Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.Himmel-Schlüssel. Und in gesaltzner Flutt der Thränen-See erträncket:Der Nachen führet uns in sichern Hafen ein/ Wenn das geraume Schiff des Himmels und der Erden Am grossen Tage wird des Feuers Beute werden. Hier liegt dein armes Volck/ o viel erzürnter GOtt! In wahrer Reu und Leyd für deinem hohen Throne/ Wir bitten: strenger HErr und liebster Vater/ schone/ Verschon und wende weg die angedräute Noth: Und soll ja unser Leib nach deinem Willen büssen/ So laß die Seele doch sich frey und sicher wissen. Zeit-Gedancken. Seel ewig/ wer die Zeit in Acht nimmt in der Zeit/Bereitet ihm die Bahn zur frohen Ewigkeit. Zeit und Ewigkeit. ZUr Stunde düstrer Mitternacht/ Wenn alles schläfft/ mein Auge wacht/ Erweg' ich/ wie die Zeit wegeilt/ Die unser kurtzes Leben theilt. Ein Tag ist lang/ wenn Schmertz und Noth Wird unser hartes Wochen-Brod: Wie schwer die Angst und Arbeit sey/ Geht Woch und Tag doch bald fürbey. In Monat theilet sich das Jahr/ Doch wird man unverhofft gewahr/ Wie dieser kömmt und jener weicht/ Biß Jahr und Leben mit verstreicht. Trau/ Seele/ keiner Stunde nicht! Du weist nicht/ wenn das Leben bricht/ Und nimmst doch durch die kurtze Zeit Den Weg zur langen Ewigkeit. Ein
Himmel-Schluͤſſel. Und in geſaltzner Flutt der Thraͤnen-See ertraͤncket:Der Nachen fuͤhret uns in ſichern Hafen ein/ Wenn das geraume Schiff des Himmels und der Erden Am groſſen Tage wird des Feuers Beute werden. Hier liegt dein armes Volck/ o viel erzuͤrnter GOtt! In wahrer Reu und Leyd fuͤr deinem hohen Throne/ Wir bitten: ſtrenger HErr und liebſter Vater/ ſchone/ Verſchon und wende weg die angedraͤute Noth: Und ſoll ja unſer Leib nach deinem Willen buͤſſen/ So laß die Seele doch ſich frey und ſicher wiſſen. Zeit-Gedancken. Seel ewig/ wer die Zeit in Acht nimmt in der Zeit/Bereitet ihm die Bahn zur frohen Ewigkeit. Zeit und Ewigkeit. ZUr Stunde duͤſtrer Mitternacht/ Wenn alles ſchlaͤfft/ mein Auge wacht/ Erweg’ ich/ wie die Zeit wegeilt/ Die unſer kurtzes Leben theilt. Ein Tag iſt lang/ wenn Schmertz und Noth Wird unſer hartes Wochen-Brod: Wie ſchwer die Angſt und Arbeit ſey/ Geht Woch und Tag doch bald fuͤrbey. In Monat theilet ſich das Jahr/ Doch wird man unverhofft gewahr/ Wie dieſer koͤmmt und jener weicht/ Biß Jahr und Leben mit verſtreicht. Trau/ Seele/ keiner Stunde nicht! Du weiſt nicht/ wenn das Leben bricht/ Und nimmſt doch durch die kurtze Zeit Den Weg zur langen Ewigkeit. Ein
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="6"> <pb facs="#f0454" n="34"/> <fw place="top" type="header">Himmel-Schluͤſſel.</fw><lb/> <l>Und in geſaltzner Flutt der Thraͤnen-See ertraͤncket:</l><lb/> <l>Der Nachen fuͤhret uns in ſichern Hafen ein/</l><lb/> <l>Wenn das geraume Schiff des Himmels und der Erden</l><lb/> <l>Am groſſen Tage wird des Feuers Beute werden.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Hier liegt dein armes Volck/ o viel erzuͤrnter GOtt!</l><lb/> <l>In wahrer Reu und Leyd fuͤr deinem hohen Throne/</l><lb/> <l>Wir bitten: ſtrenger HErr und liebſter Vater/ ſchone/</l><lb/> <l>Verſchon und wende weg die angedraͤute Noth:</l><lb/> <l>Und ſoll ja unſer Leib nach deinem Willen buͤſſen/</l><lb/> <l>So laß die Seele doch ſich frey und ſicher wiſſen.</l> </lg> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Zeit-Gedancken.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">S</hi>eel ewig/ wer die Zeit in Acht nimmt in der Zeit/</l><lb/> <l>Bereitet ihm die Bahn zur frohen Ewigkeit.</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Zeit und Ewigkeit.</hi> </head><lb/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">Z</hi>Ur Stunde duͤſtrer Mitternacht/</l><lb/> <l>Wenn alles ſchlaͤfft/ mein Auge wacht/</l><lb/> <l>Erweg’ ich/ wie die Zeit wegeilt/</l><lb/> <l>Die unſer kurtzes Leben theilt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l><hi rendition="#fr">E</hi>in Tag iſt lang/ wenn Schmertz und Noth</l><lb/> <l>Wird unſer hartes Wochen-Brod:</l><lb/> <l>Wie ſchwer die Angſt und Arbeit ſey/</l><lb/> <l>Geht Woch und Tag doch bald fuͤrbey.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l><hi rendition="#fr">I</hi>n Monat theilet ſich das Jahr/</l><lb/> <l>Doch wird man unverhofft gewahr/</l><lb/> <l>Wie dieſer koͤmmt und jener weicht/</l><lb/> <l>Biß Jahr und Leben mit verſtreicht.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l><hi rendition="#fr">T</hi>rau/ Seele/ keiner Stunde nicht!</l><lb/> <l>Du weiſt nicht/ wenn das Leben bricht/</l><lb/> <l>Und nimmſt doch durch die kurtze Zeit</l><lb/> <l>Den Weg zur langen Ewigkeit.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Ein</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [34/0454]
Himmel-Schluͤſſel.
Und in geſaltzner Flutt der Thraͤnen-See ertraͤncket:
Der Nachen fuͤhret uns in ſichern Hafen ein/
Wenn das geraume Schiff des Himmels und der Erden
Am groſſen Tage wird des Feuers Beute werden.
Hier liegt dein armes Volck/ o viel erzuͤrnter GOtt!
In wahrer Reu und Leyd fuͤr deinem hohen Throne/
Wir bitten: ſtrenger HErr und liebſter Vater/ ſchone/
Verſchon und wende weg die angedraͤute Noth:
Und ſoll ja unſer Leib nach deinem Willen buͤſſen/
So laß die Seele doch ſich frey und ſicher wiſſen.
Zeit-Gedancken.
Seel ewig/ wer die Zeit in Acht nimmt in der Zeit/
Bereitet ihm die Bahn zur frohen Ewigkeit.
Zeit und Ewigkeit.
ZUr Stunde duͤſtrer Mitternacht/
Wenn alles ſchlaͤfft/ mein Auge wacht/
Erweg’ ich/ wie die Zeit wegeilt/
Die unſer kurtzes Leben theilt.
Ein Tag iſt lang/ wenn Schmertz und Noth
Wird unſer hartes Wochen-Brod:
Wie ſchwer die Angſt und Arbeit ſey/
Geht Woch und Tag doch bald fuͤrbey.
In Monat theilet ſich das Jahr/
Doch wird man unverhofft gewahr/
Wie dieſer koͤmmt und jener weicht/
Biß Jahr und Leben mit verſtreicht.
Trau/ Seele/ keiner Stunde nicht!
Du weiſt nicht/ wenn das Leben bricht/
Und nimmſt doch durch die kurtze Zeit
Den Weg zur langen Ewigkeit.
Ein
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDas Exemplar enthält mehrere Werke. Herausgegeben… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |