Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.Himmel-Schlüssel. Ob man den Leib zur Würme Kost begräbet/So weiß ich doch/ daß mein Erlöser lebet. Ich bin gewiß/ daß mein Erlöser lebt/ Vor dessen Thron die reine Seele schwebt/ Die durch sein Blutt gewaschen ist von Sünden/ Die Noth und Tod aus seiner Hand nicht winden. Ich bin gewiß/ daß mein Erlöser lebt/ Der meinen Leib aus seiner Asch' erhebt/ Der meine Bein' erfüllt mit neuen Kräfften/ Und diese Haut/ diß Fleisch daran wird hefften. Ich bin gewiß/ daß mein Erlöser lebt/ An dem mein Aug' und gantzes Hertze klebt/ Mein Auge/ das nicht fremdem Auge trauet/ Das GOtt ihm selbst/ und keinem andern/ schauet. Wie selig/ wer diß ungeschaffne Licht Kan sehen mit verklärtem Angesicht/ Besizt/ wornach manch gläubigs Hertze strebet/ Und sieht und weiß/ daß sein Erlöser lebet! Freue dich/ bekränckte Seele/ Die gewünschte Zeit ist hier/ Da du aus der finstern Höle Deines Leibes brichst herfür/ Da du aller Sorge loß/ Die dich in der Welt umschloß/ Aller Bande frey solt gehen Wo viel tausend Engel stehen. Zwar die matten Glieder klagen/ Daß du sie verlassen wilt/ Und dein Auge sieht mit Zagen/ Das verhaßte Todes-Bild/ Was dir Blutt und Mutt verband/ Nezt
Himmel-Schluͤſſel. Ob man den Leib zur Wuͤrme Koſt begraͤbet/So weiß ich doch/ daß mein Erloͤſer lebet. Ich bin gewiß/ daß mein Erloͤſer lebt/ Vor deſſen Thron die reine Seele ſchwebt/ Die durch ſein Blutt gewaſchen iſt von Suͤnden/ Die Noth und Tod aus ſeiner Hand nicht winden. Ich bin gewiß/ daß mein Erloͤſer lebt/ Der meinen Leib aus ſeiner Aſch’ erhebt/ Der meine Bein’ erfuͤllt mit neuen Kraͤfften/ Und dieſe Haut/ diß Fleiſch daran wird hefften. Ich bin gewiß/ daß mein Erloͤſer lebt/ An dem mein Aug’ und gantzes Hertze klebt/ Mein Auge/ das nicht fremdem Auge trauet/ Das GOtt ihm ſelbſt/ und keinem andern/ ſchauet. Wie ſelig/ wer diß ungeſchaffne Licht Kan ſehen mit verklaͤrtem Angeſicht/ Beſizt/ wornach manch glaͤubigs Hertze ſtrebet/ Und ſieht und weiß/ daß ſein Erloͤſer lebet! Freue dich/ bekraͤnckte Seele/ Die gewuͤnſchte Zeit iſt hier/ Da du aus der finſtern Hoͤle Deines Leibes brichſt herfuͤr/ Da du aller Sorge loß/ Die dich in der Welt umſchloß/ Aller Bande frey ſolt gehen Wo viel tauſend Engel ſtehen. Zwar die matten Glieder klagen/ Daß du ſie verlaſſen wilt/ Und dein Auge ſieht mit Zagen/ Das verhaßte Todes-Bild/ Was dir Blutt und Mutt verband/ Nezt
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <lg n="8"> <pb facs="#f0544" n="124"/> <fw place="top" type="header">Himmel-Schluͤſſel.</fw><lb/> <l>Ob man den Leib zur Wuͤrme Koſt begraͤbet/</l><lb/> <l>So weiß ich doch/ daß mein Erloͤſer lebet.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Ich bin gewiß/ daß mein Erloͤſer lebt/</l><lb/> <l>Vor deſſen Thron die reine Seele ſchwebt/</l><lb/> <l>Die durch ſein Blutt gewaſchen iſt von Suͤnden/</l><lb/> <l>Die Noth und Tod aus ſeiner Hand nicht winden.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Ich bin gewiß/ daß mein Erloͤſer lebt/</l><lb/> <l>Der meinen Leib aus ſeiner Aſch’ erhebt/</l><lb/> <l>Der meine Bein’ erfuͤllt mit neuen Kraͤfften/</l><lb/> <l>Und dieſe Haut/ diß Fleiſch daran wird hefften.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Ich bin gewiß/ daß mein Erloͤſer lebt/</l><lb/> <l>An dem mein Aug’ und gantzes Hertze klebt/</l><lb/> <l>Mein Auge/ das nicht fremdem Auge trauet/</l><lb/> <l>Das GOtt ihm ſelbſt/ und keinem andern/ ſchauet.</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Wie ſelig/ wer diß ungeſchaffne Licht</l><lb/> <l>Kan ſehen mit verklaͤrtem Angeſicht/</l><lb/> <l>Beſizt/ wornach manch glaͤubigs Hertze ſtrebet/</l><lb/> <l>Und ſieht und weiß/ daß ſein Erloͤſer lebet!</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">F</hi>reue dich/ bekraͤnckte Seele/</l><lb/> <l>Die gewuͤnſchte Zeit iſt hier/</l><lb/> <l>Da du aus der finſtern Hoͤle</l><lb/> <l>Deines Leibes brichſt herfuͤr/</l><lb/> <l>Da du aller Sorge loß/</l><lb/> <l>Die dich in der Welt umſchloß/</l><lb/> <l>Aller Bande frey ſolt gehen</l><lb/> <l>Wo viel tauſend Engel ſtehen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Zwar die matten Glieder klagen/</l><lb/> <l>Daß du ſie verlaſſen wilt/</l><lb/> <l>Und dein Auge ſieht mit Zagen/</l><lb/> <l>Das verhaßte Todes-Bild/</l><lb/> <l>Was dir Blutt und Mutt verband/</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Nezt</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [124/0544]
Himmel-Schluͤſſel.
Ob man den Leib zur Wuͤrme Koſt begraͤbet/
So weiß ich doch/ daß mein Erloͤſer lebet.
Ich bin gewiß/ daß mein Erloͤſer lebt/
Vor deſſen Thron die reine Seele ſchwebt/
Die durch ſein Blutt gewaſchen iſt von Suͤnden/
Die Noth und Tod aus ſeiner Hand nicht winden.
Ich bin gewiß/ daß mein Erloͤſer lebt/
Der meinen Leib aus ſeiner Aſch’ erhebt/
Der meine Bein’ erfuͤllt mit neuen Kraͤfften/
Und dieſe Haut/ diß Fleiſch daran wird hefften.
Ich bin gewiß/ daß mein Erloͤſer lebt/
An dem mein Aug’ und gantzes Hertze klebt/
Mein Auge/ das nicht fremdem Auge trauet/
Das GOtt ihm ſelbſt/ und keinem andern/ ſchauet.
Wie ſelig/ wer diß ungeſchaffne Licht
Kan ſehen mit verklaͤrtem Angeſicht/
Beſizt/ wornach manch glaͤubigs Hertze ſtrebet/
Und ſieht und weiß/ daß ſein Erloͤſer lebet!
Freue dich/ bekraͤnckte Seele/
Die gewuͤnſchte Zeit iſt hier/
Da du aus der finſtern Hoͤle
Deines Leibes brichſt herfuͤr/
Da du aller Sorge loß/
Die dich in der Welt umſchloß/
Aller Bande frey ſolt gehen
Wo viel tauſend Engel ſtehen.
Zwar die matten Glieder klagen/
Daß du ſie verlaſſen wilt/
Und dein Auge ſieht mit Zagen/
Das verhaßte Todes-Bild/
Was dir Blutt und Mutt verband/
Nezt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/544 |
Zitationshilfe: | Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/544>, abgerufen am 26.07.2024. |