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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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Leichen-Gedichte.

Der müde Leib verschläfft/ der Geist darff nimmer fühlen
Die Stürme/ welche noch auff unsre Häubter zielen.

Rom ziert des Siegers Haubt mit grünen Lorberzweigen/
Durch saure Müh errang der Kämpffer seinen Preiß/
Die Ehre des Triumphs erworben Blutt und Schweiß;
Hat nicht die theure Seel izt gleichen Schmuck zu eigen?
Auff Streiten folget Sieg/ auff Arbeit Ruh und Lohn;
Sie träget beydes izt von GOtt bekrönt darvon/
Kan gegenwärtig sehn/ vor-wissen und genüssen/
Was wir im Schatten nur zu Trost und Hoffnung wissen.
Das Tuschwerck dieser Welt/ der ungewisse Schimmer
Verführet ferner ihr verklärtes Auge nicht:
Sein heller Leitstern ist das ungeschaffne Licht:
Vor war der enge Leib/ der Himmel izt/ ihr Zimmer.
Knallt hier die Mord-Carthaun/ und dräut des Säbels Wutt/
Kein Unfall ficht sie an/ kein Feind entführt ihr Gutt;
Wird hier der Mensch durch Streit und Sorgen abgezehret/
Ihr ist die volle Gnüg und süsse Ruh gewähret.
Die kurtze Lebens-Zeit durch kluge Thaten strecken/
Durch freye Tapfferkeit dem Tode beugen für/
Dem man entgegen geht/ ist deren beste Zier/
Die ihrer Eltern Schild zur Tugend soll erwecken.
So steckte der von HUND durch tugendhafften Lauff/
Bey seiner Ahnen Helm noch neue Nägeln auff/
Sein angeerbter Ruhm/ durch eignes Lob erhöhet/
Verfällt nicht/ weil die Welt und diese Grabschrifft stehet:
Der Tugend festen Grund legt ich in jungen Jahren:
Was meiner Ahnen Faust erwarb zu ihrer Zeit/
Das pflanzt ich weiter fort durch eigne Tapfferkeit;
Wie edel mein Gemütt/ hat Freund und Feind erfahren.
Ich diente sonder Scheu und treulich GOtt und Land/
Drum bot mir Gnad und Gunst von Hoch- und Niedern Hand.
Muß ich der Jahre satt/ das irdsche Leben schlüssen/
Viel Tugend-Nägeln solln aus meinem Grabe sprissen.
Frauen
c

Leichen-Gedichte.

Der muͤde Leib verſchlaͤfft/ der Geiſt darff nimmer fuͤhlen
Die Stuͤrme/ welche noch auff unſre Haͤubter zielen.

Rom ziert des Siegers Haubt mit gruͤnen Lorberzweigen/
Durch ſaure Muͤh errang der Kaͤmpffer ſeinen Preiß/
Die Ehre des Triumphs erworben Blutt und Schweiß;
Hat nicht die theure Seel izt gleichen Schmuck zu eigen?
Auff Streiten folget Sieg/ auff Arbeit Ruh und Lohn;
Sie traͤget beydes izt von GOtt bekroͤnt darvon/
Kan gegenwaͤrtig ſehn/ vor-wiſſen und genuͤſſen/
Was wir im Schatten nur zu Troſt und Hoffnung wiſſen.
Das Tuſchwerck dieſer Welt/ der ungewiſſe Schimmer
Verfuͤhret ferner ihr verklaͤrtes Auge nicht:
Sein heller Leitſtern iſt das ungeſchaffne Licht:
Vor war der enge Leib/ der Himmel izt/ ihr Zimmer.
Knallt hier die Mord-Carthaun/ und draͤut des Saͤbels Wutt/
Kein Unfall ficht ſie an/ kein Feind entfuͤhrt ihr Gutt;
Wird hier der Menſch durch Streit und Sorgen abgezehret/
Ihr iſt die volle Gnuͤg und ſuͤſſe Ruh gewaͤhret.
Die kurtze Lebens-Zeit durch kluge Thaten ſtrecken/
Durch freye Tapfferkeit dem Tode beugen fuͤr/
Dem man entgegen geht/ iſt deren beſte Zier/
Die ihrer Eltern Schild zur Tugend ſoll erwecken.
So ſteckte der von HUND durch tugendhafften Lauff/
Bey ſeiner Ahnen Helm noch neue Naͤgeln auff/
Sein angeerbter Ruhm/ durch eignes Lob erhoͤhet/
Verfaͤllt nicht/ weil die Welt und dieſe Grabſchrifft ſtehet:
Der Tugend feſten Grund legt ich in jungen Jahren:
Was meiner Ahnen Fauſt erwarb zu ihrer Zeit/
Das pflanzt ich weiter fort durch eigne Tapfferkeit;
Wie edel mein Gemuͤtt/ hat Freund und Feind erfahren.
Ich diente ſonder Scheu und treulich GOtt und Land/
Drum bot mir Gnad und Gunſt von Hoch- und Niedern Hand.
Muß ich der Jahre ſatt/ das irdſche Leben ſchluͤſſen/
Viel Tugend-Naͤgeln ſolln aus meinem Grabe ſpriſſen.
Frauen
c
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[33/0613] Leichen-Gedichte. Der muͤde Leib verſchlaͤfft/ der Geiſt darff nimmer fuͤhlen Die Stuͤrme/ welche noch auff unſre Haͤubter zielen. Rom ziert des Siegers Haubt mit gruͤnen Lorberzweigen/ Durch ſaure Muͤh errang der Kaͤmpffer ſeinen Preiß/ Die Ehre des Triumphs erworben Blutt und Schweiß; Hat nicht die theure Seel izt gleichen Schmuck zu eigen? Auff Streiten folget Sieg/ auff Arbeit Ruh und Lohn; Sie traͤget beydes izt von GOtt bekroͤnt darvon/ Kan gegenwaͤrtig ſehn/ vor-wiſſen und genuͤſſen/ Was wir im Schatten nur zu Troſt und Hoffnung wiſſen. Das Tuſchwerck dieſer Welt/ der ungewiſſe Schimmer Verfuͤhret ferner ihr verklaͤrtes Auge nicht: Sein heller Leitſtern iſt das ungeſchaffne Licht: Vor war der enge Leib/ der Himmel izt/ ihr Zimmer. Knallt hier die Mord-Carthaun/ und draͤut des Saͤbels Wutt/ Kein Unfall ficht ſie an/ kein Feind entfuͤhrt ihr Gutt; Wird hier der Menſch durch Streit und Sorgen abgezehret/ Ihr iſt die volle Gnuͤg und ſuͤſſe Ruh gewaͤhret. Die kurtze Lebens-Zeit durch kluge Thaten ſtrecken/ Durch freye Tapfferkeit dem Tode beugen fuͤr/ Dem man entgegen geht/ iſt deren beſte Zier/ Die ihrer Eltern Schild zur Tugend ſoll erwecken. So ſteckte der von HUND durch tugendhafften Lauff/ Bey ſeiner Ahnen Helm noch neue Naͤgeln auff/ Sein angeerbter Ruhm/ durch eignes Lob erhoͤhet/ Verfaͤllt nicht/ weil die Welt und dieſe Grabſchrifft ſtehet: Der Tugend feſten Grund legt ich in jungen Jahren: Was meiner Ahnen Fauſt erwarb zu ihrer Zeit/ Das pflanzt ich weiter fort durch eigne Tapfferkeit; Wie edel mein Gemuͤtt/ hat Freund und Feind erfahren. Ich diente ſonder Scheu und treulich GOtt und Land/ Drum bot mir Gnad und Gunſt von Hoch- und Niedern Hand. Muß ich der Jahre ſatt/ das irdſche Leben ſchluͤſſen/ Viel Tugend-Naͤgeln ſolln aus meinem Grabe ſpriſſen. Frauen c

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/613>, abgerufen am 19.05.2024.