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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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Himmel-Schlüssel.


Ich soll nunmehr die Schrecken-reiche Bahn/
Die keiner kömmt zurücke/ treten an/
Die Seele bebt/ das Hertze will erkalten/
Doch JEsus wird mich auch im Tod erhalten.
Ein schmaler Weg voll Dornen/ Sand und Stein
Führt mich durch Berg und Thal in Himmel ein/
Doch JEsus hat mir schon die Bahn gebrochen/
Viel Väter sind ihm freudig nachgekrochen.
Entgleitet mir der Ohnmachts-volle Fuß/
Der allbereit von unten sterben muß/
Ich falle nicht/ weil ich zum Stul und Stabe
Des HErren Creutz und offne Seiten habe.
Er ist der Arzt/ der mit durchgrabner Hand/
Befühlet wie mein schwacher Pulß bewand/
Sein theures Blutt/ das er mir selbst verschreibet/
Macht/ daß man auch im Tode lebend bleibet.
Sein Liebes-Brand entzündt der Glieder Eiß/
Sein kühler Trost wischt ab den Todes-Schweiß/
Sein süsses Wort bestillt mein kläglich Aechzen/
Sein Myrrhen-Tranck der matten Seelen Lechzen.
Die Zunge schweigt/ das Hertze glaubt und hofft/
Ich höre nichts/ als wie mir JEsus rufft/
Ich sehe nichts/ als wie mich JEsus führet/
Wo ewge Lust und Wonne wird gespüret.
Wer wolte nicht mit Freuden folgen nach?
Besucht der Leib sein kaltes Schlaff-Gemach/
Er wird auch da des HErren Erde finden/
Und ihn der HErr/ wenn alle Welt muß schwinden.
Drum ob der Tod mich auff die Folter zieht/
Ob Schmertz und Weh durchgehen iedes Glied/
Ob
Himmel-Schluͤſſel.


Ich ſoll nunmehr die Schrecken-reiche Bahn/
Die keiner koͤmmt zuruͤcke/ treten an/
Die Seele bebt/ das Hertze will erkalten/
Doch JEſus wird mich auch im Tod erhalten.
Ein ſchmaler Weg voll Dornen/ Sand und Stein
Fuͤhrt mich durch Berg und Thal in Himmel ein/
Doch JEſus hat mir ſchon die Bahn gebrochen/
Viel Vaͤter ſind ihm freudig nachgekrochen.
Entgleitet mir der Ohnmachts-volle Fuß/
Der allbereit von unten ſterben muß/
Ich falle nicht/ weil ich zum Stul und Stabe
Des HErren Creutz und offne Seiten habe.
Er iſt der Arzt/ der mit durchgrabner Hand/
Befuͤhlet wie mein ſchwacher Pulß bewand/
Sein theures Blutt/ das er mir ſelbſt verſchreibet/
Macht/ daß man auch im Tode lebend bleibet.
Sein Liebes-Brand entzuͤndt der Glieder Eiß/
Sein kuͤhler Troſt wiſcht ab den Todes-Schweiß/
Sein ſuͤſſes Wort beſtillt mein klaͤglich Aechzen/
Sein Myrrhen-Tranck der matten Seelen Lechzen.
Die Zunge ſchweigt/ das Hertze glaubt und hofft/
Ich hoͤre nichts/ als wie mir JEſus rufft/
Ich ſehe nichts/ als wie mich JEſus fuͤhret/
Wo ewge Luſt und Wonne wird geſpuͤret.
Wer wolte nicht mit Freuden folgen nach?
Beſucht der Leib ſein kaltes Schlaff-Gemach/
Er wird auch da des HErren Erde finden/
Und ihn der HErr/ wenn alle Welt muß ſchwinden.
Drum ob der Tod mich auff die Folter zieht/
Ob Schmertz und Weh durchgehen iedes Glied/
Ob
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[123/0543] Himmel-Schluͤſſel. Ich ſoll nunmehr die Schrecken-reiche Bahn/ Die keiner koͤmmt zuruͤcke/ treten an/ Die Seele bebt/ das Hertze will erkalten/ Doch JEſus wird mich auch im Tod erhalten. Ein ſchmaler Weg voll Dornen/ Sand und Stein Fuͤhrt mich durch Berg und Thal in Himmel ein/ Doch JEſus hat mir ſchon die Bahn gebrochen/ Viel Vaͤter ſind ihm freudig nachgekrochen. Entgleitet mir der Ohnmachts-volle Fuß/ Der allbereit von unten ſterben muß/ Ich falle nicht/ weil ich zum Stul und Stabe Des HErren Creutz und offne Seiten habe. Er iſt der Arzt/ der mit durchgrabner Hand/ Befuͤhlet wie mein ſchwacher Pulß bewand/ Sein theures Blutt/ das er mir ſelbſt verſchreibet/ Macht/ daß man auch im Tode lebend bleibet. Sein Liebes-Brand entzuͤndt der Glieder Eiß/ Sein kuͤhler Troſt wiſcht ab den Todes-Schweiß/ Sein ſuͤſſes Wort beſtillt mein klaͤglich Aechzen/ Sein Myrrhen-Tranck der matten Seelen Lechzen. Die Zunge ſchweigt/ das Hertze glaubt und hofft/ Ich hoͤre nichts/ als wie mir JEſus rufft/ Ich ſehe nichts/ als wie mich JEſus fuͤhret/ Wo ewge Luſt und Wonne wird geſpuͤret. Wer wolte nicht mit Freuden folgen nach? Beſucht der Leib ſein kaltes Schlaff-Gemach/ Er wird auch da des HErren Erde finden/ Und ihn der HErr/ wenn alle Welt muß ſchwinden. Drum ob der Tod mich auff die Folter zieht/ Ob Schmertz und Weh durchgehen iedes Glied/ Ob

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/543>, abgerufen am 15.06.2024.