrte koͤnnen manche Flecken/ Manches Mahl und Runtzel decken. Fehlten Baͤrte den Balbiren Wuͤrden ſie viel Brod verlieren/ Lieber tragt den Baͤrten Gunſt. Es rede wer was weiß/ und welcher reden ſoll/ Von was er reden mag/ ſchau ob es ſtehe wohl/ Obs Ort und Zeit vergoͤnnt/ obs Ehr und Recht ihn heiſt/ Obs ihm die Treu erlaubt. Wer Schweigens ſich befleiſt/ Heiſt f 5

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/669>, abgerufen am 19.05.2024.