Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.Himmel-Schlüssel. Mein Thun gleicht leichten Spinnenweben/Und kan mir keine Kleidung geben. Weg mit geborgtem Schmuck und eigner Flecken Kleide/ Mein JEsus beut mir an die Rosin-rothe Seide/ Durch sein selbst eigen Blutt gefärbt ans Creutzes Stamm. Ward nicht das erste Kleid/ (er ist das reine Lamm Für mich von Anbeginn geschlacht:) Durch GOtt von Fellen selbst gemacht? In sein Verdienst will ich mich kleiden/ Und so getrost von hinnen scheiden. Uber die Worte: Ich armer Mensch/ wer will mich erlösen von dem Leibe dieses Todes. Wer macht mich armen Kloß der Erde Vom Leibe dieses Todes frey? Wenn kömmt die göldne Zeit herbey/ Daß ich erlöst und ruhig werde/ Daß Sünde/ Noth und Kümmernisse Sich legen unter meine Füsse? Wie matt ist meine krancke Seele/ Der Sünden Aussatz greifft sie an/ Daß sie sich nicht erholen kan; Ihr dräut die finstre Schlangen-Höle/ Die ewig heissen Schweiß erwecket/ Und dennoch nicht das Gifft ablecket. Richts wird an ihr gesund erfunden/ Voll Schmertzen ist der sieche Geist/ Der Thorheits-Wunden Eiter beist/ Die nicht gehefftet noch verbunden/ Von Füssen an biß zu der Scheitel Ist sie bekränckt/ verderbt und eitel. Will sie sich manchmahl gleich gewinnen/ Aus Delilens verdammter Schoß Mit
Himmel-Schluͤſſel. Mein Thun gleicht leichten Spinnenweben/Und kan mir keine Kleidung geben. Weg mit geborgtem Schmuck und eigner Flecken Kleide/ Mein JEſus beut mir an die Roſin-rothe Seide/ Durch ſein ſelbſt eigen Blutt gefaͤrbt ans Creutzes Stamm. Ward nicht das erſte Kleid/ (er iſt das reine Lamm Fuͤr mich von Anbeginn geſchlacht:) Durch GOtt von Fellen ſelbſt gemacht? In ſein Verdienſt will ich mich kleiden/ Und ſo getroſt von hinnen ſcheiden. Uber die Worte: Ich armer Menſch/ wer will mich erloͤſen von dem Leibe dieſes Todes. Wer macht mich armen Kloß der Erde Vom Leibe dieſes Todes frey? Wenn koͤmmt die goͤldne Zeit herbey/ Daß ich erloͤſt und ruhig werde/ Daß Suͤnde/ Noth und Kuͤmmerniſſe Sich legen unter meine Fuͤſſe? Wie matt iſt meine krancke Seele/ Der Suͤnden Auſſatz greifft ſie an/ Daß ſie ſich nicht erholen kan; Ihr draͤut die finſtre Schlangen-Hoͤle/ Die ewig heiſſen Schweiß erwecket/ Und dennoch nicht das Gifft ablecket. Richts wird an ihr geſund erfunden/ Voll Schmertzen iſt der ſieche Geiſt/ Der Thorheits-Wunden Eiter beiſt/ Die nicht gehefftet noch verbunden/ Von Fuͤſſen an biß zu der Scheitel Iſt ſie bekraͤnckt/ verderbt und eitel. Will ſie ſich manchmahl gleich gewinnen/ Aus Delilens verdammter Schoß Mit
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Himmel-Schluͤſſel.
Mein Thun gleicht leichten Spinnenweben/
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Mein JEſus beut mir an die Roſin-rothe Seide/
Durch ſein ſelbſt eigen Blutt gefaͤrbt ans Creutzes Stamm.
Ward nicht das erſte Kleid/ (er iſt das reine Lamm
Fuͤr mich von Anbeginn geſchlacht:)
Durch GOtt von Fellen ſelbſt gemacht?
In ſein Verdienſt will ich mich kleiden/
Und ſo getroſt von hinnen ſcheiden.
Uber die Worte:
Ich armer Menſch/ wer will mich erloͤſen
von dem Leibe dieſes Todes.
Wer macht mich armen Kloß der Erde
Vom Leibe dieſes Todes frey?
Wenn koͤmmt die goͤldne Zeit herbey/
Daß ich erloͤſt und ruhig werde/
Daß Suͤnde/ Noth und Kuͤmmerniſſe
Sich legen unter meine Fuͤſſe?
Wie matt iſt meine krancke Seele/
Der Suͤnden Auſſatz greifft ſie an/
Daß ſie ſich nicht erholen kan;
Ihr draͤut die finſtre Schlangen-Hoͤle/
Die ewig heiſſen Schweiß erwecket/
Und dennoch nicht das Gifft ablecket.
Richts wird an ihr geſund erfunden/
Voll Schmertzen iſt der ſieche Geiſt/
Der Thorheits-Wunden Eiter beiſt/
Die nicht gehefftet noch verbunden/
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