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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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Ehren-Gedächtniß.
Beter für sie alle bey GOtt und Menschen gewesen; dessen
schrifftlich in sehr devoter Poesi verfaßte Lebens-Historie und
die an hohen Orten bey irrdischen Majestäten ihrent wegen
vorgetragene Special-Angelegenheiten hiervon zur Gnüge
zeugen. Lassen sie sich die Wege des HErrn an ihren beyden
Todten nun auch gefallen/ und beschauen den gerechten Rath-
Schluß ihres GOttes in gläubiger Gelassenheit/ indenck
des Wahl-Spruches unsers seligen Herrn Landes-Bestell-
ten:

Viel sehn und über nichts sich wundern/ ist mein Schluß.

Das ist: viel Wunder-Wege GOttes sehen an den Seini-
gen/ aber dabey GOtt vertrauen/ ist was Vortreffliches. Er-
leben sie dermahleinst ihre lezte Hinfahrt/ so dencken sie an
Joseph und Assenath/ und bitten von GOtt/ daß er derglei-
chen selige und glückselige Todes-Begebenheiten sie auch wol-
le empfinden lassen.

Unser Vaterland hat gnugsame Ursache einen so raren
Patrioten zu bejammern/ von welchem es in vielen Stücken
hieß/ wie dorten Pharao sagte: Omnis populus ad os tuum
osculabitur.
So war es auch/ so lange er lebete. Wer hat
in diesen Gegenden unsern vollkommenen Staats-Mann ge-
kennet/ der dessen Mund/ ich wolte sagen/ die fertigsten Con-
silia
nicht geküsset hätte. Und wie weiland fast in der gan-
tzen Welt/ also rieff man in diesem Lande immerfort: Ite ad
Josephum.
Ich glaube/ unser Fürstenthum würde Schatzes
genung in ihren Schatz-Kasten gehabt haben/ wenn es diesen
seinen Abschatz nur behalten mögen: Denn es war eitel
Segen/ was dieser Joseph vorhatte. Nachdem aber der ge-
rechte GOtt es nun sehr ändern wollen/ müssen wir uns in
Gedult vergnügen an der Ehrenwerthen Verwahrung seiner
Gebeine und danckbaren Vergeltung in dessen Nachkom-
men.

Glückseliges Gottes-Hauß! welches heute den Nah-
men eines Königlichen Schatz-Hauses verdienet/ nachdem
gantz Liegnitz seinen Abschatz in Josephs und Assenath Ge-
beinen allhier zur Verwahrung übergiebet. Diese Leichen-

Ka-

Ehren-Gedaͤchtniß.
Beter fuͤr ſie alle bey GOtt und Menſchen geweſen; deſſen
ſchrifftlich in ſehr devoter Poëſi verfaßte Lebens-Hiſtorie und
die an hohen Orten bey irrdiſchen Majeſtaͤten ihrent wegen
vorgetragene Special-Angelegenheiten hiervon zur Gnuͤge
zeugen. Laſſen ſie ſich die Wege des HErrn an ihren beyden
Todten nun auch gefallen/ und beſchauen den gerechten Rath-
Schluß ihres GOttes in glaͤubiger Gelaſſenheit/ indenck
des Wahl-Spruches unſers ſeligen Herrn Landes-Beſtell-
ten:

Viel ſehn und uͤber nichts ſich wundern/ iſt mein Schluß.

Das iſt: viel Wunder-Wege GOttes ſehen an den Seini-
gen/ aber dabey GOtt vertrauen/ iſt was Vortreffliches. Er-
leben ſie dermahleinſt ihre lezte Hinfahrt/ ſo dencken ſie an
Joſeph und Aſſenath/ und bitten von GOtt/ daß er derglei-
chen ſelige und gluͤckſelige Todes-Begebenheiten ſie auch wol-
le empfinden laſſen.

Unſer Vaterland hat gnugſame Urſache einen ſo raren
Patrioten zu bejammern/ von welchem es in vielen Stuͤcken
hieß/ wie dorten Pharao ſagte: Omnis populus ad os tuum
oſculabitur.
So war es auch/ ſo lange er lebete. Wer hat
in dieſen Gegenden unſern vollkommenen Staats-Mann ge-
kennet/ der deſſen Mund/ ich wolte ſagen/ die fertigſten Con-
ſilia
nicht gekuͤſſet haͤtte. Und wie weiland faſt in der gan-
tzen Welt/ alſo rieff man in dieſem Lande immerfort: Ite ad
Joſephum.
Ich glaube/ unſer Fuͤrſtenthum wuͤrde Schatzes
genung in ihren Schatz-Kaſten gehabt haben/ wenn es dieſen
ſeinen Abſchatz nur behalten moͤgen: Denn es war eitel
Segen/ was dieſer Joſeph vorhatte. Nachdem aber der ge-
rechte GOtt es nun ſehr aͤndern wollen/ muͤſſen wir uns in
Gedult vergnuͤgen an der Ehrenwerthen Verwahrung ſeiner
Gebeine und danckbaren Vergeltung in deſſen Nachkom-
men.

Gluͤckſeliges Gottes-Hauß! welches heute den Nah-
men eines Koͤniglichen Schatz-Hauſes verdienet/ nachdem
gantz Liegnitz ſeinen Abſchatz in Joſephs und Aſſenath Ge-
beinen allhier zur Verwahrung uͤbergiebet. Dieſe Leichen-

Ka-
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[27/0047] Ehren-Gedaͤchtniß. Beter fuͤr ſie alle bey GOtt und Menſchen geweſen; deſſen ſchrifftlich in ſehr devoter Poëſi verfaßte Lebens-Hiſtorie und die an hohen Orten bey irrdiſchen Majeſtaͤten ihrent wegen vorgetragene Special-Angelegenheiten hiervon zur Gnuͤge zeugen. Laſſen ſie ſich die Wege des HErrn an ihren beyden Todten nun auch gefallen/ und beſchauen den gerechten Rath- Schluß ihres GOttes in glaͤubiger Gelaſſenheit/ indenck des Wahl-Spruches unſers ſeligen Herrn Landes-Beſtell- ten: Viel ſehn und uͤber nichts ſich wundern/ iſt mein Schluß. Das iſt: viel Wunder-Wege GOttes ſehen an den Seini- gen/ aber dabey GOtt vertrauen/ iſt was Vortreffliches. Er- leben ſie dermahleinſt ihre lezte Hinfahrt/ ſo dencken ſie an Joſeph und Aſſenath/ und bitten von GOtt/ daß er derglei- chen ſelige und gluͤckſelige Todes-Begebenheiten ſie auch wol- le empfinden laſſen. Unſer Vaterland hat gnugſame Urſache einen ſo raren Patrioten zu bejammern/ von welchem es in vielen Stuͤcken hieß/ wie dorten Pharao ſagte: Omnis populus ad os tuum oſculabitur. So war es auch/ ſo lange er lebete. Wer hat in dieſen Gegenden unſern vollkommenen Staats-Mann ge- kennet/ der deſſen Mund/ ich wolte ſagen/ die fertigſten Con- ſilia nicht gekuͤſſet haͤtte. Und wie weiland faſt in der gan- tzen Welt/ alſo rieff man in dieſem Lande immerfort: Ite ad Joſephum. Ich glaube/ unſer Fuͤrſtenthum wuͤrde Schatzes genung in ihren Schatz-Kaſten gehabt haben/ wenn es dieſen ſeinen Abſchatz nur behalten moͤgen: Denn es war eitel Segen/ was dieſer Joſeph vorhatte. Nachdem aber der ge- rechte GOtt es nun ſehr aͤndern wollen/ muͤſſen wir uns in Gedult vergnuͤgen an der Ehrenwerthen Verwahrung ſeiner Gebeine und danckbaren Vergeltung in deſſen Nachkom- men. Gluͤckſeliges Gottes-Hauß! welches heute den Nah- men eines Koͤniglichen Schatz-Hauſes verdienet/ nachdem gantz Liegnitz ſeinen Abſchatz in Joſephs und Aſſenath Ge- beinen allhier zur Verwahrung uͤbergiebet. Dieſe Leichen- Ka-

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/47>, abgerufen am 24.11.2024.